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Interview :: Seite 40
Lieder für meine Kinder geschrieben, dann wurden
sie immer interessanter für andere Menschen. Spä-
ter fand ich heraus, dass viele Erzieherinnen gern
mit Kindern singen, aber selbst oft Hemmungen
wegen ihrer Stimme haben oder Kinder nicht mo-
tivieren können. Da half mir meine Erfahrung als
Schauspieler, Pantomime und studierter Musiker
und ich habe in meiner ersten Fortbildungsgrup-
pe 8 Religionslehrer mit ganz einfachen Tipps und
Hinweisen Mut gemacht, frei nach dem Motto: Je-
der kann Lieder singen. Bei der Gelegenheit habe
ich natürlich meine Lieder vorgestellt, sodass die
Lehrer bzw. Erzieherinnen mit meinen Liedern in
ihre Einrichtungen gingen – und so hat sich das
dann in ganz Deutschland verbreitet.
Sie machen das jetzt dreieinhalb Jahrzehnte, stand
ihnen da auch mal der Sinn nach etwas anderen?
Nein. Ich bin als Künstler auch nicht gebunden
und habe meine eigene Plattenfirma. Dadurch
kann ich frei entscheiden. Meinen Hunger nach
Veränderung konnte ich bislang auch immer stil-
len. In der Arbeit mit Kindern und mit Kindermusik
habe ich so einen Reichtum an Möglichkeiten und
Veränderungen gefunden, dass ich auch ganz per-
sönlich immer auf meine Kosten gekommen bin.
Das ist eine große Vielfalt – von Fortbildungsver-
anstaltungen bis zur aktuellen Regie der Tamusi-
land-Tour. Ich bin immer noch Feuer und Flamme
und habe genug Ideen.
Wenn wir gerade bei Tamusiland sind. Was steckt
denn eigentlich hinter diesem Namen?
Tamusiland
steht für Tanzen, Musik machen und Singen. Da-
hinter steckt eine ganz interessante Geschichte. Ich
habe vor einigen Jahren viel Fernsehen gemacht
und hatte damals auch eine Fernseh-Promoterin,
die den ganzen Tag nur damit beschäftigt war,
Beziehungen zu Fernsehsendern zu knüpfen. Da-
durch bin ich fast 2 Jahre lang sehr oft im Fernse-
hen gewesen, von verschiedenen Talkshows bis zu
„Wetten Dass..?“. Dann habe ich aber festgestellt,
dass es doch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und
mich in so eine Promi-Situation bringt, in die ich
eigentlich nie wollte. Es machte mir auch nicht
wirklich Spaß – und genau die Freude und den
Spaß an meiner Musik wollte ich mir nicht neh-
men lassen. Deshalb habe ich mich lieber wieder
meinen Tourneen und der Produktion von CDs
das auch mit kleinen Kindergartenkonzerten – und
dann wurde immer mehr daraus. Wenn ich dann
länger unterwegs war und wieder nach Hause kam,
habe ich sehr schnell gemerkt, dass ich dann auch
präsent sein muss. Wenn der Papa wieder da war
ging es nicht, dass ich mich zurück zog. So habe
ich auch den Verlag „Menschenkinder“ in unserem
Haus gegründet und dafür den Keller leer geräumt.
Dann hatten wir eine größere Wohnung, da fand
der Verlag in der Wohnung statt – und später ha-
ben wir dann ein Haus genau auf der gegenüberlie-
genden Seite des Verlags gemietet. Die Kinder und
ich hatten es also nie weit.
Der Verlag ist sozusagen mit der Familie mitge-
wachsen?
Ja – und natürlich hat bei all der Arbeit
auch Zeit für die Kinder gefehlt. Aber ich habe
nicht das Gefühl, dass meine Kinder dadurch ge-
stört sind. (lacht) Sie gehen jetzt ihren Weg – und
sind allesamt nicht Musiker geworden. Vielleicht
auch, weil sie gesehen haben, wie viel Arbeit da-
hinter steckt. Da sind sie eben lieber Banker, Regis-
seur und Wirtschaftsstudent geworden.
Wenn sie mal an ihre Kindheit zurück denken, wel-
ches Lied fällt ihnen da zuerst ein?
Ganz klar: Alle
meine Entchen. Das liegt daran, dass meine Oma
über einen kleinen Teich mit Enten verfügte und
ich die total niedlich fand. Das ist auch ein Grund,
warum ich meine neuen Kinderlieder vor allen
Dingen für die Kleinsten mache. Denn wo sehen
Kinder heute noch einen Ententeich? Der Erfah-
rungskosmos der alten Kinderlieder entspricht ja
nicht dem, was Kinder jetzt erfahren – und daraus
resultiert auch der Bedarf nach neuen Liedern mit
aktuellen Themen.
Apropos mangelnde Erfahrungen für Kinder: Sie
bieten auf Ihrer Internetseite auch Hinweise zu ge-
sunder Ernährung, zu Bewegung, spielen, basteln
und geben sogar selbst Fortbildungsveranstaltun-
gen. Sehen Sie sich eigentlich schon mehr als Päd-
agogen oder gar Weltverbesserer?
Weltverbesserer
nicht (lacht). Man kann die Welt nicht verbessern,
dass weiß ich mittlerweile. Aber ich kann sie posi-
tiv mitgestalten – und das tue ich mit einer Art Ge-
samtkonzept. Ich verfüge über die Gabe, Melodien
zu komponieren, die in die Ohren, Beine, Hände,
und die Herzen der Kinder gehen. Früher habe ich