Helden des Alltags

Datum: Montag, 28. Mai 2018 11:51


Ich & mein Ehrenamt – Ersthelferin Vanessa

Wenn Energie Cottbus zum Heimspiel aufläuft, wenn die Cottbuser ihr Stadtfest feiern oder der nächste große Stadtlauf ansteht, dann tun – von Teilnehmern und Zuschauern meist unbemerkt – Menschen wie Vanessa Krause ihren Dienst. Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen sichern sie in ihrer Freizeit Großveranstaltungen medizinisch ab. Die 17-Jährige (links im Bild) engagiert sich bei der Johanniter Unfallhilfe in Cottbus. Zu den Johannitern kam sie zufällig über den Schulsanitätsdienst an ihrer Schule: „Ich bin da eher reingerutscht und habe so meine Liebe zur Ersten Hilfe entdeckt. Vorher habe ich mich damit überhaupt nicht beschäftigt und jetzt lerne ich ständig Neues dazu.“ Beim Schulsanitätsdienst, den sie bis vor kurzem geleitet hat, versorgt sie Schüler und Lehrer, die gestürzt sind oder über Kreislaufprobleme klagen. Dafür hat sie ein Mal im Monat gemeinsam mit einem weiteren Schulsanitäter eine Woche lang Bereitschaft und darf im Notfall den Unterricht verlassen. Über den Schulsanitätsdienst kam Vanessa zu den Johannitern, wo sie neben dem Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen auch noch die Jugendarbeit unterstützt. Bei der Johanniter Jugend führt sie Grundschüler spielerisch an die Erste Hilfe heran und festigt ihr Wissen regelmäßig in Lehrgängen und Wettkämpfen. Aktuell absolviert sie einen Ausbilderlehrgang, der sie berechtigt, künftig Erste-Hilfe-Kurse zu geben. Auch den Berufswunsch hat ihr Ehrenamt maßgeblich beeinflusst: Nach dem Abitur möchte sie im Sommer eine Ausbildung zum Notfallsanitäter beginnen.

Vanessa Krause (17),
Johanniter Regionalverband Südbrandenburg

Parkeisenbahner Lars

Jetzt in den Sommermonaten verbringt der 12-jährige Lars jeden Samstag im oder am Zug. Für seinen Dienst bei der Cottbuser Parkeisenbahn schlüpft er immer samstags von 9.30 bis 18 Uhr in die Uniform. Dann kontrolliert er die Fahrtkarten der Gäste, öffnet und schließt die Schranken oder sagt am Bahnhof die Züge an. Begeistert für das Hobby Eisenbahn wurde er vor drei Jahren von seinem großen Bruder. Insgesamt hat die von Cottbusverkehr betriebene Parkeisenbahn 25 junge Eisenbahner zwischen neun und 17 Jahren. Ohne sie könnte die bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebte Parkeisenbahn nicht fahren. Allein im Jahr 2017 leisteten die Kinder und Jugendlichen insgesamt 5.000 Stunden. „Das ist schon eine ordentliche Zahl“, meint dann auch Lars nicht ohne Stolz. Die Wintermonate nutzen die Jungs und auch ein paar Mädchen für Schulungen, Übungen an der Modelleisenbahn und Wartungsarbeiten. Gemeinsame Ausflüge stehen ebenfalls auf dem Programm, z.B. zur Parkeisenbahn Berlin oder zu einem Stellwerk der Deutschen Bahn. Ein schöner Nebeneffekt für den Betreiber Cottbusverkehr: Hier finden sich die Mitarbeiter von morgen. Denn bei einigen Parkeisenbahnern hält die Leidenschaft für Eisenbahnen, die oft genug im Kinderzimmer begonnen hat, bis ins Erwachsenenalter an. Und so hat von den Cottbuser Bus- und Straßenbahnfahrern der eine oder andere seine Laufbahn bei der Parkeisenbahn begonnen. Auch Lars ist sich sicher: „Ich möchte beruflich mal was mit Zügen machen.“

Lars Wilhelm Sumin (12)
Parkeisenbahn Cottbus

Naturschützerin Kandy

Molche, Kröten und andere Lurche. Wo andere Kinder (und Erwachsene) zunächst auf Abstand gehen würden, greift Kandy beherzt zu. Die 12-Jährige ist Teil der Kindergruppe der Nabu-Ortsgruppe Wittichenau und mehrmals im Jahr an größeren Straßen der Region unterwegs, um Kröten sicher zu ihrem Laichgewässer zu bringen. Der Naturschutzbund braucht wie viele Vereine Nachwuchs. Daher wurde 2014 die Kindergruppe etabliert. Vom Frühjahr bis zum Herbst sind die jungen Naturschützer an vielen Wochenenden in der Oberlausitzer Teich- und Heidelandschaft unterwegs. Sie kontrollieren Krötenzäune, bauen „Tankstellen“ für Eichelhäher, zählen Wasservögel, kontrollieren die Bestände seltener Reptilien oder halten auf einer Nachtwanderung Ausschau nach Glühwürmchen und Fledermäusen. Es geht darum, Kinder für die Natur zu begeistern, sagt Leiterin Iris John. So wie Kandy. Sie interessiert sich schon immer für Tiere, wächst selbst mit Hund und Katze auf dem Land auf, wollte lange Tierärztin werden. Vor zwei Jahren kam sie über einen Freund zum Nabu und ist jetzt bei jedem Einsatz dabei – unabhängig von Wind und Wetter. Sie lernt dabei immer wieder Neues, entdeckt unbekannte Tiere oder Pflanzen. In den vergangenen zwei Jahren hat sie ungezählte Kröten gerettet. Schöner Nebeneffekt: Die unterschiedlichen Frosch- und Krötenarten kann sie mittlerweile besser unterscheiden als die meisten Erwachsenen.

