Wuff! Der September hat mich zum perfekten Haushund gemacht. Alles begann mit einem Besuch bei Freunden, die wiederum Besuch von Freunden hatten, die wiederum einen wunderschönen Golden Retriever mitbrachten. Der sah aus wie Fuchur, der magische fliegende Hund aus der „Unendlichen Geschichte“ – und hatte offensichtlich auch die magische Mission, die Fantasie der Kinder zu erobern. Meine Kleine dackelte jedenfalls den ganzen Nachmittag neben dem Hund her und gönnte sich in ihrem solidarischen Hundedasein keine einzige Pause, nicht einmal, als es Kuchen und Kekse gab.
Schon beim Abschied flossen dicke Kullertränen und ab der Rückfahrt bis tief in die Nacht lief dann in unterschiedlichen Lautstärken die Endlosschliefe „Warum darf ich keinen Hund haben?“. Meine bessere Hälfte hätte das sicher schnell in den Griff bekommen, war aber ausgerechnet an diesem Abend noch unterwegs. Verzweifelt ob der Traurigkeit meiner Kleinen und am Ende meiner Kräfte und Nerven sagte ich ihr schließlich zu, ihr am kommenden Wochenende einen ganzen Tag als Haushund zur Verfügung zu stehen. Mit ihren knapp sechs Jahren ist sie ohnehin auf dem Höhepunkt der Phase, in der Kinder sich ihre Welt gern mit fantasievollen Rollenspielen erschließen. Der Pädagoge in mir klopfte sich auf die Schulter: Denn die Tränen versiegten, Papa hatte es mal selbst in den Griff bekommen – und das noch mit einer pädagogisch wertvollen Lösung.
Die Freude währte aber nur bis zum nächsten Wochenende. Bis dahin hatte meine Kleine eine Woche lang erwartungsfroh jeden Tag im Kalender der „Papaschen Hundwerdung“ abgestrichen – und kam am Samstag schon früh um sechs ins Schlafzimmer, um mit Papa Wuff Gassi zu gehen. Meine bessere Hälfte unterstützte mein neues Herrchen auch noch hochamüsiert und scheuchte Papa, den alten Köter, aus dem Bett. So verbrachte ich den Vormittag bei Männchen, Pfötchen geben und endlosen Hundespaziergängen in der Wohnung auf allen Vieren. Meine Kleine war überglücklich. Meine Knieschmerzen wurden immer größer. Ich protestierte gegen das Hundedasein und die Knieschmerzen – erreichte damit aber nur, dass ich in eine schnell hergerichtete Tierklinik eingewiesen wurde. Mit Unterstützung meiner Frau diagnostizierte meine kleine Hundeherrin „Phantomschmerzen“, ich bekam Knieschoner und wurde nun erst recht über einen Hindernisparcours aus Decken, Büchsen und einem Kriechtunnel quer durchs Kinderzimmer gejagt.
Der Höhepunkt des Hundedaseins kam dann aber erst am Abend. Mit einer aus Tüchern selbstgeknoteten Leine stand meine unerbittliche Herrin – nach einer mit Ausreden verlängerten Kaffeepause, in der ich doch nochmal Papa sein durfte – plötzlich in der Tür und wies den Hund in mir an, jetzt endlich mit ihr Gassi zu gehen. Draußen, im Hof! Super einzusehen aus allen Wohnungen ringsum, bei Nieselregen und frischen 15 Grad. Ich hoffte auf den Einwand meiner besseren Hälfte – aber ganz im Gegenteil bewaffnete sie die gesamte Familie mit Fotoapparat, Videokamera und Stöckchen und jagte den alten Köter in den Hof. „Wenn du Hund versprichst, musst du auch Hund sein!“, ich klemmte den Schwanz ein und ließ mich winselnd in den Hof führen. Ausgerechnet, als ich dann noch das Stöckchen holen musste, wurden die Nachbarn ans Fenster geklingelt und applaudierten für mein hundgerechtes Apportieren. Zur Belohung durfte ich mich dann beim Filmabend mit „Cats & Dogs“ und „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ vor einem Wasserteller ausruhen, während die Familie Pizza mampfte. Was für ein Hundeleben! Meine Kleine berichtete natürlich am folgenden Montag gleich im Morgenkreis ihrer Klasse von ihrem Super-Familienhund. Inzwischen haben schon zehn Mädchen einen Hundetag angefragt. Wuff & Winsel! Euer lausitzDADDY