„Unser Wasser ist von besonderer Qualität“

Datum: Freitag, 26. Januar 2024 15:04


Prost! Julia Stenzel genießt inmitten des Wasserwerks der LWG ein Glas qualitativ wertvolles Lausitzer Wasser. Foto: Katrin Löder

Interview mit Julia Stenzel, Ingenieurin bei der LWG Cottbus

Wer im Versorgungsgebiet der LWG Lausitzer Wasser angeschlossen ist, genießt sein Trinkwasser wirklich bedenkenfrei. Auch wenn die Standards überall gleichermaßen hoch sind, so fördert die LWG ihr Rohwasser zum Glück doch aus tiefen Schichten, während ein Großteil Berlins zusätzlich vom Oberflächenwasser der Spree lebt, das deutlich intensiver aufbereitet werden muss. Über die Qualität unseres Trinkwassers sprachen wir mit Julia Stenzel. Die Trinkwasseringenieurin ist bei der LWG für die Prozesse und Technologien verantwortlich, die im Zusammenhang mit der Wasserqualität stehen.

Warum können Familien im Versorgungsgebiet der LWG bedenkenlos Leitungswasser trinken?

Trinkwasser wird in Deutschland sehr streng kontrolliert. Es ist das am besten überwachte Lebensmittel überhaupt. Die Grundlagen liefern die Trinkwasserverordnung und diverse technische Regelungen. Als Versorger müssen wir viele Auflagen einhalten, damit Trinkwasser ein Leben lang und jeden Tag ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen konsumiert werden kann – auch von Menschen mit schwächerem Immunsystem sowie Kindern und älteren Personen. Das beginnt bei Vorfeldmessstellen, über die wir schon weit vor der Förderung unseres Wasers aus den Brunnen dessen Unbedenklichkeit überwachen. Es reicht dann über Trinkwasserschutzzonen rund um diese Brunnen und die analytische Überwachung des geförderten Rohwassers bis zur Aufbereitung im Wasserwerk und Messstellen im Trinkwassernetz. Dafür sorgen unabhängige, akkreditierte Labore. Zudem überwachen die zuständigen Gesundheitsämter regelmäßig unsere Trinkwasserqualität. Wir haben im Durchschnitt jährlich 500 Kontrollen und analysieren jährlich über 10.000 Parameter.

Hat Leitungswasser an jedem Ort dieselbe Qualität oder gibt es Unterschiede?

Die Trinkwasserverordnung muss natürlich überall eingehalten werden. Das Rohwasser kann allerdings unterschiedlich beschaffen sein – und hier können Familien in unserem Versorgungsgebiet auf eine ganz besondere Qualität vertrauen. Wir fördern über unsere Brunnen Grundwasser aus etwa 60 Metern Tiefe, das viele Jahrzehnte alt ist. Es entspricht in nahezu allen Kriterien bereits ohne Aufbereitung den Forderungen der Trinkwasserverordnung. Vom äußeren Bereich der Trinkwasserschutzzone III braucht das Wasser 30 Jahre bis zu unseren Brunnen, es fließt also sehr, sehr langsam. Auf diesem langen Weg zu unseren Brunnen können auch Krankheitserreger nicht überleben. Durch die natürlichen Filter der Erdschichten wird das Wasser beim Versickern „von der Natur“ gereinigt. Zudem werden die Grundwasserleiter gut geschützt. Unser Rohwasser enthält keine mikrobiologische Belastung. Deshalb müssen wir auch nicht standardmäßig desinfizieren, was bei Oberflächenwasser erforderlich ist. Allerdings enthält das Grundwasser geologisch bedingt erhöhte Konzentrationen von Eisen, Mangan und Kohlensäure. Diese unerwünschten Inhaltsstoffe werden mit naturnahen Verfahren entfernt. Dazu durchläuft das Rohwasser im Wasserwerk verschiedene Aufbereitungsstufen, die den natürlichen Lösungs- und Bindungsvorgängen entsprechen. Spürbare Unterschiede in den verschiedenen Versorgungsgebieten gibt es lediglich beim Härtegrad, der durch den Anteil der Mineralien Calcium und Magnesium bestimmt wird. Detaillierte Infos und Daten dazu sind stets aktuell auf einer digitalen Versorgungskarte auf unserer Internetseite aufgeführt.

