Familienrezepte gegen das Hoch der Energiepreise

Datum: Dienstag, 02. November 2021 16:09

Handlungsmöglichkeiten und Energie-Spartipps

Die aktuelle Situation legt den Ersatz von Gas- und Ölheizungen durch strombetriebene Wärmepumpen sowie Investitionen in Solartechnik oder Wärmedämmung nahe. Das funktioniert allerdings weder in Mietwohnungen noch in vielen Familienhaushalten, die oft noch physische und finanzielle Lasten der Pandemie zu schultern haben. Insofern hilft wie in der großen Wirtschaft auch in der kleinen Hauswirtschaft das Prinzip „efficiency first“. Das bedeutet, jede nicht verbrauchte Einheit Energie muss erst gar nicht bezahlt werden, egal wie teuer sie ist. Rund um Energie-Effizienz gibt es nicht nur unzählige Tipps im Internet, sondern auch kostengünstige bzw. kostenfreie und fundierte Beratungsmöglichkeiten vor Ort. Sie lohnen in diesen Wochen und Monaten mehr denn je:


Die Stadtwerke Cottbus laden in ihrem Kundenzentrum jeden ersten Mittwoch im Monat zum Thementag.

1. Stadtwerke Cottbus

Die Stadtwerke Cottbus bieten einen umfangreichen Online-Service, mit dem man vom heimischen Sofa aus seinen Energieverbrauch prüfen und verbessern kann. Auf der Stadtwerke-Webseite kann man im Bereich „Energiesparen“ seine Haushaltsgeräte checken und schnell Stromfresser identifizieren, erhält zukunftsfähige Erdgasanwendungstechnologien einfach und anschaulich erklärt und findet Hinweise zu sparsamen Haushaltsgeräten. In schnellen SparChecks kann man den eigenen Verbrauch anhand seiner Stromrechnung mit bundesweiten Vergleichswerten überprüfen und einordnen oder im StromCheck die eigenen Daten in einen interaktiven Ratgeber eingeben und dann maßgeschneiderte Tipps zum Stromsparen erhalten. Zudem wird eine sehr übersichtliche, 44-seitige Broschüre rund ums Energiesparen im Haushalt und ein Verweis auf Fördermittel für private Investitionen in eine Reduzierung des Energieverbrauchs oder beispielsweise moderne Heiztechnik zur Verfügung gestellt. Übrigens gibt es für Verzweifelte im Bereich „Service“ sowohl für Gas als auch Strom eine verständliche Erläuterung der manchmal doch komplizierten Rechnungen. Als lokaler Versorgung kann man bei den Stadtwerken aber auch die persönliche Information nutzen, das moderne Kundenzentrum befindet sich direkt in der Cottbuser Stadtmitte und hat Mo./Fr. 9-12 Uhr, Di. 13-18 Uhr und Do. 13-16 Uhr geöffnet. Jeden ersten Mittwoch im Monat öffnet das Kundenzentrum zudem von 9-18 Uhr zu Thementagen, bei denen die Service-Mitarbeiter Fragen aller Interessenten beantworten. Der Thementag am 1.12. steht z.B. unter dem Motto „Rechnung einmal verständlich erklärt“. Ansonsten können Termine auch unter dem Telefon- und Rückrufservice 0355 351-0 vereinbart werden.

www.stadtwerke-cottbus.de

2. SpreeGas

Auch SpreeGas bietet zu den Themen Gas und Strom ein umfangreiches Online-Informationsangebot. Privatkunden finden Verweise zum sparsamen und umweltschonenden Heizen beispielsweise mit einem Gas-Quickcheck, viele Informationen zu moderner Heiztechnik und Fördermöglichkeiten. SpreeGas bietet eigene Förderprogramme rund um Erdgas und Erdgastechnik an, diese betreffen nicht nur Modernisierung und Heiztechnik, sondern auch den Kauf von Erdgas-Haushaltsgeräten. Zudem gibt es Hilfen zu einer günstigen Finanzierung und spezielle Förderungen für Investitionen in die Heizung wie den Umweltbonus in Höhe von 300 Euro oder ein Finanzierungsangebot für eine neue Heizung ab einer Rate von nur 67 Euro pro Monat. Mit Blick auf die steigenden Gaspreise kann sich das aktuell sehr schnell und dann auch nachhaltig rentieren. SpreeGas ist für ihre Kunden rund um die Uhr unter Telefon: 0800 78 22 780 erreichbar und bietet Kunden ebenso Beratungsmöglichkeiten an verschiedenen Standorten in der Region.

