Schritt für Schritt

Datum: Dienstag, 26. Juni 2012 11:47

„BARFUSS LAUFEN IST IMMER GUT“

Titelthema InterviewInterview mit dem orthopädischen Schuhmacher Carsten Tschentke
Selbstständiger Orthopädieschuhmacher seit über zwanzig Jahren.
Er gründete sein Unternehmen zusammen mit seinem Vater.


Hallo Herr Tschentke, wie kann man sich den Beruf des orthopädischen Schuhmachers vorstellen?
Ein Lehrling sagte einmal im Vorstellungsgespräch zu mir, dass er sich unter dem Beruf „ein bisschen mit Leder basteln“ vorstelle. Dabei ist es genau das Gegenteil. Es handelt sich um eine schwere Arbeit, auch körperlich. Man benötigt eine tiefgründige Ausbildung vor allem im medizinischen Bereich. Das heißt Anatomie, Pathologie und so weiter. Außerdem Kenntnisse der gesamten Fachtechnik, Arbeitsmaterialien und Verfahren. Mit den Bauteilen kümmere ich mich im Prinzip nur um die Füße, aber wenn man orthopädischer Schuhmacher ist, muss man den gesamten Körper und den Menschen betrachten.

Worauf muss man beim Schuhkauf für ein Kind achten?
Man sollte darauf achten, dass die Schuhe nicht zu eng oder zu kurz sind. In den kleinen Füßen sind die Knochen noch weich und wachsen, die Gelenke und Bänder sind noch nicht standfest. Wenn die Füße dann gequetscht werden, ist das eigentlich die Katastrophe schlechthin.


Wie sieht der ideale Kinderschuh aus?
Das hängt von der Nutzung ab. Gehe ich mit meinem Kind wandern, sollten die Schuhe fest sein. Im Alltag kommt es auf das Alter des Kindes an. Generell kann man sagen: Die Zehen sollten frei und der Schuh beweglich sein. Außerdem sollten die Schuhe nicht zu schwer sein.


Welche Schuhe sollte man einem Kind zum Laufen lernen anziehen?
Gar keine, am besten nur Socken. In dem Alter bilden sich die Muskeln. Diese Muskelbildung sollte man so wenig wie möglich behindern. Kleinkinder stehen auch gerne ein bisschen nach innen geknickt. Wenn das nicht sehr auffällig ist, ist es kein Grund zum Eingreifen. Das wird mit der Muskelbildung und Entwicklung korrigiert. Später laufen Kinder auch gerne „über den Onkel“, das ist eine Kopfsache. Da sollte man sein Kind immer wieder darauf hinweisen, die Füße nach außen zu drehen.


Welche Fußfehlstellungen sind bei Kindern häufig?
Abgesehen von schweren angeborenen Fehlern oder den eben erwähnten normalen Fehlstellungen handelt es sich fast ausschließlich um Plattfüße. Bei Kindern hilft es, den Fuß zu trainieren, speziell den Fußinnenrand zu stimulieren.


Kann barfuß laufen dagegen helfen?
Barfuß laufen ist immer gut. Dabei muss man aber aufpassen – auf Beton ist es weit weniger hilfreich, als auf einer Wiese. Am Strand ist es ideal. Das ist das perfekte Fußtraining.