Schach oder Schwimmen?

Datum: Donnerstag, 29. August 2019 16:14


Hobby mit Heldenpotenzial

Wer eine Gruppe Kitakinder fragt: „Was wollt ihr später mal werden?“, der wird vermutlich ziemlich häufig die Antwort hören: „Wenn ich groß bin, will ich zur Feuerwehr“ – vorgetragen mit leuchtenden Augen. Diese kindliche Begeisterung für die Helden in den großen roten Autos passt so gar nicht zu den Meldungen vieler Freiwilliger Feuerwehren: Mitglieder dringend gesucht!
Daher haben Feuerwehren in den vergangen zehn Jahren ihre Nachwuchsarbeit verstärkt und ermöglichen mittlerweile auch schon Kitakindern die Mitgliedschaft in der Feuerwehr – in sogenannten Kinderfeuerwehren. Während sich die bereits etablierten Jugendgruppen an Kinder ab 8 bis 10 Jahre richten, können die Kindergruppen auch schon Vierjährige aufnehmen.

Mehr Geld für Nachwuchsgewinnung
Eine Million Euro zusätzlich stellt das Land Brandenburg in diesem und im kommenden Jahr den Feuerwehren und Katastrophenschützern zur Verfügung. Das Geld soll der Nachwuchssuche dienen. Die Wehren können damit Werbekampagnen finanzieren, aber auch neue Fahrzeuge oder Ausrüstung für die jüngsten Mitglieder. Denn die jüngsten Waldbrände im ganzen Land haben einmal mehr gezeigt, wie lebenswichtig das freiwillige Engagement der Helfer ist. Wie stark die Feuerwehr auf dem Ehrenamt basiert, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Auf etwa 1.000 Berufsfeuerleute kommen in Brandenburg etwa 38.000 Kameraden bei der Freiwilligen Feuerwehr. 15 Jahre zuvor waren es noch etwa 50.000 – Tendenz weiter rückläufig. Daher setzen Regierung und die Feuerwehren selbst stärker als bisher auf Nachwuchsgewinnung, offenbar mit Erfolg. Die Zahl der Mitglieder in den brandenburgischen Kinder- und Jugendwehren stieg von ca. 11.000 im Jahr 2008 auf aktuell 14.200. Dabei ist der Zuwachs vor allem in der Altersgruppe der unter Zehnjährigen zu verzeichnen. Auch in Sachsen gründen sich jährlich neue Kindergruppen. So stieg die Zahl der Floriansjünger in Kinderwehren von 990 in 2017 auf 1250 im Jahr 2018, immerhin ein Zuwachs von 25 Prozent. Einige Wehren kooperieren mit Grundschulen und etablieren dort eine Feuerwehr-AG als Ganztagsangebot.

Kinderfeuerwehr: Spielerisch lernen
Da bei Sechsjährigen der TV-Held Feuerwehrmann Sam noch präsent ist und in vielen Kinderzimmern ein Feuerwehrauto zur Grundausstattung gehört, ist es das perfekte Alter, um sie an die echte Feuerwehr heranzuführen. Um die jungen Kameraden nicht zu überfordern oder gar zu gefährden, stehen bei der Kinderfeuerwehr Spiel und Spaß im Vordergrund. Feuerwehrtechnische Inhalte werden eher nebenbei vermittelt. Stattdessen werden die Kinder durch Wettkämpfe, Basteln und Spiele Schritt für Schritt an das Engagement bei der Feuerwehr herangeführt. Natürlich lernen die Kleinen auch schon etwas über Verkehr, Erste Hilfe und Brandschutz – aber eben immer spielerisch.
Mit der Kinderflamme 1 und 2 gibt es seit fünf Jahren sogar ein eigenes Abzeichen für die Jüngsten, das diese nach erfolgreicher Prüfung stolz tragen dürfen. Dabei sind die Anforderungen überschaubar. Die Jüngsten müssen beispielsweise einen einfachen Knoten binden, einen Hydranten erkennen oder ein Pflaster kleben können. Stufe 2 der Kinderflamme richtet sich an Kinder ab 8 Jahre. Sie sollten die Notrufnummern kennen, eine Kerze entzünden und löschen oder jemanden in die stabile Seitenlage bringen können.

Freizeitbeschäftigung mit Mehrwert
Für Eltern gut zu wissen: Bei dieser überaus sinnvollen Freizeitbeschäftigung wird der Nachwuchs schon früh an soziales Engagement, an Werte wie Kameradschaft, Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit herangeführt. Bleibt der Nachwuchs dem Hobby auch noch im Jugend- und Erwachsenenalter treu, dann leistet er einen Beitrag für die Gemeinschaft. Schöner Nebeneffekt für Eltern jüngerer Kinder: Sie entwickeln schon früh ein Bewusstsein für potentielle Gefahren im Alltag und wissen, wie sie im Notfall richtig reagieren. Mit etwa zehn Jahren erfolgt der Wechsel in die Jugendfeuerwehr, wo die Inhalte und Aktivitäten vielfältiger und anspruchsvoller werden und auf einen möglichen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr vorbereiten. Dort kann man in Brandenburg und Sachsen übrigens ab 16 Jahren mit auf Einsätze fahren.

Hobby mit Blaulicht: Feuerwehr und Co.
Kinder und Jugendliche, die sich in den Bereichen Katastrophenschutz und Rettungsdienst engagieren wollen, haben neben der Feuerwehr noch weitere Auswahl: Auch das Technische Hilfswerk, die Johanniter, die Malteser, das Deutsche Rote Kreuz, die Wasserwacht und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft haben Kinder- bzw. Jugendgruppen. Dort werden Kinder ab dem Schulalter spielerisch an Themen wie Erste Hilfe, Sanitätsdienst und später Lebensrettung bzw. Brandbekämpfung herangeführt.