Hat Ihnen beim Verfassen des Buches Ihr Lehrerstudium auch geholfen? Immerhin haben Sie das einst auch als Deutsch-Hauptschullehrer absolviert.
Ja, das hat mir von Anfang an in meinem Beruf geholfen. Ich war früher beim Radio, habe dort Texte geschrieben und schreibe ja auch beim Fernsehen hier und da mal Moderationen. Über die Jahre ist dabei so ein gewisser Willi-Stil entstanden. Mein Willi-Stil. Auf diese schlichte, aber vielleicht auch kräftige Art gelingt es mir glücklicherweise, häufig die Dinge beim Namen zu nennen und nicht drum herum zu reden.
Sie haben auch Konzerte zu Ihrer DVD und CD mit der Märchenoper „Peter und der Wolf“ veranstaltet – welche Talente schlummern eigentlich noch in Ihnen?
Das frage ich mich auch die ganze Zeit (lacht). Ich bin letztes Jahr 40 geworden und mittlerweile sprechen viele meiner Freunde nicht mehr nur von Talenten, sondern davon, Meister in etwas zu sein. Ich sehe das nicht so. Wahrscheinlich ist es mein Talent, dass ich einfach gut mit Menschen kommunizieren und eine gemeinsame Ebene herstellen kann, egal ob sie jetzt 8 Jahre oder 80 Jahre sind. Man muss auch den Mut haben, dabei zu scheitern. Ich mache mich auch mal zum Kasper, weil mir etwas nicht gelingt. Aber die meisten versuchen es nicht einmal.
Seit 2010 gehen Sie es ruhiger an und haben sich für die Familie entschieden. Zieht es sie jetzt, wo die Kleine langsam groß wird, wieder in die Öffentlichkeit?
Ich habe am Ende des vergangenen Jahres meinen Kalender durchgeschaut. Da war 350 Tage was los. Ich bin quer durch die Republik gereist und geflogen und war zwei Mal in Afrika zu Dreharbeiten, hatte auch eine kleine Sendung im ZDF. Eigentlich war 2012 schon das erste sehr aktive Jahr nach meiner „Familienzeit“. Als meine Tochter ganz klein war und ich „Willi wills wissen“ beendet hatte, da habe ich mir für alles in der Familie Zeit nehmen können. Jetzt nabelt sie sich langsam ab und will auch nicht mehr, dass Papa überall dabei ist. Deshalb werde ich 2013 sicher weiter durchstarten, zumal 13 meine Lieblingszahl ist.
Also haben Sie für sich ein schönes Gleichgewicht gefunden?
Ja, definitiv.
Sie haben auch bei Ihrem Management sehr viel Verständnis geerntet, sodass Ihre Managerin im vergangenen Jahr sogar Ihre Frau wurde. Wie lässt sich denn bei Ihnen jetzt noch Familie und Beruf trennen?
Wir haben eine große Bürotür und die können wir zumachen. Ich bin in einem Edeka-Haushalt aufgewachsen, meine Eltern waren Kaufleute. Da waren wir auch eine Familie, die zusammen gearbeitet hat. Wenn ich heute auf die Straße gehe, dann schreien die Menschen am Parkplatz sofort „Ey Willi“. Man kommt aus der Tatsache also ohnehin nicht raus, dass es bei mir mehr ist als nur ein Beruf.
Auf facebook war vor wenigen Wochen von einem Filmdreh in Malawi zu lesen. Erwartet uns eine neue Abenteuertour?
Nein, das ist für ein gemeinnütziges Projekt. Ich bin von den Sternsängern engagiert worden. Die gehen ja von Tür zu Tür und sammeln Geld für Kinder in Not. Ich habe für sie eine Motivations- und Informations-DVD gemacht, damit sie wissen, wofür sie Geld sammeln. Im November war ich dazu in einem Flüchtlingslager in Malawi. Wir haben dort viele Menschen kennen gelernt, vor allem auch Kinder, die auf ihren Bauch zeigen und sagen „Ich habe Hunger“. Denen könnte ich gar nicht erklären, dass ich in Deutschland ein Kochbuch geschrieben habe, in dem es um die Vielfalt gemeinsamen Kochens geht.
Die meisten kennen Sie nach wie vor nur von „Willi wills wissen“. Ist diese Schublade heute für Sie ein Segen oder manchmal auch eine Belastung, gerade wenn man neue Sachen angehen will?
Ich glaube, das ist eher ein Segen. Viele Kollegen suchen sich in der Fernsehlandschaft ein Kinderprogramm als Sprungbrett. Ich war 28, als es mit „Willi wills wissen“ begann und habe das total ausgelebt und mit Leidenschaft betrieben. Das Aufhören war am Ende ein aktiver Entschluss. Nach 180 Sendungen musste irgendwann etwas Neues passieren.
Waren Sie eigentlich schon als Kind so neugierig?
Ich war vor allem abenteuerlustig. Neugierig war ich auch und habe überall meine Nase hineingehängt. So richtig schlau bin ich dabei aber nicht geworden. Das habe ich ja zum Glück alles nachholen können.
Wer dominiert denn heute Ihre Vater-Tochter-Beziehung: der vorsichtige Vater oder der, der das Abenteuer unterstützt?
Meine Tochter hat ein zurückhaltendes Naturell. Deswegen bin ich derjenige, der puscht und sagt „Hüpf mal hier drauf“. Da versuche ich sie zu fördern. Dazu passt ein Spruch: „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
Gab es von Ihrer Tochter schon mal eine Frage, auf die Sie keine Antwort hatten?
Ja, einige. Ich frage mich dann auch immer, ob ich darüber nicht schon mal eine Sendung gemacht habe und krame in meinem eigenen Archiv. Aber da muss man als Vater durch.
Sie sind vor wenigen Wochen 40 geworden. Angeblich ist das für Männer ja ein Wendepunkt im Leben. Haben Sie jetzt noch große Ziele?
Ja. Wenn ich mich mit älteren Männern unterhalte, sagen sie oft, dass diese Phase zwischen 40 und 50 eine sehr intensive und auch erfolgreiche Phase war. Man kann schon auf viele Erfahrungen zurückgreifen und ist trotzdem nicht zu alt, um allerhand Sachen zu machen. Ich glaube daran, verspüre eine Euphorie in mir und habe auch ganz viele Pläne.
Möchten Sie uns vielleicht noch eine Sache verraten, mit der wir Sie in diesem Jahr erleben können?
Ich schließe gerade eine DVD-Produktion ab, mit der wir Kindern die Wichtigkeit von Fahrradhelmen ans Herz legen wollen. Das wird eine deutschlandweite Aktion zum Start der Fahrradsaison im April. Da zeigen wir auch viele spannende Versuche – das sollten sich gerade Eltern anschauen.