„Zwischen zwei Welten“

Datum: Mittwoch, 05. Juni 2024 17:13


Britta Horn, Dipl.-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapie (Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus gem. GmbH, Am Spreeufer 14-15, 03042 Cottbus)

Förderung eines kompetenten Umgangs mit Medien

Medien sind ein wichtiger Bestandteil im Alltag und aus diesem nicht mehr wegzudenken.

Kinder brauchen jedoch Unterstützung und Begleitung von Eltern im Umgang mit PC, Fernsehen und Handy. Eltern können dabei gute, aber auch schlechte Vorbilder sein.

Besonders in der frühkindlichen Entwicklung sind Sinneseindrücke in der realen Welt sehr wichtig, um die neuronale Vernetzung der verschiedenen Sinnesnerven (Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken) zu fördern. Diese werden bei digitalen Eindrücken nicht in diesem Ausmaß vermittelt, was zu einem schrittweisen Absterben angelegter neuronaler Netzwerke führen kann. Daher kann die Einschränkung von Medienkonsum auf ein altersgemäßes minimales Level sozusagen als „Neuronenschutzprogramm“ bezeichnet werden, so wie es im gleichnamigen Film „Zwischen zwei Welten“ (Brünings-Film, 2016) dargestellt wird.

Das kindliche Gehirn sollte z.B. den Begriff Kirsche nicht nur aus dem Bild im PC/Fernsehen kennenlernen, sondern vor allem durch das Anfassen der Kirsche, das Riechen und auch das Schmecken und Fühlen, wie sich das Fleisch der Kirsche beißen lässt. Erst das führt zu einer komplexen, der realen Welt entsprechenden neuronalen Repräsentation des Begriffes Kirsche im Gehirn. Dies könnte eine ausschließliche digitale Präsentation niemals leisten, die immer nur zwei Sinne anregt (Hören, Sehen).

Der PC wird als moderner Zeiträuber bezeichnet, der Kindern wertvolle Zeit stiehlt, sich selbst auszuprobieren und aktiv zu werden, um die Kreativität, Fantasie, Motorik und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Wer einmal Kinder vor dem PC oder Fernseher beobachtet, erkennt auch den großen Unterschied in der motorischen Aktivität. Kinder vor dem PC sitzen unbewegt und starrend, während ein Kind beim Spielen in der Natur freibeweglich, aktiv und entspannt wirkt. Und genauso ist es auch. Die entsprechenden Auswirkungen liegen auf der Hand.

Daher lohnt es sich auch, dem Kind mit einer starken inneren Haltung zu begegnen, wenn dieses mehr fernsehen will. Laut dem sog. „Neuronenschutzprogramm“ soll eine gesunde Balance zwischen Zeiten in der realen Welt gegenüber Zeiten in der virtuellen Welt geschaffen werden.

Altersentsprechende Empfehlungen:

  • Bis 6 Jahre: 10 Min. Fernsehen/PC - 40 Min. reales Erleben
  • Bis 14 Jahre: 10 Min. Fernsehen/PC - 30 Min. reales Erleben
  • Bis 18 Jahre: 10 Min. Fernsehen/PC - 20 Min. reales Erleben


Dieses Modell hat den Vorteil, dass es nicht verbietet, sondern eher anregt eine Balance einzuhalten und mehr Eigeninitiative fordert. Diese Anregung gilt übrigens auch für Eltern. Eltern sollten möglichst viele neue Dinge eher durch direkten Kontakt nahebringen bzw. Medien gemeinsam nutzen, um die Kontrolle über den Konsum zu behalten. Und wie wäre es z.B. mal mit einem medienfreien Tag für die ganze Familie?!

Auf diese Weise tragen Eltern dazu bei, dass sich ihre Kinder zu gesunden Wesen entwickeln, die alle ihre Sinne benutzen können, um ihr gewonnenes Wissen über die Welt im weiteren Leben auszubauen, um sozusagen „alle Sinne beisammen haben“.

Buchempfehlung:

„Zwischen zwei Welten - Kinder im medialen Zeitalter“ (Brüning Film, 2016), „Aufwachsen in der Medienwelt“ - Kurzfilme zur Medienbildung in Kita und Kindertagespflege (Deutsche Liga für das Kind, 2016)

Empfehlungen Internetseiten:

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