Können Sie mit den Aufbereitungsmöglichkeiten im Wasserwerk alle bedenklichen Stoffe wie Mikroplastik, Medikamentenrückstände oder Pestizide herausfiltern?

In unserem Rohwasser gibt es diese bedenklichen Stoffe erst gar nicht. Technisch ist das Herausfiltern aber möglich, das benötigt jedoch mehr Aufbereitungsschritte.

Die Trinkwasserqualität wird regelmäßig überprüft. Was passiert, wenn doch mal ein Grenzwert überschritten wird?

Bei unseren Messungen werden lediglich 0,1 % der Proben beanstandet. Was dann passiert, hängt von der Art, der Höhe und dem Ort der Grenzwertverletzung ab. Wir arbeiten in so einem Fall eng mit den zuständigen Gesundheitsämtern zusammen, die dafür verantwortlich sind, mögliche gesundheitliche Gefährdungen für die Bevölkerung zu erkennen. Bei einer Gesundheitsgefährdung wird umgehend die Bevölkerung verständigt. Natürlich wird bei jeder noch so kleinen Überschreitung sofort mit Maßnahmen reagiert und dann auch sehr engmaschig überwacht.

Muss ich etwas beachten, wenn ich Säuglingsnahrung mit Leitungswasser zubereiten will?

Nein, unser Trinkwasser ist für Säuglinge unbedenklich. Mineralien wie Natrium, Sulfat und Chlorid, die für Babys schädlich sein können, liegen in unserem Leitungswasser weit unter den Grenzwerten für Säuglingsnahrung. Wer Bedenken wegen der Hausinstallation beispielsweise in alten Häusern mit Ungewissheit über verbaute Materialien hat, der kann sich gern ans Gesundheitsamt oder an uns als Wasserversorger wenden, um sich über mögliche Untersuchungen beraten zu lassen.

An welcher Stelle könnten aus Ihrer Sicht (dennoch) Wasserfilter sinnvoll sein?

Eine Sorte Wasserfilter macht auf jeden Fall Sinn – das sind die Partikelfilter hinter dem Wasserzähler. Sie halten Partikel zurück, um die Hausinstallation zu schützen. Diese Filter sind vorgeschrieben und werden auch nicht großartig beworben – manchmal fehlen sie aber tatsächlich. Ansonsten kann es sein, dass manche Menschen mit besonderen medizinischen Indikationen sehr empfindlich auf bestimmte Inhaltsstoffe reagieren – bei entsprechenden ärztlichen Hinweisen können auch Gesundheitsamt und Wasserversorger zu Möglichkeiten der Aufbereitung beraten. Wer bereits Filter, beispielsweise zur Enthärtung des Wassers, zu Hause hat, soll unbedingt darauf achten, dass diese sehr regelmäßig gewechselt und gewartet werden. Diese Filter können Mikroorganismen optimale Brutflächen bieten und sind so anfällig für Keime – letztendlich können sie ganz anders als gedacht die Gesundheit eher negativ beeinträchtigen.

Darf ich Wasserfilter am Hausanschluss selbst installieren oder muss ich dafür einen Fachbetrieb beauftragen?

Wesentliche Veränderungen wie ein Filtereinbau müssen durch einen Installateur vorgenommen werden, der im Verzeichnis des jeweiligen Wasserversorgers gelistet ist. Wir stellen ein solches Verzeichnis sortiert nach Postleitzahl auf unserer Website zur Verfügung.

Wann haben Familien die Möglichkeit, sich vor Ort im Wasserwerk anzusehen, wo und wie ihr Trinkwasser aufbereitet wird?

Am besten kommen Familien zum jährlichen Tag der offenen Tür – der findet immer wechselnd im Wasserwerk und im Klärwerk statt. In diesem Jahr ist am 7. September passenderweise das Wasserwerk an der Reihe. Ansonsten können Schul- und Kitagruppen gern Führungen anfragen – das ist ebenso über unsere Website möglich.

Weitere Informationen rund um die Wasserver- und Abwasserentsorgung gibt es im Internet unter:

www.lausitzer-wasser.de