Für ein gesundes Zuhause

Datum: Mittwoch, 28. Oktober 2020 16:31

Überblick: Die häufigsten Schadstoffe und ihre Risiken

Folgend ein Überblick über die häufigsten Schadstoffe, die das Umweltbundesamt in den vergangenen 30 Jahren im Blut und Urin von Kindern sowie in der Innenraumluft von Kinderzimmern und in Trinkwasser nachgewiesen hat und ihre möglichen Folgen.

Schimmelsporen

Schimmel sieht nicht nur unappetitlich aus, er ist auch gefährlich. Die mikroskopisch kleinen Schimmelsporen breiten sich in betroffenen Räumen auch in der Luft aus. Wenn sie beim Einatmen in den Körper gelangen, können sie dort Allergien, Asthma und allergische Reaktionen auslösen. Kinder sind aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Immunsystems besonders anfällig. Daher sollten schon kleinste Schimmelflecken schnell beseitigt werden. Auch wenn der Schimmel (noch) nicht sichtbar ist, kann er bereits gefährlich werden. In der Umweltstudie des UBA von 2003/2006 wurden in 15 Prozent der untersuchten Haushalte Schimmelsporen nachgewiesen. In Städten war die Belastung etwas höher als auf dem Land, in Plattenbauten höher als in Ein- und Zweifamilienhäusern. Die beste Möglichkeit, um Schimmel vorzubeugen, ist richtiges Lüften und Heizen in der kalten Jahreszeit. Auch Baumängel wie eine falsche Dämmung oder Risse im Mauerwerk, die für feuchte Wände sorgen, können ein Grund für immer wiederkehrenden Schimmel sein. Hier ist es wichtig, die Ursache zu beseitigen. Hilfreich ist es zudem, Möbel wie Schränke und Sofas nicht direkt an die Wand zu stellen, sondern wenige Zentimeter Belüftungs-Abstand zu lassen. Auch Heizungen dürfen nicht zugestellt werden. Wichtigster Indikator für Schimmel ist die Luftfeuchtigkeit. Als Maximum werden zwischen 55 und 60 Prozent empfohlen, sonst droht Schimmelbildung. Das lässt sich mit digitalen Hygrometern messen, die es schon für 10 Euro im Baumarkt gibt.

Schwermetalle

Während einige Metalle wie Eisen oder Zink wichtig sind für unseren Körper, kann eine zu hohe Aufnahme von Schwermetallen mit der Zeit zu körperlichen Beschwerden wie Unwohlsein führen, auf Dauer zu Unfruchtbarkeit und kognitiven Störungen, einige Stoffe gelten als krebserregend. Zu dieser Gruppe gehören Blei, Arsen, Quecksilber, Cadmium oder Kupfer, die sich mit der Zeit im Körper anreichern. Mit dem Verbot von bleihaltigem Benzin Ende der 1980er sank die Bleibelastung der Menschen in Deutschland deutlich. Quellen für Blei können alte Wasserleitungen sein. Kupferleitungen wiederum können für erhöhte Kupferwerte sorgen. Kinder mit Amalgam-Füllungen im Mund weisen eine stärkere Quecksilberbelastung auf, auch einzelne Lebensmittel wie Pilze oder Fisch können mit Schwermetallen belastet sein. Vegetarisch ernährte Kinder sind etwas stärker mit Cadmium belastet, vermutlich weil ihrem Körper das Eisen fehlt. Diesen „Mangel“ gleicht der Körper mit der verstärkten Aufnahme von Cadmium aus der Nahrung aus. Besonders viel Cadmium wird durch Rauchen (auch Passivrauchen!) aufgenommen.

Weichmacher

Die größten Sorgenfalten treiben Experten sogenannte Weichmacher bzw. Phthalate auf die Stirn. Sie sind in Plastikprodukten enthalten, v.a. in Spielzeug, aber auch in Farben, Lacken und Bodenbelägen wie PVC. In der jüngsten Studie des Umweltbundesamtes wurden einige dieser Stoffe in 100 Prozent der Urinproben von Kindern nachgewiesen, junge Kinder waren besonders stark betroffen. Weichmacher, die in den letzten Jahren verboten wurden, finden sich seltener in den Urinproben, dafür allerdings nicht weniger gefährliche Ersatzstoffe. Weichmacher stehen im Verdacht, die spätere Fruchtbarkeit von Jungs zu gefährden sowie Fettsucht und Diabetes auszulösen. Neben Spielzeug gilt auch Fertigessen und Convenience-Food als stark mit Phthalaten belastet, da es im Herstellungsprozess und durch die Verpackung viel mit Plastik in Berührung kommt.

Formaldehyd

Formaldehyd kommt in geringen Mengen natürlich vor, beispielsweise in Äpfeln und Weintrauben, es entsteht bei Verbrennungen, beispielsweise bei einer brennenden Kerze und im menschlichen Stoffwechsel. Künstlich hergestelltes Formaldehyd ist aufgrund seiner konservierenden Wirkung ein wichtiger Bestandteil von Kleber, Farben, Lacken, Spanplatten, Fußböden, Kosmetikartikeln und Textilien. Das Problem: In zu hohen Konzentrationen kann Formaldehyd Krebs verursachen.

