Interview :: Seite 32
und verspürte Bindungsängste. Meine engsten und
liebsten Freunde haben mir diese Zeit gegeben –
und eine der Prämissen beim Verein für trauernde
Kinder ist auch, den Kindern Raum und Zeit für ihre
Trauer zu geben. Das ist im Buch bei „Modjo & Müt-
ze“ auch der Fall. Die beiden nehmen sich sonntags
immer eine Auszeit. Sie ziehen eine Spieluhr auf, die
ihnen die Mutter hinterlassen hat und die den Win-
kel der Erdachse verändert – und dann tauchen sie
in eine Art Paralleluniversum ein. Die Geschichte ist
ein bisschen merkwürdig, aber sie holt die Kinder
auch gut in ihrer eigenen Fantasie ab.
In Ihrer kurzen Vita auf Ihrer Internetseite ist von
der Bedeutung Ihres Vaters zu lesen, von Ihrer Mut-
ter aber nichts. Warum eigentlich?
Das hab ich in letzter Zeit auch festgestellt. Ich habe
den Sonnenschein und die Frohnatur, die ich von
meiner Mutter geerbt habe, viel zu lange als selbst-
verständlich angesehen. Das war meiner Mutter ge-
genüber natürlich sehr ungerecht. Jetzt arbeite ich
an einem Buch über meinen Glauben, meine Kind-
heit und meine Entwicklung, in dem ich das korri-
giere. Meine Mutter hat mich sehr positiv beeinflusst
– mir ist jetzt erst klar geworden, dass man Mütter
allzu oft als Selbstverständlichkeit hinnimmt.
Ja, meine beiden Schwerpunkte im Ehrenamt sind
das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verein für
trauernde Kinder. Zweites kam bei einer MDR-Talk-
show zu Stande. Da habe ich das erste Mal über den
Verlust meines Vaters geredet, das ist etwa sieben
Jahre her. Der MDR hatte ein Video eingespielt, auf
dem Herbert von Karajan die Berliner Philharmo-
niker mit meinem Vater als Cellisten in der ersten
Reihe dirigierte. Da ergab sich dann ein Gespräch
über den Tod meines Vaters und über die Trauer-
zeit. Der Vorstand vom Verein für trauernde Kinder
hat diese Sendung gesehen und sich gesagt, dass
Herr Majowski als Botschafter für dieses schwie-
rige Thema genau richtig wäre – zum einen durch
die Fernsehprominenz und weil ich das auch lus-
tig und leichter vermitteln kann, zum anderen aber
auch, weil ich weiß, wovon ich rede und mich die
Kinder da auch ernst nehmen können. So entstand
dieses Engagement.
Haben Sie sich mit dem Buch auch für diese Arbeit
etwas von der Seele geschrieben?
Das kann man so sagen. Meine eigene Trauerzeit war
sehr intensiv und zog sich über fast drei Jahre hin.
Damals war ich beruflich schon sehr erfolgreich,
aber ich war auch ein bisschen wunderlich. Ich wur-
de scheuer, war in dieser Zeit nicht beziehungsbereit
Das Kinderbuch „Mojo und Mütze“ verfasste Markus Majowski gemeinsam mit seinem Sohn
Foto: Oliver Favre