Aus Eins wird Viele

Datum: Montag, 03. November 2014 15:45


Checkliste für den Umgang

Die Ausgestaltung und Durchführung der Umgangskontakte nach Trennung und Scheidung verlangt von beiden Eltern ein beträchtliches Maß an Wissen um die Bedürfnisse und Belange des Kindes. Auch die eigenen Wünsche und Vorstellungen müssen mit bedacht werden. Ebenso sind rechtliche Fragen und Hinweise auf Beratung und Literatur für viele Eltern interessant. Die Umgangskontakte zwischen Elternteil und Kind müssen so geregelt werden, dass von ihnen möglichst wenig zusätzliche Belastung für alle Beteiligten ausgeht. Zusätzliche Belastungen können dann entstehen, wenn bei der Planung wichtige Punkte vergessen oder nicht bedacht wurden. Nicht immer müssen Eltern alle Punkte im Detail regeln. Sie sollten diese allerdings bedenken und dann für sich und ihr Kind die beste Lösung suchen.

Die folgende Checkliste soll als Orientierung dienen. Zusätzlich können Eltern eine schriftliche Vereinbarung für den Umgang abschließen. Hierbei sollte bedacht werden, dass Umgangsvereinbarungen in regelmäßigen Abständen überprüft werden müssen. Alter und Entwicklungsstand des Kindes können dazu führen, dass eine einmal getroffene Vereinbarung eine zeitlang sinnvoll ist und später nicht mehr. Auch eine Änderung der Lebensumstände von Mutter und Vater kann ein Grund sein, den Umgang neu zu regeln. Entscheidend ist nicht, welche Form der Vereinbarung (schriftlich oder mündlich) die Eltern treffen, entscheidend ist vielmehr, dass möglichst alle Aspekte, die für die Ausgestaltung und Durchführung des Umgangs wichtig sind, bedacht werden. So lassen sich Konflikte auf ein Minimum reduzieren.

Zu regeln sind:

-Der Umgang des Kindes an den Wochenenden bzw. an einzelnen Wochentagen.
-Die Orte der Umgangskontakte, besonders für Säuglinge und Kleinkinder.
-Der Umgang mit anderen Bezugspersonen
(Wer und Wann).
-Die Umgangsregelungen zu besonderen Ereignissen und Festtagen. Hier sollten auch folgende Fragen geklärt werden: Wer holt und bringt das Kind? Wie werden die Kosten für Einschulung, Kommunion, Geburtstage u.a. aufgeteilt?
-Die Ferienregelungen (Weihnachts-, Winter-, Fastnachts-, Oster-, Pfingst-, Sommer- und Herbstferien).
-Besondere Aktivitäten und Hobbys des Kindes sollten immer dann bedacht werden, wenn sie Einfluss auf den Umgang haben können, z.B. Wettkampfsport.
-Gemeinsame Erziehungsziele, z.B. Schule und Lernen oder auch TV- und PC-Konsum.
-Abhol- und Bringe- Dienste. Sind die Wege zwischen den Wohnorten der Eltern sehr lang und wird es daher notwendig, dass beide Elternteile sich am Abholen und Bringen des Kindes beteiligen, sollten diese Fragen geklärt werden.
-Das Vorgehen im Konfliktfall, z.B. das Gespräch mit einer Mediatorin bzw. einem Mediator.
-Der Rhythmus, in dem sich die Eltern über das Funktionieren der Regelungen und mögliche Anpassungen informieren.

Quelle: Deutsche Liga für das Kind, Deutscher Kinderschutzbund, Verband alleinerziehender Mütter und Väter (Hrsg.) (2014): Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung. Berlin., S. 57.

Brüchiger Frieden

Mit den guten Vorsätzen während einer Trennung ist es wie mit denen zu Silvester. Machen statt reden! Das eigene Kind ist dabei der ständige Spiegel, den Eltern vorgehalten bekommen, da es selbst die neue Lebenssituation verarbeitet und im Trauerprozess steckt. Je schneller sich Leistungen und Verhalten wieder normalisieren, desto besser ist es um die Erfüllung der Vorsätze bestellt.

