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Aktuelles :: Seite 14

versicherungssystem wird vor allem von Familien

finanziert. Die Beiträge sind eins zu eins an die

Löhne gekoppelt und von Familien verlangt der

Staat dieselben Beiträge wie von Kinderlosen. Der

Erziehungsbeitrag, den Familien mit Kindern zu-

sätzlich leisten, wird nicht berücksichtigt. Beson-

ders ungerecht ist außerdem, dass es eine obere

Beitragsbemessungsgrenze gibt. Das heißt, die

Menschen, die sehr viel Geld verdienen, müssen

nur relativ wenig bezahlen. Übrigens benachteiligt

auch das Steuersystem Familien, denn der Löwen-

anteil der Steuereinnahmen stammt aus den Ver-

brauchssteuern. Die Familien, die ja zwangsläufig

mehr verbrauchen als Singles, sind also härter be-

lastet als Nichtfamilien.

Sogar das Bundesverfassungsgericht hat die Be-

nachteiligung von Familien als verfassungswidrig

bezeichnet. Wieso ändert sich trotzdem nichts?

Weil in nur 20 Prozent der Haushalte unterhalts-

berechtigte Kinder leben. 80 Prozent der Haushalte

und Wähler sind in diesem Sinne kinderlos. Dazu

zählen übrigens auch Haushalte mit mittlerweile

erwachsenen Kindern. Deshalb vertraut die Poli-

tik immer wieder darauf, dass das Bundesverfas-

sungsgericht sich zurückhält.

Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt „in

Deutschland wird es zappenduster“. Was läuft

schief?

Deutschland hält einen bizarren Weltre-

Das Sozialsystem in Deutschland benachteiligt

Familien. Das kritisiert seit 30 Jahren der Sozi-

alrichter Jürgen Borchert und fordert eine Re-

form der Sozialpolitik. Er erläutert, was nach

seiner Ansicht unsozial und ungerecht ist und

was Familien dagegen tun können.

Herr Dr. Borchert, was muten wir unseren Kindern

zu? Wovon können sie einmal leben, wenn sie ins

Rentenalter kommen?

Ob man es will oder nicht:

Jeder der aufhört zu arbeiten, lebt unweigerlich

von dem, was die Nachwuchsgeneration herstellt

und ihm abgibt. Und wer selbst keine Kinder hat,

lebt eben auf Kosten der Kinder anderer Leute.

Unsere Kinder müssen also zuerst selbst einmal

Kinder haben und dafür sorgen, dass diese gut

ausgebildet werden. Tatsächlich aber schrumpft

seit 1965 jede Nachwuchsgeneration in Deutsch-

land. Hinzu kommt, dass wir die Bildung und Inf-

rastruktur haben verkommen lassen. Alles in allem

muss man also feststellen, dass unser gegenwärti-

ger Wohlstand auf wirtschaftlichem und sozialem

Raubbau beruht.

Sie sagen, Familien mit Kindern werden in punk-

to Sozialversicherung im Vergleich zu Kinderlosen

benachteiligt. Wieso ist das so?

Arbeitnehmer mit

Kindern werden regelrecht deklassiert: Löhne sind

Markteinkommen und es ist ihnen egal, wieviel

Mäuler davon zu stopfen sind. Das riesige Sozial-

„Nicht jammern sondern klagen“

Familien wehren sich gegen Benachteiligung

greift auf: Thema (Familien-)Gerechtigkeit der Sozialversicherung

Zur Person

Jürgen Borchert, geboren 1949, war Vorsit-

zender Richter des Hessischen Landessozial-

gerichts und Politikberater. Seit kurzem ist

er Anwalt in Berlin. Er kritisiert, dass Lasten

und Nutzen des Sozialstaats zum Nachteil

der Familien ungleich verteilt seien. Er ist un-

ter anderem Mitglied im wissenschaftlichen

Beirat von Attac.

Pflichtlektüre für Familien

Jürgen Borchert, Sozialstaats-Dämmerung,

Riemann Verlag 2014,

ISBN: 978-3-570-50160-3, 9,99 Euro

Informationen, Musteranträge

und Beratung

www.elternklagen.de Familienban.de

greift auf

Familienban.de

ist ein Zusammenschluss

29 regionaler Familienmagazine deutsch-

landweit, dem auch unser Familienmaga-

zin lausebande angehört. Unter dem Motto

„Familienban.de

greift auf“ widmet sich das

Netzwerk in unregelmäßigen Abständen fa-

milienrelevanten Themen.

Familien

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