Interview mit Wissensfan und Neukoch Willi Weitzel
Willi Weitzel gehört zu den bekanntesten Gesichtern des deutschen Kinderfernsehens. in 180 Folgen „Willi wills wissen“ hat er auch uns Eltern viel beigebracht. Auch wenn er mit seinen Wissenssendungen pausiert, widmet er sich trotzdem weiter Kindern und Familien. Im vergangenen Jahr schuf er so das wohl erste Kochbuch mit vielen Rezepten samt Anleitungen zum gemeinsamen Kochen für große und kleine Kulinarier. Wir haben Willi mal in die Töpfe geschaut und ein bisschen in seine heimische Küche hinein geschnuppert:
Viele Kinder kennen Sie als den Mann der Wissens-expeditionen im Fernsehen, jetzt haben Sie sich einem Kochbuch gewidmet. Werden Sie zum Spitzenkoch?
Privat würde ich das jetzt behaupten, aber nicht in der Öffentlichkeit. (lacht)
Was würde Ihre Frau dazu sagen?
Das sieht sie sicher anders, deshalb habe ich mir für das Buch auch einen echten Kochprofi zur Seite geholt! Ich bin eher für die Bewitzung zuständig als für die Gerichte. Wenn ich mir die Gerichte ausgesucht hätte, dann hätte mir sicher der ein oder andere das Ergebnis um die Ohren gepfeffert.
Das Buch regt Groß & Klein vor allem zum gemeinsamen Kochen an. Funktioniert das auch wirklich?
Auf alle Fälle! Obwohl das ein Versuch war, dem keine Theorie zugrunde liegt. Ich habe die Idee mit dem Profikoch Jürgen Füssl entwickelt, der schon mit sehr vielen Kindern zusammen gekocht hat. Da habe ich probehalber mit ihm und Kindern zusammen gekocht – und dabei sind jede Menge Spaß und tatsächlich auch leckere Speisen entstanden. Das war quasi unser Pilot, bevor wir uns an das Buch gemacht haben. Man darf die Kinder gerne fordern, aber man darf sie nicht überfordern! Dann funktioniert das super.
Ihre Tochter ist jetzt vier Jahre. Hat sich das Buch auch auf Ihr Privatleben ausgewirkt – kochen Sie jetzt mehr mit Ihrem Kind?
Wir haben das auch vorher schon gemacht. Durch das Buch, in dem wir ja viele Tipps und Tricks sammelten, haben wir aber viele neue Variationen entdeckt. Sie zeigt mir jetzt ganz stolz im Küchenschrank: „Das sind meine Messer“. Es gibt ein Messer mit einem rosafarbenen Griff und ein weiteres mit einem roten Griff samt Glitzersteinchen. Die hatten wir auf einem Markt für nur 1 Euro gekauft. Es funktioniert also sehr gut und muss dabei nicht unbedingt viel Geld kosten.
Haben Sie ein Lieblingsrezept in dem Buch – und hat Ihre Tochter auch eins?
Ja, ich habe auch ein paar Rezepte als meine Lieblingsgerichte angegeben. Das variiert bei mir mit den Jahreszeiten. Jetzt im Winter würde ich eindeutig den Tomatentopf oder die Kartoffelsuppe bevorzugen. Meine Tochter ist eher so eine Süße wie viele Kinder, sie backt gerne. Aber sie liebt auch ein ganz simples Rezept aus dem Buch – die Wiener im Schlafsack.
Ist das Kochbuch eher aus persönlichem Interesse entstanden oder trägt es den Anspruch in sich, deutsche Küchen familienfreundlicher zu gestalten?
Ich habe durch meine eigene Familie einen anderen Blick auf den Wert einer Familie und vielleicht deshalb auch den Ansporn, viel für Familien zu tun. Ich möchte den Familien in Deutschland das Leben einfach ein bisschen bunter und fröhlicher gestalten. Es war mir wichtig, einen guten Draht zu den Kindern zu verspüren, auf der anderen Seite aber auch die Nöte der Eltern wichtig zu nehmen. Ich bin ja auch selbst ein Papa. Der Ansporn dieses Kochbuchs für mich war, beide Generationen miteinander zu verbinden.
Warum halten Sie es denn für wichtig, große und kleine Köche wieder mehr zusammen zu bringen?
Es gibt einfach wahnsinnig viel Stress in der heutigen Welt. Meist machen die Eltern das Essen schon fertig und dann heißt es: „Kinder kommt essen, hopp, hopp“. Es ist auch schwierig, von Montag bis Freitag gemütlich gemeinsam zu kochen. Kinder haben noch nicht dieses Zeitgefühl, erst recht nicht beim gemeinsamen Kochen. Eltern sind meist im Zeitdruck, nach dem Motto: Wir müssen jetzt aber wirklich mal gegessen haben, denn danach geht es ins Bett. Beim Kochen geht es meines Erachtens auch darum, dass man sich näher kommt. Das gemeinschaftliche Erlebnis Kochen, und nicht nur das Essen, das kann aus der Familie ein besseres Team machen.
Das Kochbuch ist seit einem halben Jahr erhältlich. Gab es auch unerwartete oder interessante Resonanz?
Ich freue mich immer noch wahnsinnig über die vielen positiven Rückmeldungen. Mir wird auch für andere Sachen, die ich gemacht habe, ganz oft auf die Schulter geklopft. Aber das ist mein erstes Buch, das ich selbst verfasst habe. Da freut es mich riesig, das ich offensichtlich auch dort den Ton getroffen habe.
Das kann ich bestätigen. Ist das eigentlich tatsächlich das erste Kochbuch dieser Art für Große und Kleine?
Wir haben umfangreiche Recherchen gemacht. Es gibt auf dem Markt wahnsinnig viele Kochbücher, auch Kinderkochbücher. Wir fanden das Blödsinn. Die heißen alle Kinderkochbuch, aber kein Kind wird sich hinstellen und nach Anleitungen dieser Bücher kochen. Es braucht einfach immer einen Erwachsenen. So entstand die Familienidee für ein Kochbuch.