Interview mit mit Til Schweiger zu einem besonderen Familienfilm.
Der Kinofilm „Conni 2“ wird im April ganz sicher die Herzen und Lachmuskeln vieler Familien erobern. Er ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Familienfilm, dafür hat schon die Handschrift einer Familienbande vor und hinter den Kulissen gesorgt: Denn Til Schweiger führte auf ausdrücklichen Wunsch seiner Tochter Emma Regie, die wiederum auch im zweiten Teil die Hauptrolle der Conni übernahm. Til Schweiger widmet sich damit erstmals der Sparte Kinderfilm, zaubert uns aber Entertainment für die ganze Familie. Überhaupt scheint ihm momentan Vieles zuzufliegen. Ende vergangenen Jahres eröffnete er in Hamburg sein erstes, immer proppevolles Restaurant, in diesem Jahr soll eine Hoteleröffnung am Timmendorfer Strand folgen, parallel stand er gerade in einem weiteren Film mit Matthias Schweighöfer vor der Kamera und schob für weitere Projekte sogar die Aufbereitung von „Honig im Kopf“ für den US-Markt auf die lange Bank, für die er keinen Geringeren als Michael Douglas begeistern konnte. Da hatten wir schon Glück, dass er sich inmitten einer Verschnaufpause in Südafrika Zeit für ein Gespräch mit uns nahm:
Sie haben sich mitten im Urlaub Zeit für dieses Interview genommen, ist das übliche Professionalität oder ist Ihnen „Conni 2“ besonders wichtig?
Wenn ich Urlaub mache, genieße ich eigentlich lieber die Auszeit. Es ist in diesem Fall also eher der Film, der mir wirklich sehr am Herzen liegt.
Worauf spricht man Sie momentan eigentlich mehr an, aufs Filmemachen, Ihr Restaurant oder die bevorstehende Hoteleröffnung?
Es ist zum Glück nach wie vor das Filmemachen. Zu den anderen Dingen werde ich zwar auch viel gefragt, aber das Filmemachen macht mich aus und hat eine viel größere Bedeutung in meinem Leben.
Sie haben die Regie bei „Conni 2“ auf ausdrücklichen Wunsch Ihrer Tochter Emma übernommen, warum wollte Sie ausgerechnet mit Papa drehen?
Nach dem Filmdreh ist Emma nach Amerika gegangen und sie wollte vorher noch eine schöne Zeit mit mir verbringen. Man kann Kinderfilme ja nur in den Ferien drehen, und da hätten wir sonst wenig voneinander gehabt. Auf der anderen Seite war es ihr auch wichtig, weil wir uns einfach gut verstehen, auch beim Filmemachen, und ich dabei das Beste aus ihr herausholen kann.
Sagt Emma mit ihren 14 Jahren eigentlich noch Papa zu Ihnen?
Emma sagt immer noch Papa zu mir. Ich hoffe, das bleibt auch so.
Wie gut kann man die väterliche Liebe mit der professionellen Arbeit als Chef am Set vereinbaren?
Das ist gar nicht so schwer, wie viele glauben. Da waren ja noch viele andere Kinder dabei und ich habe mich bemüht, alle gleich zu behandeln. Mit Schauspielern erreicht man ohnehin immer die besten Ergebnisse, wenn man lieb zu ihnen ist. Bei Kindern ist das noch wichtiger. Sie sind schließlich keine Profischauspieler.
Sie haben das erste Mal vorwiegend mit Kindern gedreht, was macht da den Unterschied aus?
Es gibt viel mehr gesetzliche Regularien zu beachten. Kinder dürfen nur eine bestimmte Zeit lang am Set sein, dadurch hat man mit Kindern viel weniger Zeit zum Drehen. Ansonsten ist der Unterschied gar nicht so groß, wie man meint. Man will auch aus Kindern das Beste herausholen, deshalb behandle ich sie mit dem gleichen Ernst und Anspruch wie erwachsene Kollegen.
