Kinder als Zielgruppe
Kinder lieben Süßes. Und Eltern lieben ihre Kinder. Aus diesen zwei simplen Grundsätzen versucht eine ganze Branche Profit zu schlagen – mit Erfolg. Zahlreiche mit Zucker zugesetzte Lebensmittel richten sich explizit an Kinder. Über TV- und Internet-Werbung und ansprechende Verpackungen erreichen sie ihre junge Zielgruppe auch. Allein Deutschlands Süßwarenindustrie investierte im vergangenen Jahr etwa eine Milliarde Euro in die Werbung.
Und da Kinder in Deutschland zum einen über relativ viel Taschengeld verfügen und zweitens über Mitspracherecht beim Wochenendeinkauf, richten sich viele Werbespots an die Käufer von morgen. Lebensmittel kommen in kindgerechter Aufmachung her: bunt, knallig, mit Comicfigur und Sammelfigur versehen.
Tipps und Regeln für zu Hause
Was also können Familien tun, um den täglichen Zuckerkonsum zu reduzieren? Zwei einfache Regeln, die schwer umzusetzen sind, aber viel bewirken: wenig oder keine Süßigkeiten kaufen, so wenig wie möglich industriell verarbeitete Lebensmittel kaufen. Der Einkaufskorb sollte v.a. in der Obst- und Gemüseabteilung gefüllt werden.
Wer den Zucker ernsthaft reduzieren möchte, sollte das Vorhaben als Familien-Projekt verstehen. Nur wenn die Eltern mitziehen und als positives Vorbild fungieren, sind auch die Kinder zu überzeugen. Je jünger die Kinder sind, desto einfacher ist es. An süßen Geschmack kann man sich leicht gewöhnen. Ihn wieder abzugewöhnen, wird schon schwieriger. Daher sollte man Säuglinge und Kleinkinder möglichst lange ohne Süßigkeiten aufwachsen lassen. Sobald die Kita, Freunde oder große Geschwister da sind, wird das erfahrungsgemäß schwierig. Aber bis dahin gilt: Was sie nicht kennen, vermissen sie auch nicht. Zwischendurch und zu den Mahlzeiten sind Wasser oder ungesüßter Tee geeignete Getränke. Limo und Saft (noch besser Saftschorle) sollte es nur gelegentlich geben. Bei Kuchenrezepten kann man die angegebene Zuckermenge in der Regel problemlos um ca. ein Drittel bis die Hälfte reduzieren. So gewöhnt man die Kinder mit der Zeit an weniger Süße. Bei der Frage nach Süßigkeiten-Regeln müssten wir jetzt eigentlich schreiben: Keine Süßigkeiten sind die gesündeste und beste Regel. Da wir wissen, dass das an der Realität vieler Familien vorbei geht, gibt es dennoch ein paar Tipps. (s. Infokasten)
Die Naschregeln sollten auch für unterwegs gelten. In die Frühstücksdose für Kita und Schule gehören belegtes Brot, Obst, Gemüse. Kinder brauchen einen gesunden, nahrhaften Start in den Tag. Milchschnitte, gesüßter Joghurt, Müsliriegel oder Quetschie gehören nicht dazu. Als Getränk geben Sie am besten eine Wasserflasche mit. Viele Kitas achten auf eine gesunde Ernährung der Kinder, reichen als Getränke ungesüßten Tee oder Wasser und verzichten im Alltag auf Süßes. Wo das noch nicht umgesetzt wird, können Eltern auch selbst die Initiative ergreifen und beispielsweise auf die Qualitätsstandards für Kita und Schule der Deutschen Gesellschaft für Ernährung verweisen. Das ist unter Umständen ein heißes Eisen, da nicht alle Eltern und Erzieher diese Überzeugung teilen. Am besten ist, sich beim Elternabend oder über den Elternrat Mitstreiter zu suchen.
Für den Familienausflug oder das Picknick gilt ebenfalls: möglichst wenig Zucker, stattdessen Wasser und gesunde Snacks. Kuchen oder ein Eis im Café sind okay, wenn es die einzige Süßigkeit am Tag ist. Am Ende ist es auch hier eine Sache der Gewohnheit. Wenn es das Kind bisher gewohnt war, dass es unterwegs immer Milchschnitte oder Kakao gab, wird es zunächst protestieren, wenn es stattdessen Gurke und Apfel essen soll. Doch wer vom Wandern hungrig ist, der langt auch bei Obst und Gemüse zu. Gemüsemuffel kann man zudem mit hübscher Aufmachung überzeugen: bunte Obst- und Gemüsespieße für die Brotbüchse, Birnen-Weintrauben-Igel oder Gurkenkrokodil für den Kindergeburtstag und ein Gemüsegesicht auf dem Abendbrotteller. Witzige Anregungen dazu finden Eltern, wenn sie in der Suchmaschine „Obst, Gemüse, Kindergeburtstag“ in die Bildersuche eingeben.
Naschregeln für Familien:
- nur ein Mal täglich Süßes anbieten, am besten nach einer Mahlzeit, danach Zähne putzen
- eine Kinderhand voll Süßigkeiten pro Tag sind genug
- Sonntagabend Wochenration Süßes für jedes Kind anlegen, z.B. einen leeren Eierkarton befüllen, das muss dann 7 Tage reichen
- Verwandte um Zurückhaltung bei süßen Mitbringseln bitten
- zu Hause keine Süßigkeiten-Vorräte anlegen
- Süßigkeiten nicht frei zugänglich stehen lassen
- dunkle Schokolade ist besser als weiße oder Vollmilch
- Vorbild sein: auch Eltern sollten nur zurückhaltend naschen
- Naschi-freie Tage einführen (z.B. ein Mal pro Woche oder Monat), an denen die gesamte Familie auf Süßes verzichtet
- Süßigkeiten nicht als Belohnung oder Druckmittel einsetzen
- Heißhunger auf Süßes mit frischem Obst stillen
- abends nach dem Zähneputzen sind Süßigkeiten tabu