Die Sonne lacht, der Sommer steht bevor – zwei gute Gründe: Das Fahrrad spätestens jetzt aus dem Keller zu holen und samt Kind und Kegel los zu radeln. Egal ob zur Kita, zur Schule, zum Schwimmbad oder zur Radtour durchs Seenland, wer öfter mal Rad statt Auto nimmt, tut sich und seinen Kindern etwas Gutes. Radfahren schult die Motorik, den Gleichgewichtssinn, die Kondition und Ausdauer. Wer viel Rad fährt, bewegt sich an der frischen Luft und nimmt seine Umgebung intensiver wahr als durch die Autoscheibe. Kinder, die früh Fahrradfahren lernen, werden schneller selbständig und sind ab der Grundschule nicht mehr auf das „Eltern-Taxi“ angewiesen.
Doch wann können Kinder Fahrradfahren lernen? Was sollten Eltern dabei beachten? Wann wird es Zeit fürs erste eigene Fahrrad? Wie sollte es ausgestattet sein? Ab welchem Alter dürfen Kinder im Straßenverkehr unterwegs sein? Wie lassen sich Kleinkinder mit dem Rad transportieren? Diese und weitere Fragen beantworten wir auf den folgenden Seiten.
Vom Laufrad zum Kinderrad
Wer eine Radtour mit Kindern plant, hat je nach Alter des Nachwuchses zwei Möglichkeiten: Die Kleinen werden auf bzw. am Fahrrad der Eltern transportiert oder fahren auf einem eigenen Rad mit. Letzteres geht zumindest auf kurzen Strecken ab etwa drei bis vier Jahren. Dann sind die Kinder motorisch so weit, dass sie Fahrradfahren lernen können. Bis dahin können Eltern ihre Kinder unterstützen, auf zwei oder mehr Rädern mobil zu werden. Manche Babys fangen das mit einer Lauflernhilfe bzw. Gehfrei an. Kinderärzte und Experten raten davon ab, weil sie die natürliche motorische Entwicklung der Kinder eher behindern als fördern. Zudem besteht ein hohes Unfallrisiko. Zuletzt sorgte 2011 ein schwerer Unfall für Aufsehen, bei dem ein sieben Monate altes Kleinkind schwer verletzt wurde, als es kopfüber in einen Wassereimer stürzte. Stattdessen sollten Eltern ihrem Kind die Zeit lassen, die es zum Laufenlernen braucht. Ist es darin sicher genug, kann ein Bobbycar oder Dreirad her. Darauf lernen die Kinder, sich durch eigenen Antrieb fortzubewegen, anfangs helfen Mama oder Papa vielleicht noch durch eine Schiebestange. Mit etwa zwei oder zweieinhalb Jahren lohnt sich die Anschaffung eines Laufrads. Das Fahren mit dem Laufrad macht den Kleinen nicht nur Spaß, es fördert Motorik, Koordination und Gleichgewichtssinn, es stärkt die Muskulatur und unterstützt die kindgerechte Laufbewegung. Die Kleinen beherrschen das Laufrad-Fahren in der Regel recht schnell und machen sich mit neuen Geschwindigkeiten vertraut. Geübte Fahrer können ein relativ hohes Tempo erreichen. Daher gilt: Das Kind immer im Blick behalten, zu Rücksicht und Vorsicht ermahnen, Helm aufsetzen und nur auf Plätzen und Wegen ohne Verkehr fahren lassen, bei Gedränge lieber absteigen. Laufräder sind keine Fahrzeuge und dürfen daher nicht auf der Straße fahren. Etwa jedes zweite Kleinkind hat heute ein eigenes Laufrad – mit steigender Tendenz. Angeschafft wird dies im Schnitt im Alter von etwa 2 Jahren und dann für etwa anderthalb Jahre genutzt.
