P. Harmuth, Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus gGmbH, Dipl.-Sozialarbeiter/-pädagoge (FH)
In ihrem Buch: „Perfekte Eltern und funktionierende Kinder? Vom Mythos der richtigen Erziehung“ beschreibt Sigrid Tschöpe-Scheffler fünf Säulen entwicklungsfördernder Erziehung. Neben Liebe, Achtung und Förderung sind Struktur und Kooperation wichtige Grundpfeiler des beschriebenen Erziehungskonzepts. Um diesem gerecht werden zu können, sind Regeln, Grenzen, Vereinbarungen und Konsequenzen wichtige Erziehungsmethoden.
Nachvollziehbar begründet und konsequent beachtete Grenzen, Regeln und Vereinbarungen unterstützen das Kind bei der Entwicklung zu einem sozialkompetenten Individuum. Es bietet ihm und der gesamten Familie einen geschützten Freiraum, Orientierung, Halt und befriedigt ein bedeutendes psychisches Grundbedürfnis des Kindes nach Sicherheit. Kinder lernen und erfahren, woran sie sind und können zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden. Eine ähnlich strukturierende Funktion haben Familienrituale. Die Entwicklung von Frustrationstoleranz, sowie die Förderung von Respekt und Achtung vor Anderen, sind andere Effekte einer regelgeleiteten und konsequenten Erziehung. Der Schutz vor Gefahren (Messer, Gabel, Schere, Licht – heute: Strom, Straßenverkehr, Medienmissbrauch) sind mit klaren Regeln ebenso einfacher zu sichern, wie das Haushalten der elterlichen Kräfte (Konfliktvermeidung, Vermeidung von Bestrafung). Letztlich fördern Regeln und Grenzen die Selbstständigkeit und das Gefühl von Selbstwirksamkeit des Kindes, denn auch Eltern müssen sich an verabredete Regeln, Grenzen und Vereinbarungen halten, die gemeinsam mit dem Kind verabredet wurden.
Oft stellt sich in der Praxis nicht die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Grenzen und regelgeleiteter Erziehung, sondern Wer genau diese Regeln und Vereinbarungen verabredet und wie sie im Alltag konsequent Anwendung finden können.
Am ehesten können Grenzen und sogar Konsequenzen vom Kind angenommen werden, wenn es bei der Erarbeitung in einem Aushandlungsprozess beteiligt wird. Beteiligung meint jedoch nicht, dass das Kind entscheidet, sondern seine Position im Entscheidungsprozess berücksichtigt wird. Nicht selten sind Eltern dann überrascht, wie sich eigene Vorschläge und Ideen mit denen des Kindes ähneln bzw. wie kreativ – oft sogar „strenger“ Kinder bei der Erarbeitung von Konsequenzen sind.
Weiterhin hilfreich bei der Erarbeitung von Grenzen ist es, diese positiv zu formulieren, z.B. „Fahre auf dem Radweg.“ Klärung sollte in Ruhe und nicht in der Konfliktsituation erfolgen. Dabei sollten mit Offenheit für Gegenargumente, sparsam mit dem Wort „nein“ sowie alters- und entwicklungsangemessen Vereinbarungen getroffen werden. Nicht alles kann sofort verändert werden, damit Eltern weder sich noch ihr Kind überfordern.
Angemessene Konsequenzen stehen immer im Zusammenhang mit dem problematischen Verhalten. Immer wieder Stubenarrest bis zur Volljährigkeit macht da wenig Sinn.
Körperliche und seelische Bestrafung sind tabu. Sie stellen nicht nur eine Form der Kindeswohlgefährdung dar, sondern bedienen sich einer Logik, die die Verhaltensänderung des Kindes als Resultat von Angst und Schuld und nicht aus Einsicht begründet.
Eltern sollten geduldig bleiben – mit ihren Kindern und auch sich selbst (Übung macht den Meister). Jede noch so kleine Verhaltensveränderung des Kindes (bei wiederkehrenden Problemen/ Konflikten) sollte Anerkennung und Aufmerksamkeit erfahren und in angemessener Art und Weise gewürdigt werden.
Eltern verhalten sich auch dann konsequent und regelgeleitet, wenn sie gewünschtes Verhalten belohnen.
Freiheit in Grenzen – Konsequente Grenzsetzung
Release: 28.10.2021 – Interaktiver, DVD-gestützter Vortrag
Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“
Release: ab 18.01.2022
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