Weder Mutter noch Vater dürfen den jeweils anderen Elternteil beim Kind schlecht machen oder gar Umgangsverbote aussprechen, sonst greift der weiter vorn zitierte Gesetzestext. Was auf keinen Fall passieren sollte, ist das Ausspielen des Kindes gegen einen Elternteil. Auch wenn Kinder sonst mit Trennungen durchaus umgehen können, werden sie hier zum Opfer und können die Situation nicht lösen. Sie werden zerrissen zwischen beiden Parteien, was zu einem Rückfall in der Verarbeitung der Trennung führen kann. Dazu kommt der psychische Schaden im Umgang mit beiden Elternteilen. Wem soll es vertrauen? Diese Last kann soweit führen, dass es sich entscheiden „muss“, den Kontakt mit einem Elternteil ganz aufzugeben, nur weil sich beide Erziehungsberechtigten nicht einigen können, ein Missverständnis sich an das nächste reiht oder sie eine Fehde gegen denjenigen führen, der die Lebenssituation vermeintlich leichter verarbeitet hat und glücklicher zu sein scheint.

Vertrauen zu haben ist in dieser Situation verdammt schwer, aber aus Elternsicht die Grundlage für eine gute Weiterentwicklung des Kindes. Gerade in dieser Phase sind Mediatoren oder Elternhilfen sinnvoll. Es geht nicht darum Schwächen zu offenbaren, sondern es zeigt, dass sich Eltern intensiv Gedanken um die Entwicklung des Kindes machen, es ist eine Stärke!

Das Ziel ist nicht eine Wiederbelebung der Beziehung als Paar, sondern der konstruktive Umgang miteinander und eine neue Basis für Vertrauen in Erziehungsfragen zu schaffen. Ängste werden beispielsweise reduziert, wenn ein Elternteil weiß, wie es dem Kind am Wochenende ergangen ist oder was es gemacht hat, anstatt mit Floskeln beschwichtigt zu werden. Entwicklungsschritte des Kindes sollten gegenseitig kommuniziert werden, das gilt für schulische Belange ebenso wie für persönliche. Mit diesem Wissen können Elternteile besser auf die Bedürfnisse des Kindes einwirken, um die es schließlich geht.

Neue Familie

Jedes Ende bedeutet meist auch einen neuen Anfang. Alte Beziehungen brechen auseinander, neue entstehen. Ob daraus gleich Heirat wird oder eine Patchworkfamilie entsteht, sei dahin gestellt. Am besten ist es, wenn beide Elternteile neue Beziehungen aufbauen, da sie dann mit vielen Alltagssituationen entspannter umgehen. Schwieriger ist es, wenn die Beziehung aufgrund eines neuen Partners kaputt gegangen ist oder sich nach einer Trennung nur ein Partner neu verliebt. Für das Elternteil, das keine neue Beziehung eingegangen ist, könnte es eine erneute Abwertung des Selbstwertgefühls bedeuten und ein endgültiges Scheitern bedeuten. Für Kinder ändert sich mit einer erneuten Partnerschaft der Eltern im Alltag auch noch einmal vieles, die neue Partnerschaft kann auch Umgangszeiten und Formen nochmals in Frage stellen. Für das weiterhin allein lebende Elternteil kann dies als Bedrohung aufgefasst werden, die eigene Elternrolle betreffend. Anders herum befürchten viele, eine neue Beziehung führt zur Vernachlässigung des Kindes. Statistisch zwar nicht erwiesen, aber durch unbedachte Äußerungen und Verhaltensweisen der Eltern verursacht, können solche Ängste befeuert werden. Hier ist höchste Sensibilität gefragt. Neue Partner sollten sich als zusätzliche Ansprechpartner sehen, nicht als Mutter/Vaterersatz. Das Kind entscheidet, wie intensiv der Umgang mit dem neuen Partner sein soll und welche Rolle er/sie spielt. Dieser Prozess braucht Zeit und eine zuverlässige Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen. Hier treten oft noch einmal Loyalitätskonflikte für das Kind auf und die emotionale Belastung steigt an, eine stabile Beziehung zu beiden Elternteilen ist entscheidend. Spätere Anpassungen im elterlichen Sinne stehen dem nicht entgegen, sollten aber möglichst ohne Ausgrenzung eines Elternteils geschehen.