In diesem Sommer bin ich noch einmal mit einem schwarzen Auge davongekommen. Nein, das ist kein Schreibfehler – es geht hier nämlich um die Neuberliner Zoopromis Meng Meng und Jiao Qing, die zwei Panda-Plüschimporte. Seit einem Besuch bei Knut samt Platzangst zwischen scheinbar zehntausenden hysterischen Niedlichkeitsfanatikern vor dem Gehege des kleinen Eisbä- ren hatte ich eigentlich für immer den Kanal voll von Zoobesuchen. Damals kämpfte ich mit meinem Junior zuerst um einen Platz mit Blick ins Gehege und anschließend ums Überleben inmitten eines schwitzenden Mobs dicker Kinder und ihrer noch dickeren Eltern. Offensichtlich war die gesamte, sonst eher bewegungsarme Bevölkerung aus Marzahn angereist. Auf der Heimfahrt fand auch mein Junior Knut nicht mehr gut. Da waren uns die Lausitzer Tierparks mit mehr Freiheit doch viel lieber. Eine Verbindung dieser beiden Erfahrungen und die Tochter von Bekannten hätte mich in diesem Sommer dennoch fast zum international gesuchten Straftäter gemacht. Nur um Haaresbreite bin ich dem Zorn Chinas entkommen. Alles begann ganz entspannt an einem Freitagnachmittag, als die Bekannten uns wegen Hausneubau, Umzug etc. ihre dreijährige Tochter vorbeibrachten. Meine soziale bessere Hälfte konnte mal wieder nicht nein sagen und so waren wir am bevorstehenden Wochenende eins mehr. Als sie eintrafen, parkten wir die Kleine kurz vorm Fernseher ab, um noch alle wichtigen Instruktionen durchzugehen. Ausgerechnet in diesem Moment lief ein Bericht zu den neuen Pandas im Berliner Zoo. Die Kleine war ganz aus dem Häuschen. „Panda, Panda, Panda!“ Wir verabschiedeten die Eltern, statt Mama und Papa ging es aber weiter „Panda, Panda, Panda!“. Ich schickte meine Tochter auf die Suche durch ihr unermessliches Universum an Plüschtieren, zehn Minuten später tauchte sie tatsächlich mit zwei Plüschpandas wieder auf. Die Kleine wollte aber einen Live-Panda. Wir schalteten zur Ablenkung auf einen Kinderkanal. Das funktionierte anfangs, dann war es aber ganz vorbei. Ausgerechnet an diesem Nachmittag lief als Folgefilm „Kung Fu Panda“. Die Kleine wollte unbedingt die Pandas sehen, richtige Pandas, im Zoo. Es half nichts. Als verwöhntes Einzelkind war die kleine Prinzessin an prompte Wunscherfüllung gewöhnt – und wir wollten am Ende nicht als schlechte Leiheltern dastehen. Also organisierte ich den Pandabesuch im Tierpark. Zum Glück ist Cottbus eine Karnevalshochburg und im hiesigen Kostümverleih existiert auch ein Pandakostüm. Das holte ich mir noch am selben Abend und kontaktierte einen Bekannten, der als Tierpfleger im Cottbuser Tierpark arbeitet. Am nächsten Morgen stand ich im Pandakostüm in einem derzeit im Umbau befindlichen und deshalb leerstehenden Gehege, mitten im Tierpark. Als meine bessere Hälfte mit unserem Panda-Fan in Sicht kam, stiefelte ich hinten im Gehege herum, knabberte an einem Holz, trank aus einer Schale und winkte der Kleinen zu. Die war hin und weg: „Panda hat gewunken, Panda hat gewunken!“. Nach einer halben Stunde Holz, Wasser und Gewinke zogen sie weiter. Ausgerechnet in diesem Moment kam von der anderen Seite eine chinesiche Reisegruppe, deren Leiter bei meinem Anblick wild gestikulierte. Ich verkroch mich hinter einer Hütte. Der Reiseleiter begann zu telefonieren, wie sich spä- ter herausstellte, mit der chinesischen Botschaft in Berlin. Es folgten hitzige Telefonate, was ein Panda im Cottbuser Tierpark mache? Um ein Haar wäre es zum internationalen Zwischenfall gekommen. Nach einer Stunde befreite mich der Cottbuser Tierparkdirektor nach einer Telefonkonferenz mit der chinesichen Botschaft und meiner besseren Hälfte aus meiner misslichen Lage. Die Chinesen beschimpften mich, als ich samt Kostüm das Gehege verließ. Meine bessere Hälfte wartete vor dem Tierpark auf mich, mit dem erfolgreichen Ergebnis unserer Mission: die Kleine sprudelte nach ihrem Live-Panda-Erlebnis über vor Glück: „Panda, Panda, Panda!“. Dafür habe ich jetzt Tierparkverbot – und wahrscheinlich auch Einreiseverbot in China. Euer lausitzDADDY
Neela - Kolumna
Neela - Kolumna, die rasende Reporterin!