Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass der Kindergeburtstag meiner Kleinen im Indoorspielplatz für mich zum Fiasko wird. Aber Väter sind gemeinhin schwer belehrbar, und mein erster allein geplanter Ausflug im Frühjahr (siehe lausitzDADDY vom März 2013) hatte wohl nicht genügend Spuren hinterlassen. Jedenfalls gab ich schnell nach, als sich meine Kleine zu ihrem Geburtstag einen tollen Tag mit ihren Mädels im Indoorspielplatz wünschte. Papa sollte der Hero sein und mitkommen. „Weil man mit Papa alles machen kann“, bemerkte meine bessere Hälfte. Natürlich habe ich das nicht auf mir sitzen lassen und den Kindergeburtstag gleich generalstabsmäßig geplant. Unsere Kleine hatte zum Geburtstag unter anderem einen großen Puppenkopf zum Selberschminken bekommen. Diesen nahm ich samt reichlich Schminkzeug und vielen Pausenspielen mit und hatte auch ein kleines Rahmenprogramm geplant. Zum Anfang hatte ich auch alles im Griff. Bei den klaren Ansagen, wenn zuviel getobt oder mal gestritten wurde, versuchte ich bestmöglich meine bessere Hälfte zu imitieren. Mit einer Riesentasche war ich auf alle Eventualitäten vorbereitet: Rutschsocken, Taschentücher, fünf Sorten Kekse, Erste-Hilfe-Koffer – bei allen Fragen und Wehwehchen zog Superpapa das passende Equipment aus der Zaubertasche. Alles lief super, bis zur ersten angeordneten Tobepause. In der stürzten sich die sechs Mädels sofort auf das Schminkzeug und hatten den großen Schminkkopf innerhalb von Sekunden restlos zugemalt und alle Haare verzopft. Mit einem Flug wie Superman konnte ich mich gerade noch so zwischen die Mädels werfen und verhindern, dass sie sich gegenseitig anmalen. In diesem Moment rief meine Kleine laut: „Och Papa, dann müssen wir aber dich schminken. Bitte.“ Sechs Mädchen mutierten auf der Stelle zu einer Robbenbaby-Kolonie und starrten mich aus Glubschaugen an. „Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte.“ Ein Supervater macht das mit, sagte ich mir – und ließ sie gewähren. Nach fünf Minuten sah ich aus wie ein von Messis behangener Weihnachtsbaum nach einem Verkehrsunfall im Sägewerk. Aber die sechs Mädels waren sich einig: ein toller Papa, so etwas wäre mit ihren Vätern nicht möglich. Verzweifelt suchte ich in der Supertasche, aber Abschminkpads und Creme waren nicht zu finden. Verdammt. An dieser Stelle musste meine Kleine auch noch berichten, wie toll ich Jagen und Fangen spielen kann. Auf der Stelle wurden die Schminkmonster wieder zu Robbenbabys – und ich jagte ihnen zwei Minuten später auf der Kletteranlage hinterher. Verschwitzt mutierte mein Gesicht zu einem Gesamtkunstwerk und glich einer lebenden Vier-Jahreszeiten-Pizza. Zum Glück hatten wir einen Tag zum Wochenbeginn ausgesucht und so waren relativ wenige Besucher anwesend, die allesamt den Entstehungsprozess verfolgt hatten und nicht den Notruf wählten.
Ausgerechnet an diesem Tag besuchte aber die Frauenrunde eines Wirtschaftsverbandes den Indoorspielplatz, es ging wohl um eine Kooperation. Als sich die sechs Mädels einmal wieder vor der lebenden Pizza versteckt hatten und ich auf der Jagd war, passierte das Unvermeidliche: Ich kam an der Kletteranlagae um die Ecke geprescht: ein wirrer bunter, verschwitzer Haufen Mann; und traf dort auf ein Dutzend gepflegte Frauen im Business-Look. Die Hälfte von Ihnen kannte ich aus verschiedenen Geschäftsprojekten. Sie erstarrten auf der Stelle. Ich auch. Eine flüsterte was von „mentalem Management-Workout“. Die Blicke verrieten, dass sie eher an eine geschlossene Anstalt dachten. Was sollte ich sagen? „Pizza-Lieferservice, ich muss mal durch“, fiel mir ein. Sie rückten zur Seite und hatten scheinbar wirklich Angst, dass das ansteckend sein könnte, was da mit mir passiert war. Keine sah den Superdaddy in mir – ganz im Gegensatz zur gejagten Geburtstagsrunde, die lärmend um die andere Ecke bog. Was für eine Party!
Euer lausitzDADDY
Lebende Vier-Jahreszeiten-Pizza
Datum: Dienstag, 05. November 2013 11:25
Neela - Kolumna
Neela - Kolumna, die rasende Reporterin!