Kandy Kutzke (12)
Nabu Wittichenau

Schiedsrichter Malte

Statistiken darüber gibt es nicht, doch es ist gut möglich, dass Malte für ein paar Tage der jüngste Schiedsrichter Deutschlands war. Die Prüfung zum Schiedsrichter hat er vier Tage vor seinem 12. Geburtstag bestanden. Laut DFB-Schiedsrichter-Ordnung muss man mindestens 12 sein für das Ehrenamt. Mittlerweile hat Malte viele Spiele gepfiffen und festgestellt: „Ich muss im Spiel sehr schnell eine Entscheidung treffen, das ist schwerer als man denkt.“ Und da kommt es auch mal zu Fehlentscheidungen. Eine solche war es, die Malte zum Schiedsrichter-Amt gebracht hat. Als Spieler hatte er nach einem Foul die gelbe Karte gesehen – seiner Meinung nach ungerechtfertigt. Den Ärger darüber hatte er schnell hinuntergeschluckt, aber für sich beschlossen: Das kann man auch besser machen – und sich bei seinem Verein, dem VfB Weißwasser, um einen Schiedsrichter-Lehrgang beworben. Pro Woche pfeift er ein Jugend-Spiel oder ist als Linienrichter unterwegs. Kürzlich durfte er sein erstes Spiel bei den Männern pfeifen. Da gilt es, sich als 13-Jähriger erstmal Respekt zu verschaffen, aber das ist ihm gelungen: „Vor dem Spiel dachten sie: Was will der Kleine denn hier? Aber danach haben sie mir gesagt: Das hast du gut gemacht.“ Dabei ist auch Malte nicht vor Fehlentscheidungen gefeit. Einmal hat er als Linienrichter bei einem Spitzenspiel die Fahne zu früh gehoben und so eine Mannschaft um den Sieg gebracht. „Auch ich mache Fehler, aber trotzdem macht mir das Schiedsrichter-Amt großen Spaß und ich will auf jeden Fall weitermachen.“

Malte Witt (13)
VfB Weißwasser

Jugendrotkreuzmitglieder Dave & Leon

„Nichts tun ist im Fall der Fälle das Schlimmste“, wissen inzwischen Dave Oelschläger und Leon Schwartinski vom DRK Ortsverein Schwarzheide-Lauchhammer. Die beiden jungen Männer sind zwar noch keine Sanitäter, arbeiten jedoch darauf hin und haben mit der Ausbildung begonnen. Sie sind dabei, wenn es heißt, größere Veranstaltungen in und um Senftenberg wie beispielsweise Messen oder das Stadtfest mit dem Sanitätsdienst abzusichern. Dave und Leon waren bis vor kurzem Mitglieder des Jugendrotkreuzes des DRK-Ortsvereins Schwarzheide-Lauchhammer. Sie gehörten zu den engagierten jungen Menschen der ersten Stunde, als sich das Jugendrotkreuz des Ortsvereins im Frühjahr 2014 gegründet hat. „Wir waren neugierig, wurden von einem Freund zu den ersten Treffen mitgenommen und sind geblieben“, erinnern sich die beiden 17- und 18-Jährigen. In den letzten vier Jahren haben sie viel gelernt – Erste Hilfe, stabile Seitenlage, Herz-Druck-Massage. Sie waren als Praktikanten überall dabei, wo der Ortsverein des DRK Kreisverbands Lausitz e.V. gebraucht wurde. „Man erlebt viel und lernt interessante Menschen kennen“, beschreiben Dave und Leon, warum sie sich am Wochenende und in den Ferien für das Ehrenamt engagieren. Außerdem geben beide zu, inzwischen viel offener und hilfsbereiter auf Menschen zuzugehen – ein angenehmer Nebeneffekt ihres Ehrenamtes. „Wir können Jedem nur empfehlen, sich zu engagieren.“

