Können Sie sich auf Mallorca frei bewegen – schließlich ist da halb Deutschland unterwegs?
Vor einer Woche hat es uns das erste Mal nach El Arenal verschlagen, weil wir zu einem tollen Minigolfclub fahren wollten, bei dem es Dinosaurier gibt. Das war sehr viel netter als ich es dachte und die Menschen waren sehr freundlich. Sonst lebe ich hier aber sehr glücklich auf dem Dorf.
Wie alt sind Ihre Kinder?
Der Kleine wird im November drei und die Große ist Ende Juli vier geworden.
Gerade ist Sarah Connors Tochter aufgrund ihres ungewöhnlichen Namens in den Schlagzeilen - auch ihre Kinder haben recht ungewöhnliche Namen. Wie wichtig ist ihnen die Bedeutung hinter den Vornamen?
Mina fand ich schon immer schön – und als ich herausfand, dass Mina auf mittelhochdeutsch „Liebe“ heißt, fand ich den Namen umso schöner. Mit zweitem Namen heißt sie Georgina, weil am Tag ihrer Geburt George Tabori gestorben ist – und er wohnte in Berlin 30 Meter Luftlinie entfernt von mir. Ich verehre Herrn Tabori noch immer als einen der größten Menschenliebhaber, die die Welt jemals hervorgebracht hat. Das hat mich so gerührt, dass ich meiner Tochter diesen Namen mitgegeben habe. Den Namen Stella hat sie von meinem Mann bekommen, was übersetzt „Stern“ bedeutet. Da Mina Liebe heißt braucht es auch ein Peace dazu – und Pau heißt auf Katalan „Frieden“. Bartholomäus heißt er mit zweitem Namen, weil sein Großvater so hieß.
Hat sich mit der Familie auch die Einstellung zum Beruf geändert, gehen Sie bewusster mit Kinder- und Familienthemen um?
Sicher, Familie und Muttersein fließt in alles ein. Wenn es nach mir ginge, würde ich mich ständig nur mit diesem Thema beschäftigen. Aber man kann sich das nicht immer aussuchen …
Welches Talent leben Sie heute eigentlich am liebsten aus: Die Ulknudel, die Regisseurin, Charakterschauspielerin oder Moderatorin?
Weiter alle! Eigentlich ist das schön so, weil das eine das andere bedingt und nicht ausschließt. Das macht es gerade so toll, dass ich Verschiedenes tun kann. Regie macht mir wahnsinnigen Spaß, aber nur Regie wäre auch nicht abendfüllend.
Zur Regisseurin Esther Schweins: Sie haben vor über zehn Jahren mit Caveman eine wahre Kultcomedy in der deutschen Version inszeniert - hat ihnen das Stück geholfen, Männer besser zu verstehen?
Ja – wie allen andern auch. Vielleicht hat es mir auch eher dabei geholfen, Frauen besser zu verstehen, nach dem Motto: Aha, so sind wir!
Danach hat es in diesem Bereich lange gebraucht, bis Sie vor zwei Jahren mit „Hi Dad!“ quasi die um Kinder bereicherte Fortschreibung des Caveman auf die Bühne gebracht haben, mussten Sie dazu erst Mutter werden?
Ja, damals kamen die Berliner Produzenten auf mich zu und sagten, sie hätten das passende Stück zu meiner Lebenssituation. Sie sagten, es wäre das passende Timing, da ich nun Kinder habe. Ich fand das Timing gar nicht perfekt, weil ich gerade vor vier Wochen meinen Sohn, mein zweites Kind entbunden hatte. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, irgendetwas zu machen. Ich habe das unter die Bedingung gestellt, das Marcus Flügge, der Produzent, den Babysitter spielt.
Hat es den Kindern geholfen oder hat es sie verdorben?
Wir hatten eine sehr lustige Zeit. Mein kleiner Pau lernte im Wasserzinktopf zu sitzen, weil es so warm war. Wir hatten großen Spaß, vor allem mit dem Gymnastikball, der bei „Hi Dad!“ auf der Bühne ja als einziges Requisit dient. Den großen Gymnastikball kennen alle Schwangeren – und für unseren Held muss er für alles herhalten: als Eizelle, Gynäkologenstuhl, Sessel, Wiege, Babybauch. Den Ball hatte ich schon in der Schwangerschaft – und meine Tochter fand sehr frech, dass der Schauspieler mit ihrem Ball die ganze Zeit herumspielte und hat sich mit ihm bei den Proben um den Ball gekapert.
Wie sehr haben Ihnen in Hi Dad die Erfahrungen ihrer damals noch sehr jungen Familie genutzt?
Schlaflosigkeit, Schlaflosigkeit, Schlaflosigkeit. Das spielt wie alles andere in dem Stück mit. Ich bin ein großer Fan des Klischees – und um „Schlaflosigkeit“ oder „tausend Fotos vom Neugeborenen“ oder „Verwandten-Besuche“ kommt weder der Taxifahrer noch der Akademiker herum. Da sind wir alle gleich. Wahrscheinlich ist es das Schöne am Kinderkriegen: Die Eltern werden alle zu Hundebesitzern. Hundebesitzer, die sich im Parkt treffen, beginnen sofort miteinander zu reden. Auch Eltern, mögen sie vorher noch so scheu und zurückhaltend gewesen sein, beginnen miteinander zu reden: über Windelsorten und Inhalte. Es wird für Kinderlose ein ewiges Geheimnis sein, wie wir Eltern den Stuhl unserer Kinder so eingängig mit unserem Nachbarn diskutieren können.
Sind Sie da unter Schauspieler-Kolleginnen distanzierter?
Überhaupt nicht, da geht jede Distanz den Bach herunter. Mit einem Schwangerenbauch gehört man zum Club der Mütter, das ist einfach herrlich.
Nach zwei, drei weiteren Familienjahren ist die Zeit der Schlaflosigkeit doch langsam vorbei – würden Sie heute das Stück „Hi Dad!“ um Erkenntnisse bereichern wollen?
Das mit dem Ende der Schlaflosigkeit halte ich für eine der großen Lebenslügen unter Eltern. Bei dem Thema schlafender Kinder dividieren sich Eltern auseinander. Meine Kinder schlafen zwar ein, kommen nachts aber zu mir ins Bett – und ich komme aus meinem Wach-Schlafmodus nicht mehr heraus. Was „Hi Dad!“ angeht, bleibt es so stehen wie es ist.
Hi Dad spielt im Oktober in Cottbus, verbinden sie mit Cottbus und der Lausitz bestimmte Erinnerungen?
Außer der Premiere von „Hi Dad!“ vor zwei Jahren kaum – aber die war sehr lustig. Da haben wir noch in einem lustigen Gebäude gespielt, einem Akademiesaal. Nun wird es ja ein neuer Ort, der für Besucher aber eine genauso schöne Atmosphäre haben wird.
Dann wünschen wir stets eine gute erste Klappe, dass mehr Zeit für die Familie bleibt!
Informationen unter:
www.estherschweins.de
www.hidad.de
Aha, so sind wir!
Datum: Donnerstag, 29. September 2011 11:15
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