Im feuchtnaßkalten November war ich an einem Wochenende mal wieder mit den Kids allein und sozusagen alleiniger elterlicher Ansprechpartner, meine bessere Hälfte gibt den Glauben an meine pädagogischen Fähigkeiten also noch nicht gänzlich auf. Vielleicht versucht sie aber auch, meinen Kindern am negativen Beispiel etwas beizubringen, wer weiß. Jedenfalls machte ich vorher einen geheimen Plan, um mit meiner Superpädagogik so richtig zu glänzen: Ein Wochenende im Zeichen der Gesundheit. Mit Blick auf die bevorstehende Erkältungszeit natürlich eine Super-Idee. Während andere Väter mit ihren kindgewordenen Mini-Whoppern bei Pommes und Bratfett die Leber aufschwemmen, ging es bei uns in den Supermarkt zur Frischgemüseabteilung. Mit wichtiger Miene erklärte ich den Kindern, welche Obstsorten und Gemüsesorten wir suchen. Aber schon bei den Kartoffeln kam das erste Mal Verzweiflung auf: mehligkochend, festkochend, vorwiegend festkochend ... ich dachte immer, Kartoffeln sind Kartoffeln. Es gibt ja schließlich auch nur einen Kartoffelkäfer. Zum Glück erlöste mich mein Kleiner nach reichlich zehn Minuten Entscheidungssschwäche. „Mensch Papa, Mama nimmt immer die mit dem grünen Schild, die wär jetzt schon an der Kasse.“ Toll, gerade ins Gesundheitswochenende gestartet und schon wurde ich zum Lebenslernbegleiter zweiter Wahl degradiert. Zuhause angekommen, wollte ich dann einen supergesunden Eintopf zelebrieren. Topmodern hatte ich mir unter www.chefkoch.de das Rezept für ein Gemüse-Allerlei als Eintopf besorgt und extra darauf geachtet, dass beim Aufwand „simpel“ steht. Beim Schälen von Kartoffeln, Kohlrabi, Möhren und Co. hatten wir alle auch reichlich Spaß, aber beim Kochen scheiterte ich dann, wahrscheinlich war es doch die falsche Kartoffelsorte. Während erste Bestandteile im Topf zerfielen, waren andere noch nicht einmal im bissfesten Zustand. Schließlich erzählte ich den Kindern etwas von gesunder Molekularküche, was ganz modernes, das noch nicht einmal Mama kennt – und griff zum Pürrierstab, der aus dem Gemüse-Allerlei-Eintopf eine Super-Daddy-Suppe machte. Beim kritischen Blick meiner Kinder verabschiedete ich mich vom Themenwochenende und versprach jedem ein Eis, wenn er Papas leckere Suppe aufisst. Das funktioniert immer. Nur noch halbstolz berichtete ich meiner Liebsten am Folgetag von unserem Ausflug in die Gefilde gesunder Ernährung. Sie wirbelte nach irgendetwas suchend durch die Küche. Als ich das zweite Mal mit meinem Bericht ansetzte, fluchte sie, weil „dieser verdammte Gemüseschäler“ wieder nicht zu finden war. „Ob ich mir denken könne, wo er ist?“ Kennen Sie dieses kleine Plasteteil von Tupperware? Ich verstummte sofort und versuchte das Überleben des Gemüseschälers von meinen Eintopf-Vorbereitungen bis zum Abwasch nachzuvollziehen. Irgendwie kam ich aber nicht beim Abwasch an. Meine Erinnerungen versackten in einem Berg von Kartoffel- und Gemüseschalen, die im Müll landeten, den ich wiederum vorbildlich entsorgt hatte, um auch eine saubere Küche präsentieren zu können. Leider eine ohne Gemüseschäler. Stumm nahm ich die Taschenlampe und schlurfte im abendlichen Halbdunkel zur Mülltonne. Kennen Sie diese großen Schiebetonnen, in denen locker zwei Wildschweine Platz finden? Unsere hatten zwei Wochen die Geheimnisse von sechs Hausgemeinschaften gesammelt – und alle schienen die gleichen grünen Mülltüten wie wir zu benutzen. Ich kämpfte mich vorbei an Windeln, Essensresten (bitte lass es Chilli gewesen sein) und Joghurtplempe. Stinkend, aber triumphierend kehrte ich im Dunkeln mit Gemüseschäler wieder heim. Eins steht jetzt aber fest: Beim nächsten Mal gibts Pizza. Basta.
Euer lausitzDADDY
Gemüse-Allerlei-Eintopf
Datum: Montag, 17. Dezember 2012 09:21
Neela - Kolumna
Neela - Kolumna, die rasende Reporterin!