Pizza daheim

Datum: Dienstag, 26. Mai 2020 16:42


Der Krallengriff (oben) und der Tunnelgriff schützen Kinderfinger beim Schneiden vor Verletzungen.

Praktische Küchenhelfer

In der Regel finden es Kinder sehr spannend, wenn sie den Großen beim Backen und Kochen helfen dürfen. Noch interessanter wird es, wenn sie dazu ihre eigenen kleinen Küchenhelfer nutzen können. Das fängt an mit der passenden Kinderschürze und geht weiter mit Schneide- und Rührwerkzeugen. Vom Nudelholz bis zum Schneebesen gibt es fast alle Utensilien auch in Kindergröße und -optik. Hier finden Eltern eine bunte Auswahl im Fachhandel oder Internet. Natürlich können die Kids auch einfach die Standard-Helfer nutzen, mehr Spaß macht es aber mit einem Messer, dessen Griff mit Glitzersteinen versehen ist oder dessen Klinge als Tiergesicht daherkommt.
Wer sich jetzt fragt, ob Kinder wirklich schon mit dem Messer schneiden sollten, dem antworten wir: ja, unter Aufsicht. Kleine Kinder ab etwa 3 Jahren können mit einem Buttermesser ohne scharfe Klinge weiches Obst wie Banane eigenständig schneiden. Größeren Kindern kann man unter Aufsicht auch ein scharfes Messer in die Hand geben. Wichtig ist es, dass die Kinder von Beginn an verinnerlichen, dass sie damit sorgsam umgehen. Beim Schneiden mit dem Messer heißt das: Nur im Sitzen und auf einem Brettchen schneiden, die Klinge weit genug entfernt von der Hand ansetzen. Bringen Sie den Kindern die richtigen Schneidetechniken bei: Den Tunnelgriff zum Halbieren von Bananen oder Möhren und den Krallengriff zum Scheiben schneiden. Ein scharfes Messer ist sogar ungefährlicher als ein halbstumpfes Messer, bei dem die Kinder Kraft aufwenden müssen und am Ende vielleicht abrutschen.
Ansonsten gilt: Eltern können am besten einschätzen, welche Aufgaben sie ihrem Nachwuchs bereits zutrauen und die Kleinen wachsen mit ihren Aufgaben. Hier ein paar Vorschläge, was Kinder in welchem Alter machen können, die aber nur als grobe Orientierung dienen:

1 bis 2 Jahre: Gemüse und Obst in einer Schüssel waschen, Zutaten bringen, Teig kneten, Zutaten in eine Schüssel kippen, Puderzucker sieben, Plätzchen ausstechen
3 bis 4 Jahre: Teig ausrollen, Tisch decken, Käsewürfel oder weiches Obst wie Bananen schneiden, Zutaten verrühren, Käse reiben, Möhren mit dem Sparschäler schälen, Rosenkohl grob putzen, Soße abschmecken
5 bis 6 Jahre: festeres Obst und Gemüse schneiden, Zutaten abwiegen, im Kochtopf rühren, Kartoffelbrei stampfen, Kuchen glasieren, Getränke eingießen, Speisen auftun

Küchengeräte wie Pürierstab, Mixer oder Rührgeräte, aber auch Herd und Ofen sollten Kinder erst ab dem Grundschulalter bedienen – unter Aufsicht der Eltern. Je kleiner die Kinder sind, desto mehr Aufwand macht es, sie mitkochen zu lassen. Denn ohne Frage dauert es länger, bis die Vierjährige die Möhre geschält oder den Parmesan gerieben hat. Und auch das Aufräumen und Saubermachen nimmt mehr Zeit in Anspruch, wenn mehrere Köche mitgemacht haben. Wer aber die Zeit (und die Nerven) hat, der sollte sich zumindest gelegentlich die kleinen Helfer in die Küche holen. Die Kinder lernen nicht nur unglaublich viel, zum Beispiel neue Begriffe wie Muskatnuss, garen oder Umluft. Sie lernen Geschick im Umgang mit unterschiedlichen Küchengeräten vom Schneebesen bis zur Waage.

Und sie lernen etwas ganz Grundlegendes, das in unserer Gesellschaft offenbar immer mehr abhandenkommt: kochen! So sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, kürzlich in einem dpa-Interview: „Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass die Kochkompetenz der Deutschen drastisch sinkt. Das hat viel mit den Veränderungen der Familienstrukturen und der Arbeitswelt in den letzten Jahrzehnten zu tun.“ Seit Mutti nicht mehr täglich in der Küche stehe, gehe auch ihr Wissen verloren. Gekocht werde meist nur noch am Wochenende und es sei mittlerweile für viele Menschen eine echte Herausforderung, eine Mahlzeit herzustellen, so Minhoff weiter: „Schon eine Kartoffel zu kochen ist für manchen eine Herausforderung. Da müssen Sie wissen: Mit oder ohne Schale kochen? Wenn ja, wie viel Salz muss da ins Wassern rein? Wie lange muss ich die dann kochen? Und was ist denn festkochend oder vorwiegend festkochend. Und wie bereite ich die Sorten dann überhaupt zu? Da werden jetzt viele sagen: Na das ist doch ein Witz, das kann doch jeder! Nein, es kann eben nicht jeder.“

Und so erklärt sich dann auch, warum die Menschen in der Corona-Krise vor allem Nudeln und Konserven gehamstert haben. Sie halten sich zum einen lange und sie sind unkompliziert zuzubereiten. Doch zur Ehrenrettung vieler Familien sei hinzugefügt: Auch Mehl und Hefe waren zwischenzeitlich vielerorts ausverkauft. Ein paar Kompetenzen sind also noch vorhanden.

Schlussendlich bedeutet das gemeinsame Kochen auch gemeinsame Familienzeit. Für stressfreies Kochen mit Kindern empfiehlt es sich, schon vor dem Backen oder Kochen alle Zutaten bereitzustellen, allen Beteiligten eine Schürze umzubinden und jedem Kind eine seinem Alter angemessene Aufgabe anzuvertrauen. Nutzen Sie kein Zubehör, das leicht kaputt gehen kann – also lieber Schüsseln aus Plastik oder Edelstahl statt aus Glas. Stellen Sie sich darauf ein, dass nach dem Kochen mehr Lebensmittel auf dem Boden als auf dem Tisch liegen und beziehen Sie schon kleine Kinder ins Aufräumen mit ein. So verinnerlichen sie von Beginn an, dass Saubermachen zum Kochen dazu gehört.

Beim Tisch decken können die Kinder ebenfalls gut helfen. Da das Auge bekanntlich mitisst, sollte man auf einen schön gedeckten Tisch wert legen. Dazu können Servietten gehören, eine Kerze oder ein (selbst gepflückter) Blumenstrauß.