Ich war Superman!!!

Datum: Freitag, 28. Oktober 2011 14:37

06_schlafwandeln_webSchlafstörungen
Bei den Übergängen zwischen Schlafphasen oder auch inmitten diesen kann es zu vielfältigen Störungen kommen. Bei Kindern gibt es unter anderem folgende Symptome:

Schlafwandel:
Schlafwandeln ist nicht selten, besonders in jungen Jahren. Etwa 10 bis 30 Prozent aller Kinder (am häufigsten spricht man von 15 Prozent der 5- bis 12 Jährigen) sollen mindestens einmal in ihrem Leben von einer Schlafwandel-Episode betroffen sein. Tritt das Phänomen mehrfach auf, reduziert sich die Häufigkeit auf ein bis sechs Prozent in diesem Alter. Meist beginnt es zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr und verliert sich in etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle bis zur Pubertät. Das heißt aber auch: In jungen Jahren kann sich das Schlafwandeln über mehrere Jahre hinziehen, unabhängig davon, ob es unregelmäßig oder dauernd auftritt. Hauptmerkmal der Schlafstörung mit Schlafwandeln sind wiederholte Episoden komplexen motorischen Verhaltens im Schlaf mit anschließender Erinnerungslosigkeit. Schlafwandlerische Episoden sind kurz und dauern meist nur einige Sekunden, bisweilen Minuten, maximal eine halbe Stunde. Längere Episoden sind ungewöhnlich. Die Gefahren sind vielfältig: Schlafwandler bewegen sich meist gerade aus, selbst dann, wenn ihr Weg zu Ende ist (Absturzgefahr). Die Mehrzahl der Schlafwandler belässt es bei nur geringfügigen schlafwandlerischen Aktionen und lässt sich problemlos wieder ins Bett zurück führen. Schlafwandeln sollte auf jeden Fall durch einen Arzt abgeklärt werden, da auch andere Ursachen dieses Verhalten hervorrufen können. Schlafwandeln in Kindheit und auch Jugend ist in der Regel harmlos und pflegt sich um die Pubertät herum zu verlieren. Das Wichtigste ist also die Aufklärung, vor allem für die beunruhigten bis mitunter entsetzten Angehörigen nach dem zumindest ersten Schlafwandeln des Kindes. Schlafwandeln ist also – von möglichen Konsequenzen abgesehen – kein ernsteres Leiden. Übertriebene Sorge pflegt nur zu schaden. Das Wichtigste ist die richtige Reaktion der Umgebung: Schlafwandler dürfen nicht durch brüskes Anrufen oder gar Aufwecken – vor allem in ungewohnter oder riskanter Umgebung – unnötig in Gefahr gebracht werden. Manchmal hilft es, im Schlafzimmer oder auf dem Flur ein (kleines) Licht anzulassen, Fenster Balkon- und Außentüren zu verschließen, Hindernisse zu entschärfen und zerbrechliche Gegenstände aus dem Weg zu räumen. In einer fremden Umgebung sind solche Maßnahmen besonders wichtig. Gelegentlich ist zu Hause auch ein Bett in Bodenhöhe sinnvoll, um gefährliche Stürze zu vermeiden. Lediglich bei gehäuftem Schlafwandeln kann es sinnvoll sein, einen Kinder- und Jugendpsychiater zu konsultieren.

Pavor nocturnus, auch Night Cry-Syndrom:
Er beschreibt das abrupte nächtliche Aufschrecken aus dem Tiefschlaf mit massiven Ängsten, lautem Schreien, Umsichschlagen, auf jeden Fall verbunden mit Schweißausbrüchen und Herzrasen. Das Kind ist nach dem Erwecken verwirrt, desorientiert und ohne Erinnerung. Der Pavor nocturnus kommt bei etwa 4 % aller Kinder vor, überwiegend bei Jungen. Diese sind ansonsten in der Regel gesund und psychisch unauffällig. Am häufigsten sind Kleinkinder vom zweiten bis siebenten Lebensjahr betroffen, besonders im vierten und fünften Jahr, teilweise auch noch im Schulalter. In der Familie oder der weiteren Verwandtschaft besteht häufig eine vermehrte Neigung zu solchen Pavor-Anfällen, auch zum Schlafwandeln. Es ist sinnlos, das Kind durch Streicheln, Zureden, lautes Rufen oder gar Bespritzen mit Wasser zur Besinnung zu bringen und von seinen Schrecken zu erlösen. Das kann die panischen Reaktionen sogar noch verstärken. Wichtig ist, in der Nähe zu bleiben und darauf zu achten, dass das Kind sich durch einen Sturz aus dem Bett oder beim Umherlaufen nicht verletzt. Oft folgen diese Reaktionen auf einen sehr ereignisreichen Tag, wenn Kinder ein Übermaß an Eindrücken verarbeiten und ist als Fehlsteuerung des Schlafes anzusehen. Vorbeugen können Eltern lediglich durch das Unterbinden übermäßiger negativer Reize (wie bei Horrorfilmen) oder mit einer beruhigenden Gute-Nacht-Geschichte nach ereignisreichen Tagen. In der Regel hören die Pavor-Anfälle nach einigen Monaten – spätestens Jahren – von selbst auf. Selten gibt es sie noch im Jugend- und Erwachsenenalter.

