Sommerzeit ist für unsere Kleinen vor allem die Zeit der Plansch- und Badeerlebnisse. Kinder lieben Wasser, meine auch. Waren wir früher viel an Badeseen unterwegs, geht es heute den Kleinen zu Liebe in die Freibäder der Region – mehr Bade- und Spielspaß und auch die kontrollierte Hygiene siegt über bedüngte und verwurmte Naturgewässer mit langweiligen Liegestränden. Leider war der Badespaß mit Papa in diesem Jahr für meine Kleinen mit einigen Verzögerungen versehen. Der frühe Start der Sommerferien, auf den viele Projekte in der Firma keine Rücksicht nahmen, setzte dem familiären Badevergnügen leider zu viel Arbeit entgegen. Aber am Ende der Sommerferien kamen dann endlich gutes Wetter und ausreichend Zeit für gemeinsame Badeerlebnisse zusammen. So begaben wir uns ins Freibad und ich startete die große Mitleidernte in den Blicken der übrigen Badegäste, die mich wohl für einen Albino hielten. Zumindest war ich für meine Kleinen ob meiner Büroblässe überall schnell zu finden. Und ich machte meine Hauptschwäche zur größten Attraktion für meine Kinder: Während sie durchs Wasserbecken schnorchelten, sorgte ich als weißer Hai für Überraschungsangriffe und wilde Wasserjagden. Die Kinder sonnengebräunter Eltern sahen neidisch zu und lauthals bemerkte ich: Man ist das schade, wenn die Eltern so braun sind, dass sie höchstens als schnaufendes Walross angreifen können. Im Kinderplanschbecken wurde ich so als der Weiße-Hai-Papa schnell zum Star.
Die Hauptattraktion für die Kleinen blieben dennoch die Rutschen. Gerade mein fünfjähriges Töchterchen versprach sich vom Rutschen mit Papa eine fürchterliche Weltrekordgeschwindigkeit. Nachdem die Jungs sich ihre Badehosen in die Poritze gezogen hatten, um auf dem blanken Hintern eine höhere Rutschgeschwindigkeit zu erreichen, sah mich meine Kleine erwartungsvoll an. „Papa, du musst die Badehose in die Ritze ziehen, sonst sind wir doch viel zu langsam“. Mit einem Blick auf hinter mir stehende Mütter samt Kleinkindern trat ich erst mal vom Rutscheinstieg zurück und erklärte meiner Kleinen, dass ich mit anderen Methoden viel schneller bin. Es kommt nämlich darauf an, die Reibung und dementsprechend die Auflagefläche auf der Rutsche zu minimieren, weshalb ich auf den Fersen und den Schulterblättern rutsche und den Körper durchdrücke, sodass Hintern und Rücken nicht auf der Rutsche aufliegen. Ich nannte das die „Kufentechnik“, wie bei einem Schlitten. Aber kindliche Logik funktioniert anders: „Papa, du sollst dich nicht rausreden. Mach es doch bitte mit der Badehose, bitte, bitte, bitte“. Dreimal bitte mit rehbraunen Augen und dem Wissen um die Inkonsequenz des Papas, der Sieg war meiner Kleinen sicher. Zum Glück hatte sich mit Papas Erklärungen die Schlange gelichtet und so ergab ich mich in mein Schicksal. Mühselig stopfte ich den Stoff meiner Badeshorts in die Poritze (und verfluchte die Badeshorts wegen der Textilmenge) und begab mich mit der Kleinen zum Rutscheinstieg. Genau in diesem Moment kam die Sekretärin eines guten Geschäftspartners samt Kind am Ende des Treppenaufstiegs an und blickte sichtlich irritiert auf meine freigelegten und schneeweißen Sitzpolster. Sie rang sich ein freundliches „Guten Tag Herr ...“ ab, aber ich weiß genau, dass Sie fortan bei jedem meiner Anrufe genau dieses Bild vor Augen hat. Schnell startete ich mit meiner Kleinen die Rutschpartie und war mit der Kombi aus Blanko- und Kufentechnik tatsächlich noch schneller. Also liebe Mütter, verzeiht uns die ästhetisch minderwertigen Väter-Auftritte in Badeparadiesen bitte. Wir haben das nicht selbst zu entscheiden.
Euer lausitzDADDY