Interview mit Matthias Schweighöfer
Matthias Schweighöfer zählt zu Deutschlands bekanntesten Schauspielern, mit knapp 2 Millionen facebook-Fans hat er sogar deutlich mehr digitale Anhänger als Brad Pitt. Nach vielen Filmen und Theaterstücken ist er seit einigen Jahren auch als Regisseur mit eigener Produktionsfirma erfolgreich – und ebenso als Aushängeschild und Mitinhaber eines Modelabels, dass er u.a. mit seinem Freund Joko Winterscheid gründete. Der Frauenschwarm hat trotz Familie und zweifacher Vaterschaft verdammt viele weibliche Fans, die seine romantischen Komödien und sicher auch sein Sixpack lieben. Bei aller Prominenz gelingt es ihm, sein Familienleben und seine zwei Kinder vor der Öffentlichkeit zu schützen. Am 26. März startete mit „Der Nanny“ nun sein nächster Film in den deutschen Kinos, bei dem er neben der Regie auch eine der Hauptrollen übernahm. Wir erhielten Mitte März die Gelegenheit zu einem sympathischen Interview und wollten mehr über den Film, aber auch über den Familienmenschen Matthias Schweighöfer wissen:
Wenn man nach Ihrem Namen googelt, kommen als Vorschläge in der Google-Autovervollständigung die Begriffe „Mercedes“, „Freundin“ und „Neuer Film“, was wäre Ihnen lieber? Neuer Film, Mercedes, Freundin. Da muss man aber auf jeden Fall die Ironie mit reinschreiben, sonst klingt das ja fast zu hart.
Im neuen Film „Der Nanny“ haben Sie in Ihrer Rolle als Vater kaum Zeit für die eigenen Kinder. Wie viel Wahrheit aus Ihrem eigenen Leben steckt darin? Nicht so viel. Ich habe immer sehr viel Zeit für meine Familie und meine Kinder. Die nehme ich mir auch. Der Film ist eigentlich ein Märchen über einen Typen namens Horst, der alles verliert und sich an demjenigen rächen will, der ihm alles genommen hat. Milan Peschel spielt diesen Typ und ich bin im Film derjenige, der ihm alles genommen hat. Horst kommt dann einfach zum falschen Zeitpunkt an den falschen Ort und wird zur Nanny seines Feindes. Aus einem Niemand wird plötzlich ein Jemand, und darum geht es.
Wurden Sie selbst schon einmal von einem geldgierigen Immobilienhai aus der Wohnung geschmissen? Mein Vater und seine Frau sind tatsächlich aus der Wohnung geschmissen worden und mussten deshalb aus Berlin wegziehen. Das ist nun aber auch schon ein paar Jahre her.
Bei der vorübergehenden Trennung in Ihrer Langzeitbeziehung gab es den Film „Der Schlussmacher“, zur zweiten Vaterschaft passend den Film „Vaterfreuden“ und nun einen Film über einen Immobilienhai und eine Nanny – gab es diesmal auch einen Auslöser? Eine Freundin von mir war im realen Leben als Nanny unterwegs. Sie kommt aus Berlin Hellersdorf und musste immer in die Schweizer Gärten, das ist eine reiche Gegend in Berlin. Das war tatsächlich der Ursprung für die Filmstory. Ich überlegte mir, wie es jemandem geht, der aus der einfachen Gegend in so ein reiches Gebiet muss. So entstand die Grundidee.
Waren die zu betreuenden Kids bei Ihrer Freundin auch so schrecklich? Der Film soll ja ein Märchen sein und deshalb wollte ich die Kids in ihrer Radikalität derart überzeichnen. Das betrifft besonders ihr Durchsetzungsvermögen und ihre manchmal doch sehr sonderbaren Aktionen, um eine Nanny loszuwerden. In der Realität war das natürlich nicht so.
Man liest jetzt schon von vielen vermeintlichen Kritikern im Web „logisch, wieder eine romantische Komödie“. Packt man Sie zu Unrecht in diese Schublade? Das ist lustig, da der Film gar keine romantische Komödie ist. Wahrscheinlich habe ich aber diesen Stempel weg, in Deutschland wird eben sehr gern sortiert.