Flüchtige organische Verbindungen (VOC)

Als bedenklich gelten sogenannte schwer und leicht flüchtige organische Verbindungen (VOC), die sich in der Luft anreichern und zu Reizungen von Schleimhaut und Augen, zu Müdigkeit und Schwindelgefühl führen können. Zu diesen gas- oder dampfförmigen Stoffen gehören Lösungsmittel, Alkohole, Kohlenwasserstoffe. VOC dünsten beispielsweise aus Möbeln, Baustoffen und Lacken aus, aber auch Kleber, Reinigungsmittel, Kosmetik und Zigarettenrauch gelten als Quelle. Besonders hoch ist die VOC-Konzentration während und kurz nach Renovierungsarbeiten sowie beim häufigen Putzen mit Reinigungsmitteln. Holzmöbel und -verkleidung reduzieren die VOC-Belastung. In der jüngsten UBA-Erhebung war in fast jeder zweiten Wohnung die Belastung der Innenraumluft mit VOC bedenklich. In geringen Mengen können sie Reizungen der Augen und Schleimhäute auslösen, in größeren Mengen krebserregend, fruchtbarkeitsmindernd und erbgutverändernd wirken.

Sonstige Giftstoffe

Biozide, Pflanzenschutzmittel, Holz- und Flammschutzmittel, giftige Chemikalien beispielsweise aus der Industrie oder Rückstände aus Verbrennungen – diese Giftstoffe haben gemeinsam, dass sie sehr langlebig sind, vom Körper kaum abgebaut werden und als sehr giftig gelten, sie können Krebs verursachen und das Erbgut verändern. Zwölf dieser Giftstoffe („das dreckige Dutzend“) wurden 2004 in einer internationalen Konvention weltweit verboten. Doch in den aktuellen Studien werden verbotene Stoffe noch immer nachgewiesen. So wurde in Hausstaub-Proben Lindan, Pentachlorphenol (PCP), Dichlordiphenyltrichlorethan nachgewiesen, auch das seit Jahrzehnten verbotene Pflanzenschutzmittel Hexachlorbenzol ist weiter nachweisbar. Die Giftstoffe PCB und DDT, die aufgrund ihrer hohen toxischen Wirkung 2004 weitgehend verboten wurden, sind in dieser Studie noch immer in Blut und Urin nachweisbar, aber in geringeren Konzentrationen als noch zehn Jahre zuvor. Das internationale Verbot hat also Wirkung gezeigt. Doch selbst Kinder, die nach dem Verbot 2004 geboren wurden, haben diese Stoffe noch in ihrem Körper. Das liegt zum einen an der Langlebigkeit dieser Giftstoffe, zum anderen daran, dass diese beim Stillen über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden. Ebenfalls gefährlich aber leicht zurückgegangen sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

So messen Sie die Luftqualität

Wer nach der Lektüre wissen möchte, wie es um die Luft in den eigenen vier Wänden bestellt ist, kann eine Schadstoff-Messung durchführen (lassen). Zum einen gibt es in der Apotheke bzw. über das Internet Tests, die ausgewählte Schadstoffe messen. Dabei gibt es zwei Varianten: Entweder man sammelt die Raumluft in einem Röhrchen und schickt dieses in ein Labor ein oder man stellt sich ein digitales Messgerät auf, dass die Werte misst und anzeigt. Die Werte sind allerdings nur begrenzt aussagekräftig und meist auf wenige Parameter begrenzt. Wer stattdessen einen detaillierten Überblick über die heimische Luftqualität haben möchte, sollte ein Mess-Institut bzw. Labor beauftragen.
Dieses entnimmt vor Ort Proben der Innraumluft und ggf. des Hausstaubs und untersucht sie anschließend im Labor auf verschiedene Schadstoffe. Ein gutes Institut kann ihnen bei deutlicher Überschreitung von Richtwerten Hinweise auf die Schadstoff-Ursache geben. Der Preis für eine solche Messung wird individuell vereinbart, eine kostenfreie Erstberatung sollte Standard sein. Rechnen Sie für die Analyse mit einem drei- bis vierstelligen Eurobetrag. Am besten holen Sie sich mindestens ein weiteres Vergleichsangebot ein. Um ein qualifiziertes Institut bzw. Labor zu finden, können Sie sich auf den Internetseiten der entsprechenden Verbände informieren, hier eine Auswahl:

AGÖF Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute e.V. 

Berufsverband Deutscher Baubiologen 

Gesamtverband Schadstoffsanierung e.V. 


Nach der Analyse erhält man einen ausführlichen Untersuchungsbericht. Dort sollten die ermittelten Werte eingeordnet werden. Gesetzliche Grenzwerte gibt es bisher nicht in Deutschland. Das Umweltbundesamt hat allerdings Richtwerte festgelegt.

Richtwerte für ausgewählte Luftschadstoffe in Innenräumen

  • Ethylbenzol: 0,20 mg/m3
  • Stickstoffdioxid: 0,080 mg/m3
  • Terpene (α-Pinen): 0,20 mg/m3
  • Formaldehyd: 0,10 mg/m3
  • Butanomoxim: 20 µg/m3
  • Acetaldehyd: 0,10 mg/m3
  • Kresole: 5 µg/m3
  • Quecksilber: 0,035 µg/m3
  • Naphtalin: 10 (v) µg/m3
  • Pentachlorphenol: 0,10 µg/m33