„Gemeinsam machen wir aus guten Ideen Projekte“

Datum: Dienstag, 28. Februar 2023 08:53


Interview mit Heiko Jahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz, zu den sichtbaren Erfolgen der Lausitzer Strukturstärkung und neuen Chancen für Familien.

Brandenburg gestaltet bislang einen sehr erfolgreichen Weg im Wandel der Lausitz. Rund 10,3 Mrd. Euro fließen über Bund und Land bis 2038 allein in die brandenburgische Lausitz. Für ein gutes Drittel davon – 3,6 Mrd. Euro – können Land und Region eigene Projekte umsetzen. Dafür ist die Wirtschaftsregion Lausitz verantwortlich, in der das Land gemeinsam mit der Region Zukunftsprojekte auf den Weg bringt. Schon in den ersten zwei Jahren wurden so 61 Projekte mit einem Volumen von 1,3 Mrd. Euro an den Start gebracht. Neela von Team lausebande sprach mit Heiko Jahn, Chef der Wirtschaftsregion, über diesen Brandenburger Weg und damit verbundene Chancen für Familien und insbesondere für die junge Generation:

Was passiert da eigentlich am Bahnhof?

Hier entsteht eines der größten Projekte für die Zukunft der Lausitz. Die Deutsche Bahn baut Europas modernstes Bahnwerk. Aktuell entsteht die erste Werkhalle. Schon 2024 nimmt sie ihren Betrieb auf, dann wird der erste 374-Meter-ICE in die riesige Halle einfahren. Parallel wird eine zweite, noch größere Halle gebaut. Sie nimmt 2026 ihren Betrieb auf. Insgesamt entstehen dabei 1.200 hochwertige Industriearbeitsplätze. Was aber noch wichtiger ist: gemeinsam mit der Deutschen Bahn wird in Zukunft auch an neuen Technologien geforscht. Cottbus und die Lausitz werden zu Deutschlands Zentrum für elektrisierte Mobilität auf der Schiene. Zudem werden viele Bahnlinien ausgebaut, bis hin zur Schnellzugstrecke von Berlin über Cottbus bis nach Görlitz. Bereits jetzt sucht die Deutsche Bahn dafür viele junge Menschen, die diesen Weg als Azubi oder Studierender mitgestalten wollen.

Warum wird das hier gebaut?

Was viele nicht wissen: Cottbus hat eine lange Tradition mit der Eisenbahn. Vor über einhundert Jahren wurde hier das Reichsbahnausbesserungswerk gegründet. Vor wenigen Jahren stand es kurz vor dem Aus. Dann kam der politisch beschlossene und gesellschaftlich gewollte Kohleausstieg. Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern nach Lösungen gesucht, um den Wegfall der heutigen Wirtschaft auf Basis der Kohle durch neue Chancen auszugleichen. Und hier traf ein Jahrhundert Kompetenz und Tradition in der Lausitz auf die Notwendigkeit, für den ICE4 der Deutschen Bahn ein Instandhaltungswerk zu errichten. Die Strukturhilfen für die Lausitz bringen so eine Zukunftsindustrie in die Region, helfen Deutschland aber gleichzeitig beim Weg in eine nachhaltige Mobilität. Wir arbeiten aber auch in vielen weiteren Projekten an einer neuen Zukunft für die Lausitz und ihre Menschen.

Wer kann dabei alles mitmachen?

In Brandenburg gehen wir einen besonderen Weg. Hier arbeitet das Land mit vielen Akteuren aus der Region zusammen an Ideen. Gemeinsam machen wir aus guten Ideen Projekte. Die breite Beteiligung der Region passiert in sogenannten Werkstätten – und das ist bundesweit wirklich einzigartig.

Was heißt „Werkstatt“ – hämmert da einer auf Ideen rum?

(Lacht) Genau so kann man sich das vorstellen! Wir haben zu fünf Leitthemen Werkstätten eingerichtet, die man sich wie einen großen runden Tisch vorstellen kann. Dort sitzen Experten aus der Lausitzer Wirtschaft und Wissenschaft mit Vertretern der Region und des Landes zusammen. Sie beraten in regelmäßig stattfindenden Treffen Projektideen, regen zu Verbesserungen an – bis diese einstimmig befürwortet werden. Das ist manchmal viel gemeinsame Arbeit bis zur perfekten Lösung – wie in einer Werkstatt.

Welche Chancen bringt das für Familien und für uns als junge Generation?

Die Lausitz gilt heute als eine der spannendsten Regionen Europas. Wir sind auf dem Weg zur Modellregion für Wachstum, Klimaschutz und Strukturwandel. Große Projekte wie Bahnwerk und Universitätsmedizin werden durch eine Vielzahl weiterer Projekte ergänzt. In den Werkstätten haben wir in den ersten zwei Jahren schon 61 Projekte im Gesamtwert von 1,3 Mrd. Euro angeschoben. Da geht es um neue Gewerbegebiete, um Nahverkehr, aber auch um Lebensqualität. Gerade für junge Menschen und Familien entwickeln sich völlig neue Berufsperspektiven. Allein in Cottbus sollen so 15.000 neue Arbeitsplätze entstehen, in der Region insgesamt viele hochwertige Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten. Es gab hier noch nie so viele Chancen für junge Menschen und Familien!

Und was hat es jetzt mit der krassen Lausitz auf sich?

Um all diese Projekte erfolgreich umzusetzen, brauchen wir viele Menschen, die mit anpacken. Dazu haben wir unter dem Motto „Die Lausitz. Krasse Gegend“ eine Kampagne gestartet, die auf die Lausitz aufmerksam macht. Wir können stolz auf unsere Region sein, niemand muss mehr wegziehen – ganz im Gegenteil reden wir jetzt über Zuzug. Schaut man ein paar Jahr zurück, dann ist das doch eine ganz schön krasse Entwicklung, oder?

Danke für das Gespräch.

Das Infozentrum zum Strukturwandel

Es zählt zu den ersten bereits fertiggestellten Projekten im Strukturwandel: das Infozentrum auf dem Vorplatz des Cottbuser Hauptbahnhofs. Auf 150 m² wird hier zu vielen Maßnahmen und Projekten informiert, die der Lausitz die Transformation weg von der Kohle hin zu einer modernen Energie-, Industrie- und Technologieregion ermöglichen sollen. An verschiedenen interaktiven Stationen kann man Rätseln, Lauschen und oft auch Staunen. Vor allem wird hier zum neuen ICE-Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn informiert, das nebenan mit überraschender Geschwindigkeit entsteht und schon 2024 seinen Betrieb aufnimmt. Wer Familienbesuch von auswärts hat, kann vor diesem im Infozentrum gern ein bisschen mit unserer Lausitzer Perspektive angeben. Das freundliche Team informiert auch gern Gruppen, Informationen und Anmeldungen gibt es unter: In­fo­zen­trum-Cott­bus@deut­sche­bahn.com

Infozentrum „Wandel Werk Zukunft“
direkt vor dem Hauptbahnhof Cottbus
geöffnet Di.-Mi. 9-16 Uhr, Do.-Sa. 12-19 Uhr

www.db-neues-werk-cottbus.com