Würden Sie gern mal den Fiesling in SAW Teil 9 spielen? Ich spiele auch in „Der Nanny“ einen richtig groben Fiesling. Ich bin das Arschloch in dem Film. Aber das ist richtig: Fieslinge zu spielen, macht meist mehr Spaß.
Warum wollen eigentlich immer alle den Fiesling spielen, das ist ja auch bei den Kids so? Der Gute ist meistens zu lieb und das kann auch langweilig sein. Im Leben und gerade bei Frauen ist das doch auch so. Typen, die sich wie ein Arschloch verhalten, wirken interessanter und anziehender, weil man dahinterkommen will, warum die so sind. Genauso ist auch das Prinzip der fiesen Filmfigur angelegt, die ich in „Der Nanny“ spiele. Jeder will wissen, warum der so fies ist. Man kann sich viel Unsinn dazu einfallen lassen und das auch mal überraschend und brutal gestalten.
Steht Ihnen Ihre Filmnanny Milan Peschel auch im wirklichen Leben nah? Milan ist der Patenonkel meiner Kinder. Milan ist für mich richtige Familie, und das schon seit Jahren.
Außerdem spielt im Film auch Ihr langjähriger Freund Joko Winterscheid mit, war der Film also ein kleines Familienunternehmen? Ich mag es gern, in familiären Unternehmen zu arbeiten. So war das auch beim Filmdreh. Ja, das war ein kleines Familienunternehmen und ich denke, man merkt dem Film diese Chemie am Ende auch an.
Wen würden Sie Ihren Kindern im realen Leben eher als Nanny zumuten, Milan Peschel oder Nanny McPhee? Milan Peschel, auf jeden Fall. Ich finde den auch total knuffig und niedlich. Joko ist auch ein sehr lieber Mensch, den würde ich ebenso ohne Probleme auf meine Kinder loslassen.
Ist der Film eigentlich auch für Kinder geeignet und können die daraus mehr lernen, als eine Nanny zu vergraulen? Der Film ist auch für Kinder gemacht. Sie lernen, wenn man mutig ist und keine Angst hat, dass man dann Berge versetzen kann. Sie lernen auch, wie wertvoll Zeit mit den Eltern eigentlich ist. Sie sehen, dass es lohnt, sich durchzusetzen.
Es ist also ein Familienfilm, den Eltern mit Vorsicht genießen sollten? Ja, das trifft es wohl. Aber sie können ihn alle genießen. Es ist ein sehr unterhaltsamer und lustiger Film geworden. Im Kino haben sicher alle ihren Spaß daran.
Sie haben im Film auch einen schicken Ferrari geschrottet, tut einem das als Mann nicht in der Seele weh? An diesem Tag und in dieser Filmszene hat sich Milan fast heiser geschrien und einen Muskelkater gelaufen, das hat eigentlich viel mehr genervt. Er musste für die Szene mit dem Autocrash auch extra einen Kurs mit dem Step Trainer machen. Das war eine anstrengende Szene, die im Film dafür aber wirklich gut rüberkommt.
Warum muss man den Film unbedingt auf der großen Kinoleinwand sehen? Weil man bei dem Film sicher emotional mitgeht. Man sieht große Kinobilder und auch bei der Musik haben wir uns viel einfallen lassen. Das alles wird im Kino zu einem viel größeren Erlebnis, als das zu Hause der Fall ist.
Wie läuft das eigentlich bei Ihnen zu Hause, schmeißt Ihre Lebensgefährtin den Haushalt, eine Nanny oder Sie? Der Haushalt wird bei uns immer zusammen geschmissen, da müssen alle mit anpacken. Bei uns zu Hause gibt es keine Nanny, nicht mit 6-Tage Bart und auch nicht ohne. Es gibt ja auch noch Omas und Opas. Bei uns läuft das alles ganz in Familie.
Ich habe gelesen, dass Sie in der Brandenburger Provinz auf einem Vierseitenhof leben, wie passt das zum Dasein als Filmstar, Regisseur und Mitinhaber eines Modelabels? Meist sind wir gemeinsam am Wochenende in unserem Haus. In der Woche ist es für die Kinder sinnvoller, in Berlin zu sein.
