Interview mit Jan Delay zum neuen Biene Maja Film und zum Vater sein.
Jan Delay gehört zu Deutschlands coolsten und erfolgreichsten Musikern. Gerade in diesem Jahr hat er mit neuem Album nach Hip Hop, Soul, Funk und Disko auch noch den Rock erobert. Er ist seit einem halben Jahr auch Vater einer kleinen Tochter – und ab September sicher auch die bekannteste Biene der Nation. Im Remake des Klassikers „Biene Maja“ als großes Animationsabenteuer für die Kinoleinwand leiht er natürlich Willi seine markante Stimme. Wie alle Biene Maja-Fans wissen, ist Willi seit jeher Publikumsliebling und der heimliche Star, auch wenn die dickköpfige Maja die Hauptrolle hat. Das ändert sich auch in der sehr gelungenen Neufassung nicht. Wir sprachen mit Jan Delay über Willi und sein junges Familienglück:
Haben Sie eine Erklärung, warum ausgerechnet Sie den Willi sprechen?
Das könnte eventuell etwas mit meinen Stimmbändern zu tun haben, mit der Art und Weise, wie sie gewachsen sind und klingen.
Viele Synchronsprecher teilen auch Eigenschaften mit ihrer Trickfigur. Nun sind Sie weder pummlig noch faul – wie viel Willi steckt in Ihnen?
Schon ein bisschen. Ich finde auch gar nicht, dass der Willi so faul ist. Der hat nicht immer so große Lust auf Action und ist etwas zurückhaltender. Der ist ein kleiner Schisser und vielleicht ein bisschen faul. Das bin ich aber auch. Der ist auch nie um eine gute Ausrede verlegen und kann sich das mit seinem Mundwerk so schaffen, wie er es gern hätte. Da ist dann sicher auch eine schöne Parallele zu meinem Leben.
Willi liefert im Film sogar eine kleine Tanz- und Beatsession, ist das eine Hommage an seinen Sprecher?
Das war schon vorher geplant. Davon gibt es sogar noch eine zweite Szene. Da probt Willi für eine eigene Show samt Beatboxen und wird dabei von Maja überrascht. Die haben wir für einen Trailer gemacht. Das sieht man also nur vor anderen Filmen zur Werbung in den Kinos.
Sie haben schon anderen Trickfiguren ihre Stimme geliehen, zuletzt Rabe Socke. Faszinieren Sie Trickfilme?
Ja, das tun sie schon. Aber ich bin nicht nur für Trickfilme und will da unbedingt die Figuren sprechen. In Trickfilmen ist es sicher viel einfacher, ulkige und lustige Charaktere zu erschaffen. Zumindest einfacher als mit echten Menschen und echtem Film. Ulkige Figuren haben meist auch ulkige Stimmen – und da werde ich dann immer gefragt. Deshalb spreche ich in den Zeichentrick- und Animationsfilmen immer die ulkigen Figuren und werde wahrscheinlich niemals gefragt, wenn der Synchronsprecher von Bruce Willis einmal nicht mehr ist, ob ich das übernehmen will.
Gab es schon eine Anfrage für eine Trickfigur, die Sie abgelehnt haben?
Jein. Es gab mal eine Anfrage für den Film eines amerikanischen Filmkonzerns, die ich aufgrund des wahnsinnigen Vertragswerkes von gefühlt 6.000 Seiten abgelehnt habe. Für 17 Sätze sprechen so ein Fass aufzumachen, da sollen sie es doch allein machen.
Was gefällt Ihnen an der neuen Maja und insbesondere an Willi besser als an der alten Version?
