Babett Kauschmann ist leitende IntraActPlus®-Therapeutin im Fazit Lauchhammer. Mit ihrem multiprofessionellen Team bietet sie Familien aus ganz Deutschland die Chance, ihr Miteinander zu reflektieren und ein Stück weit neu zu gestalten.
Ein deutschlandweit außergewöhnliches stationäres Therapieangebot für Kinder und Eltern im Krankenhaus Lauchhammer der Sana Kliniken Niederlausitz
Es ist ein deutschlandweit einmaliges Projekt: Auf einer speziell eingerichteten Station der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Lauchhammer können sich Familien für fünf Tage stationär in die Familienzentrierte Interaktionstherapie (FAZIT) nach dem IntraActPlus®-Konzept begeben. Für die Familien ist dieses Angebot die Chance auf ein neues Miteinander, geprägt von Entlastungen und neuen Strategien. Die Therapieplätze sind sehr gefragt und ein „Geheimtipp“ von vielen Kooperationspartnern. Das multiprofessionelle Team kümmert sich fokussiert und familienzentriert um die Sorgen der Eltern mit ihren Kindern.
„Meine Therapeutin hat Zauberaugen, die kann in Kinderherzen sehen“, steht in kindlicher Krakelschrift an der Wand im Flur der FAZIT-Station. Im Sockelgeschoss des Krankenhauses in Lauchhammer ist vor mehr als 20 Jahren auf Initiative von Kinderarzt Hendrik Karpinski ein ganz besonderer Ort mit ganz besonderen Menschen entstanden. Die Station 1a wird jede Woche zu einem Zuhause auf Zeit für Familien aus ganz Deutschland, überwiegend aus Brandenburg, Berlin und Sachsen. Sie bekommen hier für fünf Tage die Chance, ihr Miteinander zu reflektieren und das Familienleben mit dessen bisherigen Belastungen ein Stück weit neuzugestalten.
Verhaltenstherapeutischer Ansatz
Der Schlüssel zur Arbeit mit den Familien ist das verhaltenstherapeutische IntraActPlus®-Konzept. Das Spektrum der psychosomatischen und sozialpädiatrischen Probleme der Kinder und Jugendlichen reicht von Beschwerden wie Einnässen, Einkoten, Bauch- oder Kopfschmerzen über Konflikte aufgrund von widerständigem, aggressivem Verhalten und Lernschwierigkeiten bis zu Erschwernissen beim Umgang mit anderen. Der große Vorteil durch die direkte Anbindung an die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin: „Bei Bedarf können wir Auffälligkeiten mit Untersuchungen und somatischer Diagnostik parallel gründlich abklären. Viele Familien sind dankbar dafür, dass sie hier nicht nur therapeutisch, sondern auch medizinisch gut aufgehoben sind“, weiß Chefärztin Dr. Carolin Stegemann. Während das Therapieangebot für Familien im Jahreswechsel 2023-2024 aufgrund der ärztlichen Besetzung der Kinderklinik eingestellt werden musste, stand für Dr. Carolin Stegemann schon zum Start ihrer chefärztlichen Tätigkeit fest: Das Angebot ist so einzigartig, dass es dringend reaktiviert werden muss. Und genau das hat sie gemeinsam mit dem neuen Ärzte-Team in enger Zusammenarbeit mit den Therapeutinnen geschafft. Heute steht das multiprofessionelle Team aus Ärzten, Therapeuten und speziell geschulten Pflegekräften wieder in regelmäßigem Austausch miteinander, damit die Familien so viel wie möglich von dem stationären Aufenthalt profitieren.
Fünf Tage. Viele neue Perspektiven.
„Viele Familien, die zu uns kommen, haben bereits mehrere Jahre Therapie hinter sich. Wir können hier innerhalb der fünf Tage oft große Fortschritte erreichen, weil wir die Kinder mit ihren engsten Bezugspersonen gemeinsam therapieren und so viel besser auf das systemische Zusammenspiel eingehen können“, erklärt Babett Kauschmann. Die leitende IntraActPlus®-Therapeutin ist von Hause aus Ergotherapeutin und hat zusätzliche Fortbildungen zur qualifizierten Elternbegleiterin und Elterntrainerin bei AD(H)S sowie zur Systemischen Familienberaterin absolviert. Durch ihre vielschichtigen Qualifikationen und die langjährige Erfahrung gelingt Babett Kauschmann und den anderen IntraActPlus®-Therapeutinnen im Team der ganzheitliche Blick auf die Familien: Mit ihren „Zauberaugen“ werden die Situationen, in denen es in der Interaktion hakt und ruckelt, plötzlich sichtbar.