Dave Oelschläger und Leon Schwartinski
DRK Lausitz

Schwimmtrainerin Kora

„Ich bin mehr oder weniger im Wasser groß geworden“, sagt die 16-jährige Kora über sich selbst. Ihre Liebe zum Wasser wurde durch die Eltern geweckt: Der Vater ist selbst Schwimmer. Als Kora noch kein Jahr alt war, sind ihre Eltern mit ihr zum Babyschwimmen nach Hoyerswerda gefahren. Mit drei Jahren hat sie im Urlaub schwimmen gelernt und anschließend das Seepferdchen gemacht. Seitdem ist sie beim Schwimmverein Spremberg. Sie trainiert vier Mal die Woche, kann schon auf viele Erfolge bei Meisterschaften zurückblicken. Mit nur 13 Jahren hat sie dann begonnen, zusätzlich zum eigenen Schwimmtraining die Kindergruppen des Vereins zu trainieren. Heute ziehen an insgesamt sechs Trainingsstunden pro Woche die 5 bis 9-Jährigen unter ihrer Aufsicht Bahnen durchs Becken. Mit den Jüngeren übt sie die Grundlagen wie Technik, Atmung, Start und Wenden. Bei den Älteren geht es darum, besser und schneller zu werden: „Es macht großen Spaß, die Erfolge und Verbesserungen bei den Kindern zu sehen“, sagt sie über ihre Aufgabe. Durch das aktive Training und die Tätigkeit als Trainerin verbringt sie fast jeden Nachmittag in der Schwimmhalle, die Schule geht dennoch vor: „Mit dem Schwimmen kann man ja leider kein Geld verdienen.“ Nächstes Jahr steht das Abitur an. Dem Schwimmverein möchte sie dennoch treu bleiben, möglichst auch während des geplanten Studiums: „Der Verein hat mich seit meiner Kindheit begleitet und mir so viel gegeben. Es macht mich glücklich, dass ich jetzt etwas zurückgeben kann.“

Kora Büttner (16)
Schwimmverein Spremberg

Jugendleiter Mathis

Als Mathis vor nunmehr zwölf Jahren das erste Mal an einem Ferienlager der Naturfreundejugend teilnahm, schaute er noch respektvoll auf die Jugendleiter. Mittlerweile begleitet und betreut der 18-Jährige selbst die Jüngeren in den Workshops und Feriencamps: „Dadurch, dass ich selbst gut zehn Jahre Teilnehmer war, weiß ich, wie sich manche Kinder fühlen, wenn es heißt: Jetzt wird nicht mehr gespielt, jetzt ist Zeit zum Zähneputzen.“ Mathis fährt nicht nur als Jugendleiter mit auf Feriencamps, er plant und organisiert auch die Workshops, Seminare und Projekte der Naturfreundejugend. Im Fokus steht dabei immer das Erleben in und mit der Natur sowie Themen rund um Nachhaltigkeit. Holz-Schnitz-Workshops und Upcyclingkurse für Kleidung gehören ebenso dazu wie Wanderungen oder Geocaching-Touren. Dafür investiert er mal einen Nachmittag pro Woche oder mal eine ganze Woche. Die größte Anerkennung, die er für seinen Einsatz erhält, sind strahlende Kinderaugen: „Es ist ein sehr erfüllendes Gefühl, wenn sich die Kinder nach einem Workshop verabschieden und sagen: Mensch, das war richtig toll.“ Mathis hat mit seinem Ehrenamt ganz offenbar seine Berufung gefunden. Nach dem Abitur mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt, welches er gerade abgelegt hat, möchte er sich auch künftig im weitesten Sinne für den Naturschutz einsetzen. Zeit für die Arbeit mit den Kindern will er sich aber weiterhin nehmen.

Mathis Gehrau (18)
Naturfreundejugend Brandenburg

Feuerwehrmitglied Annika 

Als Annika mit sieben Jahren zur Jugendfeuerwehr kam, leistete sie unfreiwillig Pionierarbeit. Sie war das einzige Mädchen. Durch ihren Vater, den Vorsitzenden des Vereins Freiwillige Feuerwehr Lübben 1863 e.V., wurde die Faszination für Feuerwehrautos schon früh geweckt. Heute – vier Jahre später – ist sie nicht mehr die einzige und freut sich darüber ebenso wie über die Vielfalt ihres Ehrenamtes: „Ich finde es schön, dass wir so viel verschiedene Dinge machen. Am meisten mag ich Knotenkunde, Erste Hilfe und Löscheinsatz nass.“ Das alles lernt Annika samstags. Alle zwei Wochen treffen sich die Mitglieder der Jugendfeuerwehr zum Dienst, unter ihnen mittlerweile auch Annikas jüngerer Bruder. Dann stehen auch noch Gerätekunde, Theoriestunden und Einsatzübungen auf dem Stundenplan. Zu diesem regelmäßigen zweistündigen Dienst bei der Jugendfeuerwehr kommen noch besondere Aktionen wie das Herbstjugendlager, der Tag der offenen Tür oder das jährliche Spreetreiben. Obwohl Annika durch die Einsätze ihres Vaters die Herausforderungen kennt, die zum ehrenamtlichen Einsatz als Feuerwehrmann gehören, ist sie für ihre Leidenschaft wirklich „Feuer und Flamme“ und möchte mit 16 ihren Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr fortsetzen. Die Kameraden würden sich freuen. Denn während die Jugendfeuerwehr mit aktuell 26 Mitgliedern gut aufgestellt ist, könnte die aktive Wehr weitere Mitglieder gut gebrauchen. Im Schnitt fahren die Kameraden 100 bis 150 Einsätze im Jahr.

Annika Bogula (11)
Freiwillige Feuerwehr Lübben