Ratgeber :: Seite 40
Familie ein fehlerfreundliches Sys-
tem sein, wo sich Jugendliche aus-
probieren können und nicht für ihr
Fehlverhalten verurteilt und immer
nur bestraft werden. Das macht
eine schlechte Atmosphäre und ge-
fährdet auf längere Sicht die
gute
Beziehung
zum Kind. Und die Be-
ziehung ist das „Transportmittel“,
mit dem Eltern ihren Kindern wich-
tige Botschaften überbringen kön-
nen. Daher sollte die Beziehung
gut pflegen. Dies kann z.B. mit ge-
meinsamen Aktivitäten geschehen,
entweder in den Alltag eingebettet
oder auch ein Urlaub bzw. Ausflug
zu Zielen, die auch die Jugendli-
chen attraktiv finden.
Die Zeit in der die Eltern im We-
sentlichen bestimmen „wo es lang
geht“ ist unwiderruflich vorbei.
Aus der Erziehung wird zuneh-
mend eine
„erzieherische Beglei-
tung“
, die natürlich auch
Spielre-
geln
braucht. Dafür ist es hilfreich
Rahmenbedingungen rechtzeitig
abzuklären. Hierzu gehören z.B.
Ausgehzeiten, Aufräumen, ge-
meinsame Mahlzeiten, Schular-
beitszeiten und Freizeitaktivitäten.
Vermeiden Sie Machtkämpfe, da
gibt es keine Gewinner! Sobald
wir drohen, erpressen und befeh-
len, machen wir unsere Jugendli-
chen wieder zu Kindern, wogegen
sie sich natürlich mit aller Macht
wehren. Wir können nichts er-
zwingen, nur versuchen, unsere
Jugendlichen zu überzeugen und
immer wieder ins Gespräch zu zie-
hen. Wichtig ist dabei, dass auch
„Es ist die Zeit der Pubertät,
und die ist ein frischer Wind,
ein Sturm manchmal und ein Um-
bruch in jedem Fall…“ für die gan-
ze Familie, sowohl für die Jugend-
lichen selbst als auch für die Eltern.
Diese müssen sich wohl von man-
chen Bildern trennen, die sie sich
einmal von ihren Kindern gemacht
haben. Das ist natürlich leicht ge-
sagt. Wenn man bloß wüsste, dass
alles gut geht…
Was sollten Eltern jetzt beachten?
Was können sie tun - für sich, aber
auch für die Jugendlichen? Können
sie überhaupt noch etwas tun?
Übergangsphasen sind immer von
Unsicherheiten geprägt, die Ängste
auslösen. Angst gehört also dazu.
Aber man muss nicht immer gleich
mit dem Schlimmsten rechnen.
Die Interessen und das Verhalten
der Jugendlichen ändern sich im-
mer mehr in Richtung Selbstän-
digkeit und Abgrenzung von den
Eltern. Die
Ablösung von der El-
terngeneration
ist eine der wich-
tigsten Funktionen der Pubertät,
die normalerweise nicht konflikt-
frei gelingt. Daher ist es für die El-
tern oft nicht leicht, einen guten
Draht zu ihren Kindern zu finden.
Was immer hilft:
Positive Auf-
merksamkeit
, und nicht nur,
wenn die Kinder lieb und nett
sind. Junge Menschen leiden sehr
darunter, wenn man nur ihre Män-
gel sieht. Zudem sind die Jugendli-
chen auch noch lange keine „ferti-
gen“ Persönlichkeiten, sondern auf
dem Weg. Daher sollte gerade die
die Eltern ihren Kindern zuhören!
Denn den Jugendlichen liegt viel
daran, dass ihre Argumente gehört
und ernst genommen werden. Im
Zweifelsfall daher lieber noch mal
nachfragen als gleich gegenhal-
ten. Die Jugendlichen fühlen sich
schnell „zugetextet“ und machen
dicht.
Zugegeben, es ist eine harte Zeit,
aber es kann auch eine schöne
Zeit der Veränderung sein. Hier
noch ein paar kleine Anregungen
für sie als Eltern:
• Betrachten Sie die positiven Sei-
ten Ihres Kindes!
• Reden Sie mit anderen, die sich
in ähnlicher Situation befinden!
(Geteiltes Leid ist halbes Leid.)
• Erinnern Sie sich ab und zu wie
es Ihnen selbst ergangen ist!
Und ein ganz wichtiger Hinweis:
Was Sie ihrem Kind an Liebe und
Aufmerksamkeit gegeben haben,
war nicht umsonst! Es ist das „Pols-
ter“ für sein weiteres Leben.
Vortrag in der Stadt- und
Regionalbibliothek von
Fr. Britta Horn der EFB von
Jugendhilfe Cottbus gGmbH
27.09.2012, 17.00 Uhr
Zum Vortrag können Eltern und
Jugendliche gemeinsam kommen!
Pubertät - Plötzlich ist alles anders!?
Britta Horn, Dipl.Psychologin in der Erziehungs- und
Familienberatungsstelle der Jugendhilfe Cottbus gGmbH
www.jhcb.de
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Veränderungen und Funktionen
einer schwierigen Übergangsphase
Veranstaltungstipp
Quellen: „Familie in der Pubertät“; Arbeitskreis Neue Erziehung e.V., Elternbriefe
C. u. D. Arp „Und plötzlich sind sie 13“, Brunnen Verlag Giessen u. Basel, 2011