www.SpreeGas.de

3. Verbraucherzentrale Brandenburg

Mit der Energieberatung der Verbraucherzentrale erhalten Familien Zugang zum größten interessenneutralen Beratungsangebot zum Thema Energie in Deutschland. Seit 1978 begleitet sie private Verbraucherinnen mit derzeit rund 600 Energieberaterinnen und an mehr als 800 Standorten, dazu zählen auch Cottbus, Senftenberg, Lübben, Finsterwalde und Elsterwerda. Jedes Jahr werden mehr als 100.000 Haushalte zu allen Energie-Themen unabhängig und neutral beraten. Da die Energieberatung der Verbraucherzentrale vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird, steht sie Verbrauchern kostenfrei oder für einen geringfügigen Beitrag von 30 Euro zur Verfügung. Die kostenlose Erstberatung findet momentan online oder telefonisch statt und umfasst folgende Themenbereiche:

  • Energieabrechnung (z.B. Heizkosten)
  • Stromverbrauch durch Haushaltsgeräte (z.B. Stand-by, Energieeffizienzklassen)
  • Baulicher Wärmeschutz (z.B. Wärmedämmung, Material, Schimmel)
  • Haustechnik (z.B. Heizungsanlage, Wärmepumpe, Lüftungsanlage, Warmwasseraufbereitung)
  • Regenerative Energien (z.B. Photovoltaik, Biomasse)

Bei weitergehenden Fragen checkt ein Energieexperte, für eine Gebühr von lediglich 30 Euro, den jeweiligen Haushalt und liefert umfassende Hinweise für eine praktische Umsetzung von mehr Energie-Effizienz – eine Beratung, die regulär bis zu 461 Euro kosten würde. Für einkommensschwache Haushalte ist das komplette Beratungsangebot stets kostenfrei. Interessierte vereinbaren unter 0331 98229995 (Mo.-Fr. 9-18 Uhr) einen Termin. Weitere Informationen gibt es unter:

www.verbraucherzentrale-brandenburg.de

Mythen zum Anstieg der Energiepreise

„Subventionen für Erneuerbare sind schuld“:

Die EEG-Umlage macht rund 20 % der Kosten für Haushaltsstrom aus. Sie finanziert die Vergütung, die Besitzer von Windrädern, Solar- und Biogasanlagen sowie Wasserkraftwerke für ihre Stromlieferung erhalten. Zwar sind die Fördersätze pro Kilowattstunde erneuerbare Energie im Lauf der Zeit deutlich gesunken, aber aufgrund der wachsenden Anzahl der Anlagen summiert sich die notwendige Finanzierung für die EEG-Umlage inzwischen auf rund 30 Mrd. Euro pro Jahr. So führte die EEG-Umlage zuletzt zu beständig steigenden Haushaltspreisen für Strom. Sie hätte zur Gegenfinanzierung der Erneuerbaren von 6,75 Cent pro Kilowattstunde Haushaltsstrom im Jahr 2020 auf rund 9,7 Cent im Folgejahr steigen müssen. Die Bundesregierung hat diese Umlage im Jahr 2021 auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt, die fehlenden knapp 11 Mrd. Euro werden aus Steuermitteln aufgebracht. Im Jahr 2022 wird die EEG-Umlage sogar auf rund 3,7 Cent pro Kilowattstunde abgesenkt, der Bund bringt dafür zusätzliche 3,25 Mrd. Euro aus Steuern auf. Die EEG-Umlage wirkt somit seit 2021 nicht mehr erhöhend auf den Strompreis. Die Internationale Energieagentur IEA meldete sich kürzlich mit einem überraschend deutlichen Statement. Nur wenn die Staatengemeinschaft deutlich mehr Mittel in Wind und Sonnenenergie investiere, könne sie künftige Preisschocks abdämpfen und sich aus der Abhängigkeit von den teuren und klimaschädlichen Energieträgern Öl, Gas und Kohle lösen.

„Dahinter steckt die Lobby der Kohlekraftwerke“:

Kohlekraftwerke laufen derzeit auf vollen Touren. Sie profitieren aber nur zum Teil von den gestiegenen Energiepreisen, da sie den Großteil der aktuell erzeugten Energie bereits langfristig zuvor an Börsen verkauft haben. Zudem wurden bei vielen Kohlekraftwerken aufgrund des Kohleausstiegspfades Investitionen zurückgefahren. Wer Energie an Märkten kurzfristig anbietet, muss diese Angebote auch besichern. Kann ein Energieunternehmen dann nicht liefern, muss es den Ersatzstrom von anderen Erzeugern teuer einkaufen. Insofern machen Kohlekraftwerke derzeit zwar kurzfristig unerwartete Gewinne, stehen aber gleichzeitig unter besonderem Investitions- und Leistungsdruck, der diese Gewinne und den mittelfristigen Betrieb der Anlagen auch gefährden kann. Insofern ist das kurzfristige Preishoch selbst für Betreiber von Kohlekraftwerken mit gemischten Gefühlen verbunden.