Leute, die Grippewelle dieses Jahres hatte es in sich! Die halbe Lausitz lag im Bett und an jeder Ecke lauerte eine Virusschleuder. Unsere Familie gehörte zu den gaaanz wenigen, die ohne einen einzigen Verlust durch die Untiefen aus Rotznasen und Seitenniesern gesteuert sind. Schuld daran sind die große und die kleine Gesundheitsministerin daheim. Ja, meine Kleine steht meiner besseren Hälfte im Perfektionismus aus Desinfektion und Virusvermeidungsstrategien inzwischen in nichts mehr nach. Das treibt manchmal recht eigenartige Blüten – insofern bitte ich nochmal um Verzeihung, wenn Sie sich als Zeuge einer der folgenden Ereignisse wiedererkennen. Aber: Erfolg kommt nicht von ungefähr. Und manchmal ist – so komisch das klingen mag – die Tochter die Mutter des Erfolgs.
Meine bessere Hälfte hat seit Jahren ein ausgeklügeltes Anti-Viren-System entwickelt. Ich glaube, Sie könnte einen Bestseller schreiben, etliche Patente anmelden und mit ihren tausenden Kniffen die halbe Truppe von Greys Anatomie abreitslos machen – zumindest, wenn es um Ansteckungskrankheiten geht. Sie ist in Grippezeiten ein wahrer Hochleistungsüberwachungscomputer. Einhundert Meter im Voraus scannt sie alle Gefahrenquellen, Rotznasen und Niesterroristen haben keine Chance. Wie David Copperfield zaubert sie bei Einkaufswägen, unvermeidbaren Türklinken, Schaltern oder Klingeln ein unerschöpfliches Universum von Desinfektionstüchern aus dem Ärmel. Meine Kleine hat dieses Verhalten jahrelang beobachtet und ist heute der wohl weltweit beste Mikroüberwachungscomputer. Deshalb schickt meine bessere Hälfte sie in der Grippezeit auch meistens mit in die Stadt, wenn ich Besorgungen machen soll. Wie R2D2 rollt sie neben mir her und gibt ein Alarmsignal nach dem nächsten. Rotznase voraus, nach links ausweichen. Mensch Papa, die Tür mit dem Ellenbogen aufmachen. Och Papa, beim Einkaufswagen vorher den Griff desinfizieren, das weißt du doch. Und dann lehnt sich Papa erschöpft vom Einkaufsimperium bei der Rolltreppe aufs Gummiband. Alarm, Alarm. Mein R2D2 zückt sofort ein Desinfektionstuch und weist mich zur umgehenden Reinigung der Hände an. Frau Mini-Gesundheitsministerin lässt nichts durchgehen.
Am krassesten ist das beim Einkauf, Männer, einkaufen in der Grippezeit ist die Hölle. Sie beginnt schon bei der Wahl des Einkaufswagens. Meine Kleine beobachtet genau, wer gerade die Einkaufswagen in die Einkaufswagenbox schiebt. Intuitiv werden gesunde Korbschieber identifiziert, nur wenn sie als bedenkenlos eingestuft werden, darf ich den passenden Einkaufswagen aus der Halterung lösen. Das kann auch mal zehn Minuten dauern, und wenn R2D2 ein positives Signal gibt, dann stürze ich mich auf die Einkaufswagenschlange und löse den passenden Wagen aus – nicht selten vom Kopfschütteln der nichtsahnenden Einkaufsbevölkerung begleitet. Im Supermarkt lauert der Virus dann hinter jeder Regalecke. Produkte von vorn werden gar nicht genommen. Bei Tiefkühltruhen und Getränkekästen macht es sofort „Piep“ neben mir und die Gesundheitswache reicht mir ein Desinfektionstuch. Am schlimmsten wird es aber an der Kasse. Liebe Verkäuferinnen: warum bleibt ihr nicht einfach zu Hause, wenn die Nase juckt. Dieses Jahr hat mich das zu einem neuen Rekord getrieben. An der ersten Kasse unserer Wahl war der riesige Familieneinkauf gerade auf dem Band verstaut, als die Kassiererin laut nieste. R2D2 schlug Alarm und ich packte alles vom Band wieder in den Korb. An der nächsten Kasse zur Hälfte fertig, starrte uns ein Kleinkind, dass eine Mutter vor uns auf dem Arm trug, über deren Schulter an und ließ einen riesigen Rotztropfen auf das Warenband fallen. An Kasse drei war ich fast dran, als die Kassiererin aus unerfindlichen Gründen mit der Dame von der ersten Kasse wechselte. Erst an der fünften Kasse war die Macht mit uns. Durchgeschwitzt und unter ungläubigen Blicken der Supermarktgemeinde verstaute ich den Einkauf. Für alle ringsum war ich ein Durchgeknallter. Für meine Kleine der Held im Anti-Virenkampf. Gesundheit!
Euer lausitzDADDY