Gerade was das Bild angeht, kann man viel mehr sehen und viel mehr ins Detail gehen. Es wird mehr anhand der bildlichen Geschichte erzählt. Vorher waren es nur die Dialoge, weil die Bilder nicht so viel hergaben. Das waren damals ja eher Strichmännchen. Jegliche Gesichtsemotionen haben sich auf einen schwarzen Kreis beschränkt, der da ist, wenn der Mund offen ist und ganz klein, wenn er geschlossen ist. Jetzt gibt es die Möglichkeiten, auch etwas zwischen Lachen und Traurigsein darzustellen. Dinge können viel niedlicher oder grotesker oder lustiger gemacht werden. Das bietet so viel mehr. Ich finde das cool, dafür den Trickfilm zu verlassen und es animiert zu machen. Aber auch beim Trickfilm gibt es jetzt viel mehr Möglichkeiten. Das Zeug von damals sieht heute wirklich etwas arm aus.
Haben Sie früher als Kind lieber Biene Maja oder eher Tom & Jerry geguckt?
Sehr gut, dass Sie das fragen. Ich wurde jetzt oft in diese Richtung gefragt und habe immer Captain Future gesagt. Das stimmt auch – aber Tom & Jerry hab ich auch echt gern geguckt. Biene Maja habe ich damals übrigens nur wegen Willi geguckt.
Wenn wir schon bei Kindheit und Bienen sind, Sie sind selbst gerade vor einem halben Jahr Vater geworden. Wer hat Ihnen erklärt, wie das mit den Bienen funktioniert?
Mit den Blumen und den Bienen? Das weiß ich nicht mehr, aber Willi und Maja waren es auf keinen Fall. Das hatte ja auch nichts mehr mit diesem Blumen-und-Bienen-Quatsch zu tun. Ich habe das früher mal in einem Witz gehört und habe die Metapher gar nicht verstanden. Die musste man mir erst erklären – damals wusste ich aber schon, wie das eigentlich funktioniert.
Wie hat Ihre kleine Tochter Ihr Leben verändert?
Ich denke so wie bei jedem anderen Menschen auch, dem das passiert. Es ist toll, wie das Leben umgekrempelt wird. Es macht sogar richtig Spaß. Es darf aber nicht passieren, dass es die Person umkrempelt. Dann wird es gefährlich.
Also sind Sie als Vater und Erziehungsperson auch ein Styler und kein traditioneller Spießer?
Das will ich mal ganz stark hoffen!
Trotz junger Familie haben Sie gerade in diesem Jahr mit Album, Tour & Filmprojekt viel Stress, fallen Ihnen lange Arbeitstage mit Verzicht auf Familie jetzt schwerer?
Ich glaube nicht. Verzicht war vorher auch da und wird es immer sein. Man genießt es umso mehr. Auf der anderen Seite ist es auch schön, wieder auf Tour zu gehen – und manchmal ja auch besser als Babykotze auf der Schulter.
Wer kümmert sich bei Ihnen um die Erziehung, ist Papa wie oft üblich für den Spaß zuständig und singt abends Lieder?
Ich singe eigentlich immer mit der Kleinen. Das passiert bei mir automatisch. Die Erziehung bewältigt schon meine Freundin zum großen Teil. Ich bin heute ja auch hier, um Interviews zu geben und kann mich nicht kümmern. Wenn ich aber zu Hause am Start bin, teilen wir das ordentlich auf.
Trägt Ihre Kleine den Strampler rosa, schwarz-gelb gestreift oder als Leopardendress mit St. Pauli-Schädel?
Wenn, dann die erste und die dritte Version. Schwarz-gelb gestreift kann ja noch kommen, ich habe schon ein großes Paket mit Biene Maja-Merchandise bekommen.
Zum Schluss nochmal zu den Bienen: was gibts bei Familie Delay zum Frühstück – Nutella oder Bienenhonig?
Weder noch. Das ist mir beides zu süß. Im Moment gibt es noch Erbsen, Karotten und Fenchelbrei. Wenn es dann echtes Brot mit was drauf gibt, müssen wir mal schauen.
Danke für das sympathische Gespräch.
„Nur wegen Willi“
Datum: Dienstag, 02. September 2014 06:53
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Neela - Kolumna
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