Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Mit Miriam Wiemers, Projektleiterin des Welthungerindex Welthungerhilfe ...
... und Dirk Ebach, Projektleiter Fachjournal Welternährung Welthungerhilfe
Was wurde bisher aus Ihrer Sicht bei diesem Ziel erreicht und was muss noch passieren?
Die Welt ist vom Kurs abgekommen. Trotz großer Fortschritte auf dem Weg zu „Zero Hunger bis 2030“, sind die Hungerzahlen zuletzt wieder stark gestiegen. Bei anderen Nachhaltigkeitszielen, wie u.a. Zugang zu sauberem Wasser, Armutsbekämpfung, Bildung, Geschlechtergleichstellung und Friedensförderung, ist es vergleichbar negativ.
Wie haben aktuelle Krisen, wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, dieses Ziel bzw. die Diskussion darüber verändert?
Die enormen globalen Auswirkungen dieser Krisen dürfen uns nicht täuschen. Schon vor Corona waren wir zu langsam und teils falsch unterwegs. Nur die Folgen dieser Krisen zu kompensieren, wird nicht reichen, den negativen Trend zu stoppen.
Kriege und bewaffnete Konflikte, extreme Armut, Klimawandelfolgen, soziale Ungerechtigkeit – diese Themen sind untrennbar miteinander verwoben und gefährden u.a. die Ernährungssicherheit. Die allermeisten Menschen sehen diese Zusammenhänge und diskutieren differenzierter darüber als vor ein paar Jahren, so unser Eindruck. Aber auch die Einstellung, dass alles sowieso nichts bringe, gibt es. Doch was ist die Alternative zu diesen kleinen mühsamen Schritten? Weitermachen wie bisher, bringt uns nur noch schneller weg von den Nachhaltigkeitszielen und einer gerechteren Welt.
Wie steht Deutschland bei diesem Ziel aus Ihrer Sicht da?
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie betrachtet seit 2021 auch die Umsetzung der Ziele außerhalb Deutschlands stärker, also z.B. in der Entwicklungszusammenarbeit. Das ist ein guter Ansatz. Dennoch muss sich in Deutschland selbst mehr tun – bei den eigenen Zielen sind wir nämlich teils auch auf dem falschen Weg.
Was können wir in Deutschland konkret dafür tun, damit dieses UN-Ziel erreicht wird?
Zu unserem Thema, der Hungerbekämpfung, fällt vielen erst mal das Spenden ein oder dass die Politik handeln muss – doch jeder kann auch in seinem eigenen Leben etwas ändern. Jeder kann sich z.B. einen Tag aussuchen, an dem alle Anschaffungen und Handlungen mit der Nachhaltigkeitsbrille betrachtet und hinterfragt werden: Brauch ich das Auto / geht es mit dem Fahrrad? Ist der Kaffee fair gehandelt…hat er das Biosiegel? Heute Fleisch oder etwas Vegetarisches? Welche Ressourcen wurden wohl für dieses exotische Obst verbraucht? Lebe ich meinen Kindern Nachhaltigkeit vor oder rede ich nur darüber?
Wie können Familien mit ihren Kindern über dieses Ziel sprechen und ihre Kinder dafür sensibilisieren?
Machen sie den beschriebenen „Nachhaltigkeitstag“ mit Ihren Kindern gemeinsam – vermutlich wird Sie überraschen, wieviel Wissen und gute Ideen schon da sind. Mit dieser motivierenden Herangehensweise – wie kann ich meinen Beitrag leisten und kann ich vielleicht noch mehr tun – erhält man die Offenheit für diese Themen.