Backe backe Kuchen...

Datum: Dienstag, 17. Mai 2016 13:05

 

Wie bringen Eltern ihren Kindern am besten Tischsitten bei?
Indem sie das, was ihnen wichtig ist, vorleben. Eltern sind die wichtigsten Vorbilder ihrer Kinder, auch beim Essen. Kinder lernen vor allem dadurch, dass sie das Verhalten ihrer Umwelt nachahmen. Allerdings sollten Regeln und Tischsitten dem Entwicklungsland des Kindes angepasst sein. So gehört z. B. das Spielen mit dem Essen zur normalen Entwicklung des Kindes, da es dem Kind ermöglicht das Essen mit allen Sinnen zu erfassen und zu erfahren. 


Oft werden Rituale rund um die Familienmahlzeit empfohlen, wie können solche Rituale konkret aussehen?
Ein beliebtes und häufiges Ritual ist der Tischspruch oder das Gebet zum Beginn der Mahlzeit. Ein anderes Ritual kann auch sein, dass es an einem bestimmten Wochentag immer ein "Kinderessen" gibt. Der Phantasie der Familie sind hier keine Grenzen gesetzt.


Das Thema Süßigkeiten sorgt in Familien oft für Diskussionen – haben Sie Tipps, wie Eltern damit umgehen?
Zunächst einmal: Eltern sollten selbst mit Süßigkeiten genauso umgehen, wie sie es von ihren Kindern erwarten. Auch hier gilt die Vorbildrolle. Es ist wichtig, Kindern den bewussten Umgang mit Süßigkeiten zu vermitteln. Die Devise lautet: Bewusst naschen, statt nebenbei knabbern. Werden Süßigkeiten am Fernsehen, beim Spielen oder aus Langeweile gegessen, geht leicht die Kontrolle verloren. Einplanen von "Naschzeiten" kann hilfreich sein ganz bewusst zu genießen. Um die häufigen Diskussionen zu vermeiden helfen auch "Naschregeln", die gemeinsam mit den Kindern erstellt werden. Generell gilt: Süßigkeiten sind kein Erziehungsmittel. Sie dienen nicht als Belohnung, wenn das Gemüse aufgegessen wird oder als Trost nach dem Sturz mit dem Fahrrad.


Wie kann man Kindern Obst und Gemüse schmackhaft machen?
Auch hier muss ich wieder auf die Vorbildrolle der Eltern hinweisen. Meist stellt Obst aufgrund der natürlichen Süße kein Problem dar. Bei Gemüse sieht das häufig anders aus. Von Natur auswerden bittere Gemüsesorten wie Chicorée weniger gerne gegessen. Diese Abneigung, gegen bitteren Geschmack, ist angeboren. Wohingegen mildes Gemüse, wie Möhren gut akzeptiert werden. Häufig mögen Kinder auch lieber Rohkost an Stelle von gegartem Gemüse. Die Möglichkeit Gemüse z. B. in einer Soße zu verstecken, kann hilfreich sein. Nehmen Sie die Kinder auch beim Gemüsekauf mit, denn auch hier gilt, was selbst ausgesucht und zubereitet wurde schmeckt oft besser. Wichtig ist, dass Eltern hier geduldig sind, Gemüse und Salat immer wieder anbieten und das Thema nicht zum "Essstress" führt.


Viele Eltern kennen die Phase, in denen der Nachwuchs nur Nudeln essen möchte. Wie geht man mit kleinen Kostverächtern um, denen das zubereitete Essen partout nicht schmecken will?
Hier rate ich zu Gelassenheit und Geduld, aber auch zur Hartnäckigkeit. Hartnäckig im Hinblick darauf, Kindern immer wieder die Vielfalt der Lebensmittel anzubieten. Sie müssen Speisen probieren, um neue Geschmackserfahrungen zu machen. Oftmals muss dieses "Probieren" einige Male erfolgen, bevor sie eine Speise bzw. einen Geschmack akzeptieren, kennen und auch mögen. Auch wenn es schwierig ist, so sollte es seitens der Eltern nicht zum Problem gemacht werden. Denn meist erweitern die Kinder ihr "Essspektrum", allein schon aus Neugierde und das Problem ist gelöst.


