Wie kann man sich das vorstellen?
In diesem Spielhaus gibt es viele verschiedene Erwachsenenwelten wie einen Verkaufsladen, einen Doktor, Werkstätten – bis hin zu privatem Leben und Wohnen. Das ist eine kleine und kindgerechte Spielwelt, die Kinder immer neu erobern, wo sie miteinander üben und in wechselnden Rollen spielen können. Hier erleben sie jedesmal etwas Neues, weil sich auch die Spielkameraden und Themen ändern können.
Gehen Sie selbst ihrem Kleinsten noch auf den Spielplatz? Toben Sie mit ihm über die Kulturinsel?
Das habe ich nie gemacht. Wir nutzen andere Gelegenheiten für gemeinsame Unternehmungen, die sich uns bieten. Er hat hier auch so viele Möglichkeiten und kümmert sich selbst, da ist jeden Tag etwas anderes aktuell. So sehr hat er auch nicht das Bedürfnis, immer mit seinem Papa zu spielen. Es fällt mir ehrlich gesagt auch schwer, mit einem Kind zusammen zu spielen und kindlich zu tun. Wir erleben dann lieber irgendwelche Sachen zusammen, bauen etwas oder so. Das fällt mir leichter und da kann ich auch ehrlich zu uns beiden sein.
Lebt eigentlich ihre ganze Familie noch auf der Kulturinsel?
Ich bin mit meiner Partnerin und meinem Sohn hergezogen. Meine Schwester kam dann später mit ihren Söhnen dazu und jetzt haben wir unseren Vater auch noch hergeholt. Wir leben hier in dem ursprünglichen alten Bauernhaus und wohnen quasi zwischen der Arbeit, denn drumherum sind die Büros.
Sie leben also nicht wie der Inselkönig Bergamo in einem Baumhaus?
Ich habe mal ein halbes Jahr hier in einem Baumhaus gewohnt, als Rückzugsort. Das war auch nicht ganz freiwillig und leider notwendig. Da war ich froh, als ich wieder ins Haus zu meiner Partnerin zurückziehen konnte.
Haben sie eigentlich Angst, dass wenn der Thronfolger in den Ruhestand geht, es keinen Nachfolger geben wird?
Meine Partnerin wird mein Nachfolger. Das bleibt in der Familie.
Gibt es in Europa eigentlich noch eine Firma, die so viele große Spielplätze baut wie Sie?
Wir bauen keine Spielplätze, wir erfinden Freizeitwelten. Da entstehen permanent neue und ungewöhnliche Dinge. Jemand, der etwas Besonderes und oft auch die nötige Portion Mut braucht, der greift auf uns zurück.
Haben Sie ein Lieblingsprojekt?
Da gäbe es sicherlich viele. Zum Beispiel haben wir im Zoo Osnabrück einen Teil mit dem Thema Afrika gestaltet und mitten in den Zoo ein afrikanisches Dorf gebaut. Da gehen Spielplatz und Tiere zusammen, alles kann direkt erlebt werden.
In der Werbung der Kulturinsel sind Sie durch die Comicfigur des Inselkönigs Bergamo nachempfunden. Wieviel Zeit verbringen Sie selbst tatsächlich noch auf Ihrer Insel?
Ich bin immer da, wenn es irgendein Problem gibt oder die Presse etwas möchte (lacht). Ich fahre inzwischen wirklich hunderttausend Kilometer im Jahr und bin fast nur unterwegs. Wenn ich zu Hause bin, habe ich hundert E-Mails, die auf Antworten warten. So ist mein Leben geworden.
Aber die Insel ist Ihre Heimat und wird es auch bleiben?
Ja. Zum Beispiel die Parkweiterentwicklung bleibt völlig mir unterstellt, da kann keiner was ohne mein Zutun verändern.
Kennen sie noch jede Ecke der Kulturinsel?
Ja. Auch wenn ich sicher nicht mehr durch alle Tunnelgänge kriechen würde, da gibt es inzwischen schon bestimmte Grauzonen, weil es zu lange her ist.
Machen Sie Ihren Urlaub hier auf der Insel oder woanders?
Urlaub und mal weg sein ist für die Familie wichtig. Arbeit und Privates ist hier auf der Insel alles eins. Wenn man sich dem entziehen will, muss man weg von hier. Jetzt planen wir zum Beispiel eine Reise in den Südasiatischen Raum.
Ist das, was sie mit Ihren Freizeitwelten machen, eigentlich ein Vorbild für die Branche?
Kinder wollen jeden Tag etwas anderes, je nach Tageslaune. Es gibt ja viele pädagogisch hochgehaltene Projekte, bei denen Kinder einen Spielplatz mit planen können. Für mich ist das völlig unrealistisch. Kinder können die Planung nur in eine Themenrichtung lenken, aber wenn es um Geräte geht, ist ihre Wahl immer ein „Höhepunkt“. Ganz typisch sind hier die Riesen-Rutschen. Die brauchen Kinder aber gar nicht zum Spielen, das sind ja nicht mal schöne Sportgeräte, das sind einfach nur Türme, die sie anziehen. Wir beobachten auch die Entwicklung der Branche. Das ist traurig mit anzusehen. Sicher gibt es immer wieder geniale Erfindungen wie z.B. die Holländerscheibe, die Weltenschaukel oder die Vogelnestschaukel, aber im Großen und Ganzen entwickelt sich da nichts weiter, es wird einfach immer technischer.
Was würden Sie Eltern empfehlen, die sich fragen „Was mach ich mit meinem Kind am Wochenende“?
Das wichtigste ist Vielfalt! Dass man sich Zeit nimmt und gemeinschaftlich irgendwas macht. Kinder sollten so aufwachsen, dass sie möglichst viel gesehen haben. Nur so finden sie für sich heraus, was interessant ist und was sie wirklich wollen. Ein Kind, das jedes Wochenende zum Fußball geht, interessiert sich auch nur dafür. Ich bin der Meinung, dass wir als Eltern nur eine Pflicht haben – die Kinder selbstständig zu machen. Das geht nicht nach unserer Schablone, sondern nur mit vielfältigen Erlebnissen.
Danke für das Interview