Beim Dreh letzten Sommer war Emma sicher schon mitten in der Pubertät, hat das die Sache manchmal erschwert?
Von der vorpubertären Phase habe ich bei Emma gar nichts gemerkt. Sie ist im Laufe der Jahre immer mehr zum Profi geworden. Bei Zweiohrküken haben wir uns die Performance noch ein Stückweit im Schnitt gebastelt. Aber je älter, desto besser wurde sie. Es macht einfach viel Spaß mit ihr. Was „Conni 2“ anbelangt, kann ich das von den anderen Kindern aber genauso sagen.
Wer lässt sich mehr von Ihnen sagen: Emma privat zu Hause oder Emma als Conni vor der Kamera?
Ganz klar: Die Emma am Set lässt sich viel mehr von mir sagen. Da gibt es zu Hause eher Widerstand. Aber das macht ja gerade die Professionalität bei der Arbeit und auf der anderen Seite das ganz normale Papa-Tochterverhältnis aus.
Sie haben mit „Conni 2“ aus einem vermeintlichen Kinderfilm richtiges Familienkino gemacht, was unterscheidet den Film Ihres Erachtens vom typischen deutschen Kinderfilm?
Ich will gar nicht sagen, dass der Film sich so von anderen Kinderfilmen unterscheidet. Ich hatte aber ein großes Ziel. Ich bin früher mit meinen Kindern selbst viel ins Kino gegangen und oft dabei eingeschlafen. Das ist natürlich doof, weil Kinder Filme gemeinsam mit den Eltern erleben wollen. Da legen die richtig Wert drauf. Wenn man dann einschläft, leidet der Film auch bei den Kindern. Bei „Conni 2“ schlafen Erwachsene auf keinen Fall ein, die können sich auch kaputtlachen und es passiert einfach zu viel, als dass Langeweile aufkommt.
In „Conni 2“ geht es um Abenteuer, Natur, Freundschaft, Ferien, aber auch um Perspektiven, Arbeit und den Familienzusammenhalt – das klingt sehr vielschichtig, mussten Sie sich auch gegen Themen entscheiden, für die einfach kein Raum war?
Der Film hat 90 Minuten und da ist für alles Platz. Im Mittelpunkt stehen natürlich Freundschaft und Zusammenhalt zwischen den Kindern, aber auch in der Familie. Es geht auch um gemeinsame Abenteuer, die man nur bestehen kann, wenn man sich gegenseitig unterstützt.
Die Fund des Dinoknochens klingt dann aber doch ziemlich überhöht, warum funktioniert es dennoch?
So weit hergeholt ist das doch nicht. In Deutschland haben vor Urzeiten auch mal Dinos gelebt und Dinosaurierknochen wurden hier auch schon gefunden. Vielleicht nicht so große, aber im Grunde gab es das schon.
Gab es eine Szene, auf die Sie verzichten mussten?
Wenn man den Feinschnitt macht, opfert man nach dem Motto „Kill your Darling“ immer Szenen, die den Fluss des Films stören. Das ist für einen guten Film notwendig und man weint dem auch keine Träne nach, weil man weiß, dass es für den Film insgesamt besser ist.
Emma sagt über Sie, dass Sie bei Eiscreme die Vernunft vergessen … wie viele Eispackungen wurden denn am Set vertilgt?
Oh je, eine ganze Menge. Wirklich sehr, sehr viele. Das war für die Kinder ein großer Motivator und für mich auch. Ich habe immer persönlich dafür gesorgt, dass genug Eis am Set ist.
Haben Sie eine Lieblingssorte?
Ja, nichts geht über Vanilleeis.
Bei Ihnen erhalten auch die Erwachsenen eine glaubwürdige und inhaltlich getragene Rolle, war Ihnen diese Facette wichtig?
Wir haben aber auch zwei Trottel am Start, vor allem Heino Ferch als Bürgermeister ist ein richtiger Oberdepp. Der muss nicht mit großen Gesten auf lustig spielen. Gerade, weil er den Trottel so ernst spielt, entfaltet er eine unglaubliche Komik. Da haben wir bei „Conni 2“ auch großes Glück mit der Besetzung der erwachsenen Schauspieler.