Aktive Elternarbeit
Während der fünftägigen stationären Therapie wohnen die Familien gemeinsam in einem Zimmer und werden von einer festen Bezugstherapeutin begleitet. „Die Eltern, die mit ihren Kindern hierherkommen, wissen, dass sie aktiv beteiligt werden“, sagt Babett Kauschmann. Schon vor der Aufnahme werden die Eltern gebeten, in spezifischen Fragebögen unter anderem zu skizzieren, wo sie sich die Unterstützung und Expertise des FAZIT-Teams wünschen, und einige Alltagssituationen in Videosequenzen festzuhalten.
Mit Videos zum neuen Miteinander
Die Videokamera wird dann während der Therapie zum wichtigsten Begleiter im Alltag. Immer wieder werden klassische Alltagssituationen gefilmt: das Frühstück am Morgen, Zimmer aufräumen, eine gemeinsame Spielrunde, das Anziehen vor dem Gang an die frische Luft oder die Vorbereitung des Mittagessens. Mit Hilfe dieser spezifischen videogestützten Verhaltensbeobachtung werden bestimmte Störungsbilder erkennbar. „All die Videos sind Gold wert für die Eltern. Denn man erkennt mit ihrer Hilfe ganz klar die Familiendynamik. Das öffnet sehr viele Wege für die Erkenntnis der Eltern“, erklärt die FAZIT-Leiterin.
Eltern als Experten ihrer Kinder
Bei ihrer Arbeit legen die Therapeutinnen vor allem Wert auf die Beziehung im Miteinander. Sie betrachten die Eltern als die Experten für ihre Kinder. Gemeinsam wird an der Interaktion gearbeitet, ein neuer Umgang in konfliktreichen Situationen geübt und Verhaltensweisen angepasst. „Wir loben sehr viel, aber wir finden auch klare Worte, wenn wir Szenen beobachten, die sich ungünstig auf das Kind und seine Entwicklung auswirken“, betont Babett Kauschmann.
Verstärkung fürs Team gesucht
Der besondere Ansatz, Kinder und ihre engsten Bezugspersonen gemeinsam zu therapieren, findet große Resonanz. Seit der Gründung von FAZIT im Jahr 2003 hat das Team zahlreiche Familien aus ganz Deutschland begleitet. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz beträgt mehrere Monate. Durch die enge Begleitung mit jeweils einer Therapeutin pro Familie können aktuell nur ein bis zwei Familien pro Woche betreut werden. Die Nachfrage ist viel größer. Die Klinik ist deswegen intensiv auf der Suche nach weiteren Therapeuten. Ab April bekommt das IntraActPlus®-Therapeutinnen-Team daher Verstärkung durch eine Psychologin.
Botschafter der Kinder
Wie nachhaltig die fünf Tage in den Familien weiterwirken, bekommt das FAZIT-Team immer wieder zurückgemeldet. „Die größte Heilkraft steckt in den Familien selbst. Wir machen den Eltern während der Therapie ihre verbale und nonverbale Kommunikation bewusst. Wir sehen uns hier oft als das dritte Auge der Familie, weil wir Dinge sehen, die ihnen bislang verborgen geblieben sind. Und wir sind oft auch die Botschafter der Kinder, weil wir die Themen ansprechen, die sie nicht kommunizieren können“, fasst Babett Kauschmann das besondere Angebot in der Kinderklinik Lauchhammer zusammen.
Sana Kliniken Niederlausitz
Klinik-Bereich Lauchhammer
Friedensstraße 18 / 01979 Lauchhammer
Tel.: 03573 75-0 / skn.info@sana.de
Zuhause auf Zeit: Während der fünftägigen Therapie sind die Familien gemeinsam auf der Station untergebracht und haben eine feste Bezugstherapeutin an ihrer Seite.