Lausitz, Wolf & Naturforschung

Datum: Donnerstag, 03. April 2025 18:03


Foto: Ingolf Koenig-Jablonski, Sielmann Stiftung

Wenn ein Tier für die Lausitz steht, dann ist es wohl der Wolf. Der regional größte Beutegreifer fühlt sich im Lausitzer Revier pudelwohl, weshalb sich immer mehr Rudel und Wolfspaare bei uns ansiedeln. Die Geschichte der Lausitzer Wölfe ist dabei unvermutet jung. Im Jahr 1996 wurde erstmals wieder der bis dato in Deutschland als verschollen geltende Wolf in der Lausitz gesichtet – im Jahr 2000 gelang es dann einem aus Polen zugewanderten Wolfspaar erstmals seit 150 Jahren, in Deutschland Welpen aufzuziehen. Heute leben in Deutschland über 200 Rudel mit meist sechs bis zehn Tieren und rund 50 weitere Wolfspaare. Allein in Brandenburg werden offiziell rund 58 Rudel und 8 Paare angegeben, in Sachsen waren es zuletzt 37 Rudel und 6 Paare. Ein Großteil dieser Wölfe lebt in der Lausitz. Beobachtet wird der Wolfsbestand in der Region vom LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Spreewitz. Das Institut betreibt nicht nur das Artenmonitoring für die Lausitzer Wölfe, sondern erforscht auch die Art an sich in ihrem Verhalten, ihrer Rolle für das Ökosystem und die potenziellen Konflikte mit dem Menschen. Durch Monitoring und Forschung trägt das Institut so entscheidend zum Schutz des Wolfes in ganz Deutschland bei – direkt aus unserer Lausitz. Leider nehmen die Konflikte zwischen Tier und Mensch mit der zunehmenden Verbreitung des Wolfes zu. Im Freistaat Sachsen wurden 2024 insgesamt 281 Schadensfälle mit 874 geschädigten Nutztieren registriert, 635 davon wurden getötet – meist handelte es sich um Schafe. Bei 225 dieser Vorfälle ist hinreichend gesichert, dass der Wolf den Schaden verursacht hat. Leider ist das Mittel der Wahl zum Schutz von Herden vor Wölfen hierzulande in der Regel ein staatlich geförderter Elektrozaun. Schaut man in Länder, die seit jeher mit vergleichbaren Beutegreifern – wie etwa Kojoten in Nordamerika – zu tun haben, sorgen dort Herdenschutzhunde für ein natürliches Miteinander von Wild- und Nutztier. Auch der Wolf meidet derart geschützte Herden – während Zäune oft kein Hindernis darstellen und Schafe dann eine vergleichsweise leichte Beute im Vergleich zum freilebenden Wild darstellen. Hier stellt sich einmal mehr die Frage, wer sich anpassen müsste. Aktuelle politische Reaktionen belegen veraltete Denkmuster: Der Wolf soll zum Abschuss freigegeben werden. Die Lobby der Jäger und Landwirte ist eben stärker als die der Wölfe.

www.lupus-institut.de 

www.wolf.sachsen.de 

www.erlichthofsiedlung.de/haeuser/wolfsbuero/ 

www.wolflandtours.de 

Die Forschung in der Lausitz reicht aber weit über einzelne Arten hinaus und beschäftigt sich oft mit ganzen Lebensräumen. Den ehemaligen Tagebaugebieten der Region widmet sich das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften in Finsterwalde und erarbeitet dabei Lösungsansätze für die Rekultivierung der Tagebaulandschaft in Bereichen von Land- und Forstwirtschaft bis hin zur Landschaftsentwicklung und Naturschutz. Die Cottbuser Universität hingegen beobachtet in einem Projekt im ehemaligen Bergbaugebiet, wie sich ein Ökosystem von einem Nullpunkt neu entwickelt. Seit 2005 wird das „Hühnerwasser“ genannte Gebiet sich quasi selbst überlassen und beständig wissenschaftlich ausgewertet. Auch Dr. Charlotte Gerling forscht an der BTU Cottbus-Senftenberg und macht sich für den Naturschutz stark. Sie hat sich das Thema Landwirtschaft unter den Gesichtspunkten der Artenvielfalt und des Klimawandels zur Aufgabe gemacht. Für ihre Pionierarbeit hat sie nun sogar eine 1 Million Euro-Förderung erhalten. Eine große Chance für ein Voranschreiten im Natur- und Artenschutz auf dem Gebiet der Landwirtschaft und ein weiteres von vielen Beispielen, das zeigt, wie in der Lausitz an einer nachhaltigen Zukunft gearbeitet wird.

www.fib-ev.de 

www.b-tu.de/chicken-creek 

www.b-tu.de/ecoclimb