Da wären wir dann auch bei Heino Ferch. Gegenüber dem ersten Teil setzt der in „Conni 2“ noch eins drauf und ist wirklich zum Brüllen komisch. Warum hat er ausgerechnet bei Conni den Komödianten in sich entdeckt?
Den Heino hatte ich so auch nicht auf der Uhr. Ich hatte schon im ersten Teil gestaunt: Der ist ja lustig. Jetzt gibt er dem Affen noch mehr Zucker. Das liegt auch am Drehbuch, das ihm im zweiten Teil viel mehr Freiheiten lässt. Als Bürgermeister hat er noch mehr Möglichkeiten. Wenn man das dann auf der großen Leinwand sieht, entdeckt man bei ihm sogar noch mehr Komik. Heino ist einfach hinreißend.
Er muss im Film auch eine Menge Schmerzen aushalten, an welcher Stelle hat es Ihnen hinter der Kamera am meisten wehgetan, und sei es vor Lachen?
Ganz klar: Da gibt es eine Szene, in der er von einem Eichhörnchen angegriffen wird. Da haben wir Tränen gelacht. Aber keine Angst, es ist kein Tier zu Schaden gekommen, nur der Schurke Bürgermeister, den der Heino spielt.
Der Film erzählt von Abenteuern in der Natur, die Kinder heute kaum noch erleben. Wollen Sie mit dem Film auch Werte vermitteln?
Ich denke, alle Filme von mir verfolgen gewisse Inhalte. Sie appellieren immer an dieselben Werte. Es geht bei meinen Filmen um Familie, Freundschaft und Liebe, egal in welchem Genre, egal ob bei Zweiohrküken, Honig im Kopf, Schutzengel – oder jetzt bei Conni 2. Ich will die Gesellschaft nicht verändern. Aber wenn man sich das Werk eines Regisseurs anschaut, sollte man schon verstehen, was ihm wichtig ist.
Sie haben das erste Mal inszeniert, ohne selbst eine Rolle vor der Kamera zu spielen. War es schwer, sich zurückzunehmen?
Überhaupt nicht. Ich habe das sogar genossen. Das war schon bei „Honig im Kopf“ so, da habe ich ja auch keine große Rolle übernommen. Für mich ist bei solchen Projekten inzwischen jeder Tag, an dem ich nicht vor der Kamera herumhampeln muss, ein schöner Tag. Es macht mir inzwischen unheimlich viel Spaß, mich auf die Welt hinter der Kamera zu konzentrieren und nicht immer zwischen zwei Welten hin- und herzurennen.
Sie haben ja vier Kinder, warum drehen sie ausgerechnet mit Ihrer Tochter Emma so viel?
Mit meiner Tochter Luna habe ich ja auch einen Tatort und Schutzengel gemacht, sie hat auch kleine Rollen in Keinohrhasen und Kokowäh gespielt. Lilli hingegen hatte nie Lust und mein Sohn sowieso nicht. Emma hat es vor der Kamera schon immer genossen und da habe ich sie auch machen lassen.
Emma hat in diesem Jahr trotzdem erst einmal eine Auszeit vom Film verkündet, ist für Sie ein dritter Conni-Teil ohne Emma vorstellbar?
Das weiß ich nicht. Emma hat gesagt, sie würde gern einen dritten Teil machen, aber nur mit mir zusammen. Ich plane dieses Jahr allerdings etwas anderes, und Kinder werden ja so verdammt schnell groß. Aber ich kann mir das schon gut vorstellen, es hat ja auch eine Menge Spaß gemacht.
Angenommen, die gesamte Schweiger-Bande würde einmal in einem Film von Ihnen mitspielen, worüber würde er handeln?
Das würde nicht passieren. Spätestens mein Sohn würde da nicht mitmachen.
Danke für das Interview.