Gesundes Wohnklima
Die meiste Zeit des Tages verbringen wir in Räumen, je nach Beruf und Alter bis zu 20 Stunden täglich, Kinder laut Studien 14 bis 19 Stunden. Umso wichtiger ist es, dass dort ein gutes Raumklima herrscht. Das lässt sich gut beeinflussen. Das A und O gegen dicke Luft zu Hause ist regelmäßiges Lüften. Allerdings klaffen hier Expertenempfehlung und Realität weit auseinander. Um tatsächlich immer gute Luft zu haben, müsste man theoretisch alle zwei Stunden für 15 min lüften. Das kann im Alltag kaum einer umsetzen. Daher empfehlen Fachleute, wo es möglich ist, eine Lüftungsanlage zu installieren. Wer ein Haus neu baut, kann das unkompliziert einplanen und sollte es auch. In allen anderen Fällen sollte man prüfen lassen, ob sich eine solche Anlage nachrüsten lässt. Über Rohre in den Wänden und einen Ventilator tauscht es Innenraumluft ständig gegen Frischluft von außen aus, ohne dass dabei Luftzug, störende Geräusche oder Kälte entstehen. Ein Filter verhindert, dass Pollen oder Feinstaub in die Wohnung gelangen. Die Systeme funktionieren so gut, dass man sich dann das Lüften im Alltag sogar sparen kann.
Ansonsten gilt: Je mehr Menschen pro Quadratmeter zusammenleben, desto schneller verbraucht sich die Luft. Im Umkehrschluss heißt das: Wer als Single auf 60 Quadratmeter lebt, muss nicht so oft lüften wie die vierköpfige Familie in der 70-Quadratmeter-Wohnung.
Regeln für richtiges Lüften
- Jedes Zimmer mehrmals täglich bei weit geöffnetem Fenster stoßlüften, am besten mit Durchzug.
- Nach dem Kochen und nach dem Duschen lüften, um Luftfeuchtigkeit zu entfernen und so Schimmelbildung vorzubeugen.
- Schlafräume nach dem Aufstehen lüften, da wir im Schlaf viel Flüssigkeit ausdünsten.
- Während und nach der Nutzung von Chemikalien (z.B. Putzen, Renovieren, Möbelbehandlung) lüften.
- Im Winter kürzer, dafür häufiger lüften.
- Auch kaum genutzte Räume regelmäßig lüften.
Schimmel: Vorbeugen und Beseitigen
Wer regelmäßig lüftet und im Winter ausreichend heizt, der hat bereits die wirksamste Vorbeugung gegen Schimmel getroffen. Weitere Maßnahmen, damit Schimmel gar nicht erst auftritt, sind: die richtige Außendämmung am Haus. Große Möbel wie Schränke nicht direkt an die Wand stellen, sondern einen Abstand von wenigen Zentimetern lassen, um einen Luftaustausch zu ermöglichen. Ebenso wenig sollte man die Heizung durch große Möbelstücke zustellen.
Nach Tätigkeiten, die viel Luftfeuchtigkeit erzeugen, ist Lüften besonders wichtig, also nach dem Trocknen von Wäsche, dem Schlafen, dem Duschen oder Kochen. Im Winter dauerhaft angekippte Fenster vermeiden, da sie die Wände auskühlen. Die Zimmertüren geschlossen halten, wenn Räume unterschiedlich stark geheizt werden. Sonst wandert die warme Luft aus dem Wohnzimmer ins kühle und kondensiert dort an der kalten Wand.
Wenn dennoch Schimmel auftritt, sollte man ihn rasch beseitigen, da die Sporen des Schimmelpilzes verschiedene Beschwerden auslösen können. Um kleinflächigen Schimmel kann man sich in der Regel selbst kümmern, indem man die betroffene Stelle mit hochprozentigem Alkohol reinigt. Bei größeren Flächen muss ein Fachmann ran.
Beim Heizen sollte man darauf achten, dass die Temperatur 16 bis 18 Grad nicht unterschreitet. Zu hohe Temperaturen wiederum kosten im Winter zu viel Heizenergie. Die persönliche Wohfühltemperatur muss jede Familie für sich aushandeln. Das Umweltbundesamt empfiehlt als Richtlinie folgende Temperaturen:
- Wohnzimmer 20–23 °C / Schlafzimmer 17–20 °C
- Küche 18–20 °C / Bad 20–23 °C
- WC 16–19 °C / Flur 15–18 °C
Verursacher schlechter Luft
Neben Schimmelpilzen gibt es eine Vielzahl weiterer Ursachen für schlechte Luft in Wohnräumen. Eine der schädlichsten und am leichtesten zu vermeidenden Ursachen ist das Rauchen. Am besten sollte innerhalb der Wohnung gar nicht geraucht werden, v.a. nicht wenn Kinder im Haushalt leben. Wer in der Wohnung partout nicht auf das Rauchen verzichten kann, der sollte am offenen Fenster oder auf dem Balkon zur Zigarette greifen. Wer einen Kamin besitzt, sollte dort nur dafür vorgesehene Brennstoffe wie unbehandeltes, trockenes Holz oder Briketts verbrennen. Anderes Material kann beim Verbrennen giftige Stoffe freisetzen. Auch Chemikalien machen schlechte Luft und stehen im Verdacht Allergien, Kopfschmerzen, Unfruchtbarkeit und Krebs auszulösen. Wenn Kinder zum Basteln oder für die Schule viel mit Kleber und Farben arbeiten, kauft man ihnen lösungsmittelfreie Produkte auf Wasserbasis.
Hausbau und Renovieren ohne Schadstoffe
Wer ein Haus baut oder renoviert, eine Wohnung neu bezieht oder ein Kinderzimmer neu einrichtet, der sollte darauf achten, Materialien mit möglichst wenig Schadstoffen zu verwenden. Das gilt besonders für Familien, da der kindliche Körper empfindlicher auf Schadstoffe reagiert als der erwachsene.
Als bedenklich gelten vor allem sogenannte schwer und leicht flüchtige organische Verbindungen (VOC), die sich in der Luft anreichern und dann zu Reizungen von Schleimhaut und Augen oder zu Müdigkeit und Schwindelgefühl führen können. VOC dünsten beispielsweise aus Möbeln, Baustoffen und Lacken aus. Daher ist nach Renovierungsarbeiten ihre Konzentration in der Luft besonders hoch und regelmäßiges Lüften noch wichtiger als ohnehin. Zuletzt wurde dieser Wert für den Kinder-Umwelt-Survey des Umweltbundesamtes erhoben. Demnach war in fast jeder zweiten Wohnung die Luft bedenklich.
Eine weitere bisher unveröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes und des Robert-Koch-Instituts lässt ebenfalls aufhorchen: Demnach wurden in Urinproben von mehr als 97 Prozent der untersuchten Kinder zwischen 3 und 17 Jahren Rückstände von Weichmachern und anderen kritischen Stoffen nachgewiesen. Untersucht wurden 2.500 Kinder und Jugendliche, vermeldet das Portal Nestbau.
Wer sich für Arbeiten am Haus Farben, Teppichen, Tapeten, Möbel ins Haus holt, sollte also versuchen die Belastung für alle Familienmitglieder möglichst zu reduzieren. Zum einen sollten Eltern darauf achten, rechtzeitig vor der Geburt mit dem Nestbau zu beginnen. Dann kann das Kinderzimmer bei regelmäßigem Lüften noch einige Wochen ausdünsten, bevor der Nachwuchs einzieht.