Tipps zum Laufrad-Kauf
Es sollte robust sein, höchsten 5kg wiegen. Lenker und Sattel sollten höhenverstellbar sein, damit es mitwachsen kann. Ein tiefer Einstieg ermöglicht sicheres Auf- und Absteigen, auch ein begrenzter Lenkereinschlag ist empfehlenswert. Bremsen sind nicht unbedingt notwendig. Gerade kleineren Kindern fehlt meist die Kraft für das Betätigen der Handbremse. Ein Fahrradständer verhindert, dass das Laufrad einfach hingeworfen wird. Der Sattel ist optimal eingestellt, wenn das Kind die Beine nicht ganz durchstrecken muss, um den Boden mit den Füßen zu berühren.
Statt eines Kinderrads kann der Roller das nächste Gefährt für den Nachwuchs sein. Der Klassiker wurde durch Laufrad und das frühe Radfahren etwas verdrängt, bietet aber viele Vorteile für Kinder ab etwa vier Jahren. Auch er fördert die motorische Entwicklung, auf eher spielerische Art als das Laufrad. Er ist weniger unfallträchtig als ein Fahrrad und das Verletzungsrisiko ist geringer, bremsen und absteigen ist einfacher.
Sowohl mit dem Laufrad als auch mit dem Roller können Kinder sich mit überschaubaren Geschwindigkeiten Stück für Stück an das eigenständige Agieren als Verkehrsteilnehmer gewöhnen. Sie lernen Geschwindigkeiten und Entfernungen einzuschätzen, können ihr eigenes Tempo gut kontrollieren. Sie üben Kurven fahren, bremsen, abbiegen, Hindernissen auszuweichen und auf Gefahren zu reagieren. Sie schulen ihre Reaktionsgeschwindigkeit und Körperbeherrschung.
Tipps zum Roller-Kauf
Die passende Größe ist wichtig, der Lenker sollte höhenverstellbar sein. Große Luftreifen sind besser als die kleinen der sogenannten Scooter, die in Rillen oder an Kanten hängen bleiben können. Achten Sie auf eine Fußbremse und abgerundete Lenkergriffe, die Handverletzungen bei einem Sturz vermeiden können.
Ein positiver Nebeneffekt der rollenden Gefährte: Laufmuffel lassen sich so dem Buggy entwöhnen und legen auch mal weitere Strecken „zu Fuß“ zurück. Solange das Kind mit Laufrad oder Roller zufrieden ist, können sich Eltern Zeit lassen mit dem Umstieg aufs erste Fahrrad und sollten das Kind auch nicht dazu drängen. Ist dann die Zeit reif fürs erste Fahrrad, wird es je nach Alter und Größe zunächst ein Spielrad bzw. Kinderrad sein. Erst ab einer Radgröße von 24 Zoll spricht man vom Jugendfahrrad, welches sich kaum noch vom normalen Erwachsenenrad unterscheidet. Die meisten Kinder bekommen ihr erstes Rad im Alter von drei oder vier Jahren. Das sogenannte Spielrad ist auf die Bedürfnisse von Vorschulkindern abgestimmt. Da es verkehrsrechtlich wie ein Dreirad oder Laufrad als Spielzeug klassifiziert wird, gehört es auf den Gehweg, nicht auf die Straße. Daher sind sie oft nicht mit Licht ausgerüstet. Erst wenn alle sicherheitsrelevanten Elemente wie Beleuchtung, Reflektoren oder Klingel nachgerüstet wurden, gilt es als Fahrzeug und darf auch auf die Straße.
Da die Kleinen ruckzuck groß werden und ihre rollenden Gefährte unter Umständen nur kurze Zeit nutzen, kann man Laufrad, Roller und Kinderrad durchaus auch gebraucht erwerben. Das Rad sollte gut erhalten sein und keine Mängel aufweisen. Fehlende Ausrüstung muss gegebenenfalls nachträglich angebaut werden. Wenn das Rad aber unbedingt die Lieblingsfarbe des Juniors haben muss, dann ist vielleicht der Gang zum Fachhändler sinnvoll. Dort kann das Kind unterschiedliche Räder probesitzen bzw. probefahren, zudem gibt es kompetente Beratung. Diese ist vor allem wichtig, um die passende Radgröße zu finden. Eltern sollten kein zu großes Rad kaufen, in welches das Kind erst noch hineinwachsen muss.