Du bist in diesem Jahr 30 geworden, denkt man da schon an eine eigene Familie? Auf jeden Fall. Die Einschläge erfolgen ja auch immer dichter, viele Freunde bekommen Kinder oder heiraten. Währenddessen reise ich noch in der Weltgeschichte herum und schreibe meine Lieder und bin auf der Suche nach dem Hit. Wenn die richtige Frau kommt, würde ich nicht lange fackeln. Ich bin auch bekannt dafür, dass ich Kinder sehr mag – und hätte schon gern einmal zwei, drei Kinder.
Jetzt mal zur Musik: Anfang September stehst du zum dritten Mal mit dem Philharmonischen Orchester auf der Bühne des Staatstheaters Cottbus, was bedeuten diese Konzerte für dich? Das wurde aus einer Schnapsidee geboren. Jetzt sind wir im dritten Jahr und wieder sind alle Konzerte ausverkauft. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich genieße das, mit dem Orchester und Evan Christ als Kopf dieser Bande zwei Abende gute Musik machen zu können. Das gibt mir auch die Chance, tolle Künstler in die Lausitz einzuladen. Im vergangenen Jahr war es Johannes Oerding, in diesem Jahr kommt Alexa Feser, die im letzten Jahr mit „Gold von morgen“ einen Riesenerfolg gefeiert hat. Dadurch sehen auch andere Musiker, das Cottbus immer ein Konzert wert ist. Das Projekt sorgt für Aufmerksamkeit weit über die Lausitz hinaus.
Es gibt wenige Musiker, die mit einem großen Orchester auf der Bühne stehen dürfen, was sagen deine Kollegen dazu? Es gibt tatsächlich nicht viele Orchester, die so viel in solche Projekte investieren. Das kostet nicht nur meine Zeit, das ganze Orchester hängt sich dafür rein. Aber wir haben alle etwas davon: das Publikum der Konzerte ist für das Orchester einzigartig, ich kann eine ganz andere Seite von mir zeigen und auch die Stadt wird durch ein Ereignis bereichert, das ausstrahlt. Es gewinnen also alle! Natürlich spricht sich das auch unter Musikern herum, und ich erfahre dadurch tatsächlich Respekt. Das sieht man auch an den Künstlern, die in Cottbus mit auf der Bühne stehen.
Bist du in nächster Zeit bei weiteren Konzerten in der Heimat zu erleben? Ich habe in letzter Zeit sehr oft in der Heimat gespielt. Am 12. Dezember bin ich in diesem Jahr noch einmal auf Tour in meiner Geburtsstadt Guben zu erleben. Das ist der Abschluss des zweiten Teils meiner „Allein für euch“-Tour. Wir spielen ein feines Akustik-Konzert mit einem Gitarristen, einem Pianisten und einem Cellisten, auf dem auch neue Lieder zu hören sind. Das wird sehr intim, obwohl ich immer wieder staune, wieviel wir live aus der kleinen Formation herausholen. Wer dabei sein will, sollte sich schnell um Karten kümmern.
Eine kleine Tradition ist auch mit deinen Auftritten bei den Cottbuser Jugendweihen entstanden, liegt dir etwas an diesen Familienfeiern? Ich mag die Jugendweihen, sie sind eine besondere Tradition im Osten. Ich finde Traditionen wichtig, da sie auch mit Werten verbunden sind, die in unserer Gesellschaft immer mehr verloren gehen. Bei den Jugendweihen kann ich mit meiner Musik alle Generationen einer Familie erreichen. Außerdem ist das ganze Team, das an diesen Festveranstaltungen mitwirkt, inzwischen wie eine kleine Familie. Das macht auch viel Spaß.
Wirst du auch bei den Jugendweihen im kommenden Jahr wieder am Start sein? Ja, im nächsten Jahr bin ich auf jeden Fall noch dabei. Wie lange das klappt, hängt sicher auch vom Erfolg des nächsten Albums ab.
Aktuell arbeitest du an deinem dritten Album, wann gibt es erste neue Songs zu hören? Wir spielen schon auf dem Orchesterkonzert im September neue Songs. Eventuell kommt recht bald auch eine neue Single als Vorbote des nächsten Albums. Das soll dann, wenn alles klappt, in der ersten Hälfte des nächsten Jahres rauskommen.
Das zweite Album hieß „Die Zweite“, folgt nun „Die Dritte“? Nein, auch wenn es auf der Hand liegt. Ich hätte nie gedacht, mal drei Alben zu produzieren. Da bin ich richtig stolz drauf. Zumal ich als einziger deutscher Künstler mit einem kleinen Indie-Label arbeite, und dennoch ganz oben mitspielen kann. Die ersten zwei Alben waren schon sehr erfolgreich. Ich glaube, der Tag wird kommen, an dem auch der Knappe mit dem ganz großen Kino dran ist. Auf diesen Tag arbeite ich hin.
Wie erfolgreich war das zweite Album – und was verändert sich beim nächsten? Es war viel erfolgreicher als das Erste. Es gab viel mehr Präsenz im Radio und TV, die Lieder werden schon auf Castingshows gesungen. Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn wir uns noch mehr erwartet hatten. Das dritte Album wird noch mehr nach vorn gehen, schneller und positiver sein. Es wird aber auch wieder viel Heimat beinhalten.
Ist Musik für dich eigentlich harte Arbeit oder – wie ja viele glauben – eher ein lockeres Künstlerleben mit viel Spaß und langen Nächten? Musik schreiben ist in guten Momenten ein Glücksfall und in 80 Prozent der Fälle wirklich harte Arbeit. Du sitzt zum Beginn immer vor einem leeren Blatt Papier und willst am Ende ein gutes Album produzieren. Ich kann nichts anderes, und deshalb mache ich das. Musik ist was ich habe und das einzige, was mich glücklich macht.
Du bist ja inzwischen so etwas wie der musikalische Botschafter der Lausitz – was ist mal umgekehrt deine Botschaft an die Lausitzer Familien? Vergesst nie eure Wurzeln! Ihr habt mit der Lausitz einen Ort, in dem nicht alles perfekt ist, das ist im wahren Leben auch nie so. Aber ihr habt eine gute Heimat, weil sie bodenständig geblieben ist. Mit ihrem Wandel samt Seenlandschaft bleibt sie auch lebenswert und bietet noch viel Potenzial. Vor allem aber sind es die Menschen, die Heimat ausmachen. Egal ob mit einer kleinen oder einer großen Familie, man kann in der Lausitz sehr glücklich leben.
5. und 6. September 2015, jew. 20 Uhr
„Zwei Welten“ Alexander Knappe & Band
– Philharmonisches Orchester und Opernchor
des Staatstheaters Cottbus, Support: Alexa Feser
Die Konzerte sind leider ausverkauft
12. Dezember 2015, 20 Uhr
„Allein mit euch Tour 2015“, Akustik-Konzert
Fabrik e.V. Guben, Tickets gibt es noch an allen bekannten VVK-Stellen
www.alexanderknappe.net