Dann schaffen Sie es aber erstaunlich gut, Ihre Kinder und die Familie aus den Medien herauszuhalten. Wie bewahrt man sich dieses anonyme Familienleben ausgerechnet in einer Medienstadt wie Berlin? Das ist eine gute Frage, das kann ich jetzt aber gar nicht beantworten. Wir leben auch in der Stadt sehr ruhig. Die Entscheidung fiel eigentlich, weil in der Provinz der Weg zur nächsten Schule sehr weit war. Hier haben die Kinder eine gute Schule ganz in der Nähe, das war uns wichtig.
Ihre Eltern haben sich seinerzeit getrennt, als Sie drei Jahre alt waren, beeinflusst das heute Ihren Blick auf die eigene Familie? Eine Trennung zeigt immer, dass zwei Menschen in vielen Momenten etwas falsch gemacht oder nicht gelernt haben. Mir geht Familie heute über alles und ich versuche, bewusst all das besser zu machen, was meine Eltern früher falsch gemacht haben. Die Familie steht bei mir trotz aller Arbeit an erster Stelle. Insofern kann es schon sein, dass mich da Erfahrungen aus meiner Kindheit geprägt haben.
Wie versuchen Sie, Ihrer Tochter und Ihrem Sohn ein gutes Vorbild zu sein? Indem ich zu Hause wirklich anwesend bin und wenn die Kinder fragen, ob ich mit ihnen spielen kann, auch mit ihnen zu spielen. Da gibt es kein „warte mal“. Ich glaube, Kinder merken schnell, ob man tatsächlich und vorbehaltlos für sie da ist. Ich möchte meinen Kindern das Gefühl geben, als Vater für sie da zu sein und dass sie sich auf mich verlassen und jederzeit mit mir reden und spielen können. Ich glaube, neben aller Erziehung macht vor allem das einen guten Vater aus.
Sie sind also auch eher Spielkamerad als autoritärer Erzieher? Ja, so ist das. Ich fühle mich in dieser Rolle aber auch sehr wohl.
Sie haben morgen Geburtstag und werden 34, feiern Sie in Familie zu Hause oder eher mit Joko & Co. in einem hippen Berliner Club? Ich feiere in München in der Mischung. Ich muss tatsächlich noch den Film mischen, der Geburtstag muss also leider mit Arbeit verbracht werden.
Letzte Frage: wenn Sie drei Wünsche frei hätten, mit wem würden Sie in Ihrem nächsten Film vor der Kamera stehen, wer sollte Regie führen und an welchem Ort würde er spielen? Ich würde als nächstes sehr gern mit George Clooney vor der Kamera stehen. Wir würden irgendwo am Highway One zwischen LA und San Franzisco drehen und Regie sollte Clint Eastwood führen. Das wäre toll. Der Filmtitel wäre „The German and the Americans“ (lacht) … oder „Man meets Boy“ oder „Two Daddys“.
Der Nanny
Kinostart 26. März 2015
Regie: Matthias Schweighöfer
Mit Matthias Schweighöfer,
Milan Peschel. Joko Winterscheid, Alina Süggeler uvm.Filmstory: Clemens (Matthias Schweighöfer) hat kaum Zeit für seine Kinder. Er plant gerade eines der größten Bauprojekte der Stadt und die Verträge sind so gut wie unterschrieben. Lediglich ein paar letzte Mieter müssen noch ihre Wohnungen räumen und der Bau kann beginnen. Doch als auch Rolf (Milan Peschel) seine Wohnung verliert, schwört er Rache und heuert undercover als männliche Nanny in Clemens Haushalt an. Sein Plan heißt: Sabotage. Da hat er die Rechnung allerdings ohne Clemens Kinder Winnie und Theo gemacht. Die beiden haben es sich zum Ziel gesetzt, neue Nannies innerhalb kürzester Zeit aus dem Haus zu vertreiben. Dafür ist ihnen jedes Mittel Recht und sie zeigen bei der Wahl ihrer Waffen kein Erbarmen. So muss Rolf schmerzlich feststellen, dass Nanny sein kein einfacher Job ist und dass nun auch er zu härteren Mitteln greifen muss. Doch während er versucht, seine Wohnung und Heimat zu retten, entsteht aus seiner Sabotage mehr und mehr eine neue Familie.