Was macht die Faszination von DDR-Kinderbuchklassikern aus? Sind es die Texte mit ihren nostalgischen Begrifflichkeiten, teils in originaler Schreibweise? Oder sind es die filigranen Illustrationen, die oft wie kleine Kunstwerke anmuten? Sicher spielen diese Punkte eine Rolle. Am meisten wiegen aber: die Erinnerungen an die eigene Kindheit, die beim Vorlesen ausgelöst werden. Neugier und Emotionen rücken wieder ins Bewusstsein. Eine Vertrautheit ist spürbar, die sich beim Vorlesen auch auf die eigenen (Enkel-)Kinder überträgt.
Um Vertrautheit, Heimat und Geborgenheit geht es auch in unserem DDR-Buchtipp des Monats. Der junge Storch Nador aus dem gleichnamigen Buch fühlt sich in seiner Heimat pudelwohl. Verunsicherung macht sich für ihn beim Gedanken breit, sein Nest zu verlassen. Dabei wäre es eigentlich an der Zeit! Denn seine Geschwister und Eltern sind längst in die große Weite ausgeflogen. Irgendwie muss er es schaffen, seine Angst zu überwinden – spätestens, als er ungefragten Besuch von einem Marder bekommt ...
Wer dieses Werk seinen Kindern vorliest, kehrt dabei gedanklich ins eigene Nest zurück und wird vermitteln, dass das Loslassen und die Überwindung eigener Ängste zum Leben dazugehört. Erhältlich ist „Nador“ neu aufgelegt im Beltz Verlag.
Autorin: Ingeborg Feustel
Illustrationen: Gerhard Lahr
Verlag: Beltz – Der KinderbuchVerlag,
Neuauflage vom 12.02.2020, 12,95 Euro
Lesealter ab 5 Jahren, 30 Seiten