Weiße Droge Zucker – Filme und Bücher zum Thema
Voll Verzuckert: That Sugar Film (98 min, 2016): Der australische Schauspieler Damon Gameau testet im Selbstversuch, wie sich der Konsum von zu viel Zucker auf den Körper auswirkt. Zudem spricht er mit Wissenschaftlern, Zuckerlobbyisten und Zuckergeschädigten.
Sugar Rush (45 min, 2015): Der britische Starkoch Jamie Oliver geht den Ursachen und den Folgen des omnipräsenten Zuckers nach. Mit seinem Film startet er zugleich seinen Kampf gegen die „Volksdroge Zucker“.
Die große Zuckerlüge (91 min, 2015): Auch hier stehen die negativen Folgen von zu viel Zucker im Fokus. Sehr spannend ist auch der Teil, in dem die Bestrebungen der Zuckerindustrie für ein positives Image aufgedeckt werden. Die Dokumentation von arte findet man bei youtube.
Zuckerfrei kochen für die Familie (178 S., 2019): Familienkochbuch mit knapp 100 zuckerfreien Rezepten – von Brot über Milchreis, Ketchup bis hin zu Kuchen und Desserts.
Die bittere Wahrheit über Zucker (384 S., 2016): Der Arzt Robert Lustig klärt aus wissenschaftlicher Sicht, aber dennoch verständlich, über die vielen Risiken von Zucker auf.
Smoothies und Quetschies – vermeintlich gesund
Groß prangt es auf der Verpackung: „Ohne Zuckerzusatz“. Viele vermeintlich gesunde Snacks und Getränke – gerade auch für Kinder – werben damit. Egal ob Quetschie, Smoothie, getrocknete Erdbeeren – sie alle locken mit dem Versprechen, aus 100 Prozent Frucht und ohne zugesetzten Zucker auszukommen. Das stimmt, versperrt aber den Blick auf die Tatsache, dass frisches Obst immer die bessere Wahl ist. Es enthält mehr gesunde Ballaststoffe und Vitamine als püriertes, konzentriertes oder getrocknetes Obst. Schon das Zerkleinern im Mixer lässt Vitamine zerfallen. Wer einen Orangensmoothie trinkt, der konsumiert den Zucker von etwa vier Orangen. Würde er eine frische Orange essen, wäre er vermutlich schon nach einer satt. Wer Obst und Gemüse kaut, bei dem setzt das Sättigungsgefühl eher ein. Zudem schadet die schnelle Zuckerzufuhr aus Flüssigkeiten wie Smoothie der Leber. Das Kauen fester Nahrung wie Äpfel oder Möhren ist wichtig für gesunde Zähne und Zahnfleisch. Daher gilt: Wer seinem Kind eine gesunde Zwischenmahlzeit anbieten möchte, wählt frisches Obst und Gemüse. Wer dennoch gelegentlich einen Smoothie trinken will, der sollte ihn selbst machen.
Wie viel Zucker ist okay?
Dass unsere Ernährung, die heute sehr stark auf industriell gefertigten Lebensmitteln basiert, an dieser Entwicklung sehr wohl eine Mitschuld trägt, zeigt ein Blick zurück. Vor etwa 50 Jahren gab es weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deutlich weniger Übergewichtige: Der Anteil übergewichtiger Kinder weltweit stieg seit 1975 von knapp 1 Prozent auf gut 6 Prozent. Damals gab es längst nicht so viele zuckerhaltige Lebensmittel. Die Folge: Wir essen heute sehr viel mehr Zucker als empfohlen. Je nach Statistik nehmen wir jeden Tag etwa 160 Gramm Zucker insgesamt bzw. 65 Gramm nur aus Süßigkeiten zu uns. Das ist weit mehr als empfohlen (siehe oben).
In diese Empfehlung wird zugesetzter Zucker und freier Zucker (z.B. in Honig, Sirup, Saft) eingerechnet. Natürlich gebundener Zucker aus Obst oder Milch (Milchzucker) bleibt außen vor und kann unabhängig davon konsumiert werden.
Da nun die wenigsten Familien bei jeder Mahlzeit und jedem Snack Taschenrechner und Waage parat haben, dient folgende Faustregel als Orientierung: Ein Kind sollte täglich nur so viel Süßigkeiten naschen, wie in seine Hand passen. Bei Dreijährigen ist das Maß dann bereits mit einer Minitüte Gummibärchen voll, bei Erstklässlern mit einer Kugel Eis und zwei Butterkeksen.
