Fazit: Nachsitzen, bitte!
Werfen wir abschließend nochmal einen Blick auf die eingangs beschrieben Voraussetzungen und erfassen den Status Quo der Digitalisierung unserer Schulen:
Übersicht: lausebande-Magazin, Ausgabe 09/2020
Zeugnis für Schul-Digitalisierung: Note 4 minus
„Bedingt durch die Pandemie mussten sich die Schulen selbst auf den Weg machen, um mit Hilfe digitaler Lernangebote die Schülerinnen und Schüler zu erreichen. In dieser Zeit sind viele Projekte entstanden und es wurden Lösungen vor Ort entwickelt. Diese Erfahrungen sind wichtig, sie müssen für die Zukunft bewahrt und in Anwendung gebracht werden. Aber selbst das höchste Engagement vor Ort kann fehlende Breitbandanschlüsse und fehlende oder alte Hardware nicht ersetzen.“, brachte es der GEW-Chef Berlin-Brandenburgs Günther Fuchs uns gegenüber auf den Punkt. Man könnte die Pandemie als Weckruf bezeichnen, aber der Schlaf vorher war deutlich länger, er war zu lang. Wenn man dies der Pandemie zugute schreiben würde, so Fuchs, dann sei dies vielleicht ein Teil der Chance, die jeder Krise innewohnt.
Ebenjenes Engagement so mancher Schule ist es, das unsere lausebande-Redaktion immerhin die Note 4 vergeben lässt, obwohl wir zuvor zur Note 5 tendiert haben. Schulen, die jahrelang gepaukt haben, bei denen die Digitalisierung seit Jahren auf der Agenda steht, hätten für sich die Note 1 verdient. Sie ziehen das Gesamtzeugnis für die Digitalisierung der Brandenburger Schulen nach oben. Betrachtet man die gesamte Landschaft, sieht man jedoch, dass viel versäumt wurde und etliche Hausaufgaben nicht gemacht wurden. Digitalisierung ist ein fortlaufender Prozess – ein Thema, das wahrscheinlich nie abgeschlossen ist, und bei dem man sich nicht zurücklehnen sollte. Diesen Fehler sollten keine Lehrkraft und keine Schule begehen – denn einmal zu weit im Rückstand, ist es sehr schwierig, das Versäumte wieder aufzuholen.
Note 2 minus für Sachsen
In Sachsen spielen die Schulen bei der Nutzung der Digitalpakt-Mittel weit vorn mit. Und auch wenn im Freistaat längst nicht jede Schule über einen Breitbandanschluss verfügt, nicht jede Lehrkraft fit mit digitaler Lehre ist und auch nicht alle Schüler/innen über ein Endgerät verfügen, so ist der Digitalisierungsprozess schon deutlich weiter vorangeschritten. Man könnte sagen: Für den Moment fast schon „gut“. Doch auch hier muss die Arbeit natürlich kontinuierlich weitergehen – nicht zuletzt, um den ersten Platz im Bildungsmonitor zu behalten, den Sachsen seit mehreren Jahren innehat.
Nächster Zeugnistermin im Februar
Die ersten Nachhilfestunden hat der Bund in Form des Sofortausstattungsprogramms und der Digitalisierungsoffensive angekündigt. Damit übernimmt der Bund die Verantwortung für Fördergegenstände, die der Digitalpakt eigentlich schon abdeckt. Vielleicht ist es aber genau jene zentrale Verantwortlichkeit des Bundes, die verhindert, dass Schulen auf sich allein gestellt sind. So können Rahmenbedingungen geschaffen werden, auf derer Basis überall in einem Mindestmaß Distanzunterricht und ein digitalgestützter Präsenzunterricht angeboten werden können.
Wir blicken gespannt auf das nächste Zeugnis, das wir zu Beginn des nächsten Jahres vergeben werden. Vielleicht reicht es dann in Brandenburg für ein „Befriedigend“, dafür muss aber einiges passieren! Sachsen hingegen ist auf dem besten Weg, sich ein „Sehr gut“ zu erarbeiten. Im Hinblick auf die Digitalisierung der Schulen sollte Brandenburg es vielleicht mal wagen, vom Banknachbarn abzuschauen.