Gilt dann: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt? Oder eine „Extra-Wurst“ kochen, „hungern“ lassen?
Eltern sollten kein Essen extra für das Kind kochen, sondern das Kind aus dem allgemeinen Angebot auswählen lassen. Dabei hilft es, die einzelnen Speisenkomponenten wie Fleisch, Gemüse, Salat, Nudeln und Soße einzeln auf den Tisch zu stellen, damit das Kind selbst auswählen kann. Nimmt es nur Nudeln, so muss man das als Eltern akzeptieren. Morgen gibt es dann wieder etwas anderes, was vielleicht mehr Zuspruch findet.


Was halten Sie von der Regel, dass Kinder ihren Teller leer essen sollten?
Kinder haben von Geburt an einen natürlichen Hunger- und Sättigungsmechanismus, den es zu erhalten gilt. Daher ist die Regel, dass Kinder den Teller leer essen sollen, nicht sinnvoll. Wenn ein Kind, sagt, dass es satt ist, dann ist dies zu akzeptieren. Dasselbe gilt für Erwachsene auch. Damit keine Reste auf dem Teller bleiben, muss das Kind lernen sich adäquate Portionsgrößen zu nehmen. Hierbei braucht es natürlich Unterstützung von den Eltern, da es dies oftmals noch nicht abschätzen kann. Daher sollten die Reste auf dem Teller schon besprochen werden, mit dem Ziel, beim nächsten Mal etwas weniger zu nehmen.


Welche Rolle können Kita und Schule bei der Ernährungserziehung von Kindern spielen?
Häufig halten sich Kinder mehr als sechs Stunden in der Kita oder Schule auf, so dass sie dort mindestens zwei Mahlzeiten essen. Wenn man diese lange Zeit am Tag betrachtet sowie die Anzahl der Mahlzeiten und die Tatsache, dass das Ernährungsverhalten in den ersten Jahren geprägt wird, haben Kita und Schule einen großen Einfluss darauf. Daher sollte es, neben entsprechenden pädagogischen Angeboten, auch ein gesundheitsförderndes Speisenangebot in Kita und Schule geben. Wie dies aussehen soll? Der "DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder" sowie der "DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung" liefern hierzu klar definierte Kriterien und bieten Hilfestellung beim Angebot einer ausgewogenen Kita- und Schulverpflegung.


Haben Sie Tipps für einen Restaurant-Besuch mit Kindern?
Ein Restaurantbesuch sollte für alle Familienmitglieder ein schönes Erlebnis sein. Oftmals haben Kinder und Erwachsene jedoch ganz unterschiedliche Vorstellungen. Berücksichtigt man einige Punkte, so kann es für alle toll werden. Nach Möglichkeit sollte ein Restaurant gewählt werden, das einen Spielbereich für Kinder hat. So haben die Kleinen ihren Spaß bei den Wartezeiten und fühlen sich nicht gelangweilt. Gibt es das nicht, so sollte man etwas zum Spielen mitnehmen. Wichtig ist auch, ein Restaurant mit einem familienfreundlichen Ambiente zu wählen. Ein eingedeckter Tisch mit weißer Tischdecke ist zwar sehr schön, stellt aber mit Kindern eher ein "Stressfaktor" dar. Je öfter Eltern mit Kindern ein Restaurant besuchen, desto geübter werden sie darin. Als Tipp: Gehen Sie mit den Kindern am besten vor der "Rushhour", dann geht es auch in der Küche schneller. Ganz gleich wo und was Sie mit Ihren Kindern essen, sehen Sie es als ein gemeinsames und genussvolles Erlebnis, an und mit dem Ihre Kinder wachsen!


Zum Schluss die Frage: Wie handhaben Sie es privat mit den Mahlzeiten?
Unsere tägliche Familienmahlzeit ist das gemeinsame Abendessen und das ist auch wirklich ein kleines Heiligtum für uns. Einerseits weiß ich aus meiner Profession heraus sehr gut, wie die Familienmahlzeit aussehen sollte. Anderseits weiß ich als Mutter eines Vierjährigen, wie schwer es sein kann diese Tipps umzusetzen. Ich kenne die Phasen, wo nur Nudeln erwünscht sind, sehr gut. Da ermahne ich mich zu Gelassenheit, weil ich weiß dass das eine alterstypische Phase ist, die auch wieder vorüber geht. Zudem haben wir das Glück, dass unser Sohn gern Rohkost isst. Praktisch heißt das: Es wird keine extra-Wurst gekocht, aber wenn es gekochte Möhren gibt, dann stelle ich für ihn auch ein paar rohe auf den Tisch.