Diese Regel gilt für klassisches Naschwerk wie Schokolade, Gummibärchen, Bonbons, Kekse, Kuchen, Eis. Das ist der Zucker, der vielen Eltern bewusst ist. Weniger offensichtlich sind die versteckten Zucker in vermeintlich gesunden Lebensmitteln: zuckerhaltige Getränke wie Saft, Limo, Eistee, Smoothies und Quetschies, Fertigmüsli, Ketchup, Marmelade, Honig, Joghurt (außer Naturjoghurt). Selbst dort, wo es die wenigsten erwarten, ist Zucker enthalten: Wurst, Brotaufstrich, Toast, TK-Pizza, Nudelsauce.
Der Zucker in all diesen Lebensmitteln fällt auch in die offiziellen Empfehlungen zur Zuckerzufuhr. Wer zum Frühstück ein Marmeladenbrot und ein Glas Orangensaft auftischt, zum Mittag Erdbeerjoghurt als Nachtisch isst und zum Abendbrot ein Glas Limo trinkt, kommt schon ohne klassische Süßigkeiten über die empfohlene Zuckermenge.
Dass in vielen Lebensmitteln zu viel Zucker enthalten ist. Hat vor allem drei Gründe: Er dient – wie auch Fett und Salz – als Geschmacksträger. Gerade fettarme Produkte enthalten oft vergleichsweise viel Zucker. Weil das fehlende Fett durch Zucker ersetzt wird – für den Geschmack. Zudem verlängert er die Haltbarkeit vieler Produkte und bestimmte Lebensmittel, wie Gebäck, brauchen Zucker fürs Volumen. Zum anderen ist der menschliche Geschmack so auf Zucker, Fett und Salz geeicht, dass er stets nach mehr giert, was man spätestens merkt, wenn man in die Chipstüte greift. Und das ist natürlich im Interesse der Lebensmittelindustrie. Denn dann kaufen wir auch mehr dieser Lebensmittel. Um diesen Kaufanreiz zu fördern, investiert die Lebensmittelindustrie viel Geld. In Studien und Labors wird für viele Lebensmittel der sogenannte Glückspunkt ermittelt. Er besagt, wieviel Zucker ein Lebensmittel höchstens enthalten darf, damit der Körper nach mehr verlangt, ohne dass das Produkt zu süß schmeckt. Bei Kinderlebensmitteln liegt der Glückspunkt in der Regel höher als bei denen für Erwachsene. Daher enthalten Müsli, Joghurt und Pudding in Kinderoptik fast immer mehr Zucker.
Maissirup, Agavendicksaft, Rohrzucker – welcher Zucker ist gesünder?
Wer beim Einkauf wissen will, wo überall Zucker drin steckt, kann sich leicht in einem Begriffswirrwarr verlieren. Aktuell gibt es auf den Zutatenlisten etwa 50 verschiedene Begriffe, hinter denen sich Zucker versteckt. Viele Begriffe sind für Laien nicht mit Zucker in Zusammenhang zu bringen. Hier einige Beispiele: Agavendicksaft, Dextrose, Fruchtsaftkonzentrat, Gerstenmalzextrakt, Inulin, Laktose, Maltodextrin, Molkenpulver, Raffinose, Saccharose, Weizendextrin. Wer wissen möchte, ob und v.a. wieviel Zucker ein Produkt enthält, der schaut am besten auf die Nährwerttabelle. Dort müssen die Hersteller den Zuckeranteil angeben. Dinkelkekse mit Agavendicksaft zu kaufen, bringt übrigens nichts. Die sind genauso ungesund wie klassische Butterkekse. Selbst brauner Zucker ist nicht wirklich gesünder als weißer. Die unterschiedlichen Zucker unterscheiden sich höchstens im Geschmack und in der Konsistenz. Dem Organismus und den Zähnen schaden sie alle. Und auch die vermeintlich gesunden Nährstoffe im Honig machen die süße Bienenernte nicht zu einem besseren Zuckerersatz. Um von den Nährstoffen im Honig wirklich zu profitieren, müsste man ein ganzes Glas auslöffeln.