Ratgeber :: Seite 41
nicht erwarten, die erforderliche
Rettungszeit immer gewährleisten
zu können, das heißt der Zeitraum
zwischen Unfall und dem Beginn
medizinisch qualifizierter lebens-
erhaltener Maßnahmen. In sol-
chen Fällen kann der schnelle und
einfache Blick in die Rettungskar-
te des verunfallten Fahrzeugs sehr
viel Zeit sparen.
Welche Informationen stehen denn
auf der Rettungskarte?
K: Die Ret-
tungskarte zeigt eine schematische
Darstellung des Fahrzeuges. Mit
einfachen Symbolen ist dargestellt,
wo sich Batterien, Gurtstraffer, Air-
bags mit den zugehörigen Gasge-
neratoren und Druckdämpfern so-
wie die Karosserieverstärkungen
befinden. Die Rettungskräfte wis-
sen dadurch genau, wo sie Sprei-
zer und Schere ansetzen können
und welche Vorsichtsmaßnahmen
nötig sind, umAirbags nicht nach-
träglich auszulösen. Die einheitli-
chen Symbole gewährleisten, dass
die Rettungszeiten auch bei einem
Unfall im Ausland reduziert wer-
den können.
Wo sollte die Karte aufbewahrt
werden?
K: Der beste Platz ist hin-
ter der Sonnenblende auf der Fah-
rerseite – an dieser Stelle werden
alle Rettungskräfte zuerst suchen.
Der ADAC hat außerdem kleine
Aufkleber für die Windschutzschei-
be erstellt, die auf die Rettungskar-
te verweisen. Diese Aufkleber be-
kommt jedermann kostenlos in
Herr Kosack, warum ist Ih-
nen die Verbreitung der Ret-
tungskarte so wichtig?
K: Die Ret-
tungskarte kann helfen, Leben zu
retten. Es ist ein einfaches Stück
Papier mit Details zur Konstrukti-
on des Autos – doch für Rettungs-
kräfte liefert es maßgebliche In-
formationen. Dadurch kann eine
notwendige Rettung viel schneller
und gezielter erfolgen – das spart
wichtige Zeit. Und wir alle wissen:
Im Notfall zählt jede Sekunde.
Aber sind die Insassen in moder-
nen Autos nicht genügend ge-
schützt?
K: Es klingt kurios, aber
gerade der hohe Sicherheitsstan-
dard der Fahrzeuge kann im Not-
fall zum Problemwerden. Die Fahr-
gastzellen sind enorm verstärkt, an
allen möglichen Ecken sollen Air-
bags Aufprallkräfte abfedern. Da-
für müssen die Batterie, einzelne
Generatoren und jede Menge Elek-
tronik von den Rettungskräften lo-
kalisiert werden.
Für wen ist die Rettungskarte be-
sonders sinnvoll?
K: Gerade für den
nichtstädtischen ländlichen Ver-
kehrsraum wie etwa die Lausitz
ist die Rettungskarte sehr wichtig.
Dort gibt es die meisten schweren
Alleeunfälle mit Bäumen und Ge-
genverkehr. Nötige „Befreiungs-
aktionen“ aus Unfallfahrzeugen
müssen dann von Freiwilligen Feu-
erwehren durchgeführt werden.
Von den freiwilligen Helfern kann
man trotz sehr hoher Motivation
unseren ADAC Geschäftsstellen
und ServiceCentern.
Ist eine solche Karte für jedes Auto
verfügbar?
K: Die Karte gibt es in-
zwischen für fast alle Marken und
Fahrzeugtypen. Man bekommt
sie entweder direkt beim Händler
oder kann die DIN-A4-großen Blät-
ter im Internet herunterladen. Auf
den ADAC Seiten gibt es dazu ei-
nen Link.
Gibt es alternative Lösungen?
K: Schon seit einigen Jahren wird
nach einer digitalen Lösung ge-
sucht: Rettungskräfte sollen das
Zulassungs-Kennzeichen am Auto
auslesen und dann alle notwendi-
gen Informationen zumÖffnen des
Fahrzeuges über das Internet abru-
fen können. Doch dafür müssten
auch alle Freiwilligen Feuerweh-
ren die entsprechende Technik
anschaffen, Internet muss verfüg-
bar sein und jede Menge bürokrati-
scher Hürden müssten genommen
werden. Ein interessanter Ansatz,
aber auf die Umsetzung werden
wir noch lange warten müssen.
Bis dahin ist die Rettungskarte
eine praxistaugliche und bewähr-
te Brückenlösung.
Hilfe für die Retter
Joachim Kosack, Vorstandsmitglied für Clubdienste
- Resort Technik und Umwelt – im ADAC Berlin-Brandenburg e.V.
www.adac.de/rettungskarte
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Die ADAC Rettungskarte: Wenn jede Sekunde zählt