Angstträume (Albträume):
 Angstträume werden von Kindern meist in der zweiten Nachthälfte, im Leichtschlaf (REM-Schlaf), halb-bewusst erlebt, oft nach angstvollen Erlebnissen am Tag zuvor. Sie wachen von Albträumen auf und können den Inhalt erzählen und von den Eltern getröstet werden. Gegen wiederkehrende Albträume können Eltern einfache Mittel anwenden, indem sie mit den Kindern über den Traum sprechen und ihm ein neues, positives Ende dazu dichten. Wenn das regelmäßig und gerade vor dem Einschlafen wiederholt wird, träumen Kinder in der Regel auch das positive Ende.

Bruxismus (Zähneknirschen):
Im Gegensatz zum Jugend- und Erwachsenenalter ist das Zähneknirschen bei Babys und Kleinkindern zwischen dem achten Lebensmonat und dem dritten Lebensjahr ein vollkommen natürliches Entwicklungsphänomen. In diesem Alter schießen die neuen Milchzähne durch die Zahnleiste und wachsen in die Mundhöhle hinein. Durch das Zähneknirschen schleifen sich die Kauflächen gegenseitig ab, damit die Zähne der unteren Zahnreihe exakt zur Zahnlänge der oberen Zahnreihe passen. Dieser notwendige Schleifvorgang ist also kein Indiz für psychische oder stressbedingte Ursachen. Im Gegenteil haben die Kinder sogar Spaß daran, auf diese Weise ihre neuen Zähne im Mundraum zu entdecken und damit spielerisch aufregende und viel beachtete Mahlgeräusche zu produzieren. Bei älteren Kindern und Jugendlichen weist das Zähneknirschen auf eine Überfunktion der Kiefermuskulatur hin. Untertags werden die Kiefer voll innerer Anspannung fest zusammenpresst, nachts entlädt sich diese Anspannung in den Leichtschlafphasen (REM-Schlaf) dann durch Zähneknirschen. Während der Zahnungsphase im frühen Kindesalter ist dieses natürliche Phänomen nicht behandlungsbedürftig. Dagegen führt die Überaktivität der Kaumuskulatur bei den älteren Kindern und Jugendlichen zu Schäden am Zahnschmelz – und langfristig auch am Kiefergelenk. Die Ursachen der psychischen Verspannungen müssen dann thematisiert und therapiert werden, etwa durch eine veränderte Lebensführung, Sensibilisierung auf diesen Aspekt, Entspannungstechniken, Autogenes Training für Kinder oder auch psychotherapeutische Verfahren.

Neben den aufgeführten gibt es noch weitere Formen abnormer Ereignisse während des Schlafes von unwillkürlichem Einnässen über nächtliche Beinkrämpfe bis zu schlafbezogenen, schmerzhaften Peniserektionen – selbst bei kleinen Kindern. In jedem Fall empfiehlt sich verunsicherten Eltern ein Gang zum Kinderarzt, der an den passenden Spezialisten verweisen oder beruhigen kann.

Fazit
Das Schlafen und Träumen bietet viele Geheimnisse. Eines ist heute aber unumstritten: Schlaf ist lebenswichtig, fördert gerade bei Kindern das Lernen und die Gesundheit. Eltern, die für eine gute Schlafumgebung sorgen und ihren Kindern gute Inhalte mit in den Schlaf und die Träume geben, tragen an einer sehr wichtigen Stelle zur Entwicklung der Kleinen bei. Wir sind also selbst mit verantwortlich, ob unsere Kinder schweißgebadet durch Albträume aufwachen – oder wie unser Titelheld als Superman durch die Luft fliegen. Zum anderen ist interessant, wie viele Schlafstörungen gerade bei Kleinkindern tatsächlich unbedenklich sind – und in vielen Familien auftreten.