Richtig Lüften
Da Häuser heute sehr viel besser gedämmt sind, als noch vor einigen Jahrzehnten, findet ein natürlicher Luftaustausch nicht mehr statt. Die Folge: Die Schadstoffe sammeln sich im Inneren und erreichen schneller eine kritische Konzentration. Wichtigste Gegenmaßnahme neben der Ursachenbekämpfung ist daher regelmäßiges Lüften. Dabei sollten Sie ein paar Regeln beachten: Stoßlüften ist besser als Lüften bei angekipptem Fenster. Durchzug sorgt für einen schnelleren Luftaustausch. Je kälter es draußen ist, desto kürzer sollten Sie das Fenster öffnen – dafür aber häufiger. Besonders wichtig ist das Lüften nach dem Kochen, Duschen und Schlafen, weil sich dabei Feuchtigkeit in der Luft anreichert – sowie nach dem Renovieren und Putzen.
Das Rauchen in der Wohnung oder im Haus hat ebenfalls einen messbaren negativen Effekt auf die Luft. Wer auf das Rauchen nicht verzichten kann, sollte auf dem Balkon mit geschlossener Balkontür oder draußen vor der Tür rauchen. Beim Rauchen am offenen Fenster gelangt Rauch in die Wohnung, die giftigen Inhaltsstoffe setzen sich mit der Zeit an Gardinen, Teppichen und Tapeten ab, so dass auch Lüften nicht mehr hilft. Für Kinder ist Zigarettenqualm besonders gefährlich. Ihre Organe sind noch nicht ausgereift und können die Schadstoffe nicht abbauen. Studien zeigen ein höheres Risiko für Kinder aus Raucherhaushalten, später an Krebs zu erkranken, zudem sind sie im jungen Alter anfälliger für Erkrankungen wie Asthma oder Lungenentzündung.
Grüne Helfer für gute Raumluft: Topfpflanzen produzieren (tagsüber) Sauerstoff und verbessern so die Luftqualität. Einige Pflanzen können sogar Schadstoffe aus der Luft filtern, darunter Einblatt und Grünlilie. © Designed by Onlyyouqj / Freepik
CO2-Messgeräte für Zuhause?
Mit dem Corona-Virus und der Rolle der Aerosole in der Luft hat bei vielen die Sensibilität für die Bedeutung frischer Luft zugenommen. Regelmäßiges Lüften und damit das Zuführen frischer Luft ist im Grunde immer wichtig, hat aber dank Corona mehr Aufmerksamkeit bekommen. Ein Trend, der daraus entstanden ist, ist das Aufstellen von CO2-Messgeräten in Räumen. Schulen, Großraumbüros oder Arztpraxen versprechen sich von diesen Geräten Auskunft über die Luftqualität im Raum. Das Gerät gibt keine Auskunft über die Virenlast in der Luft, aber: Steigt der CO2-Gehalt, ist das ein Indiz für verbrauchte, schlechte Luft und ein klares Signal zum Lüften. Für Zuhause sind diese Geräte wenig sinnvoll, da hier nur selten sehr viele Leute auf engem Raum sind. Ist das doch der Fall, sollte einfach häufiger das Fenster geöffnet werden. In Räumen, in denen sich viele Menschen aufhalten, wie Wartezimmer oder Klassenzimmer, kann das CO2-Messgerät rechtzeitig ans notwendige Lüften erinnern.
Luftreiniger
Sie sind dank Corona noch beliebter geworden: Luftreiniger, die versprechen, die Luft von Feinstaub, Pollen und sogar Viren zu filtern. Sind Luftreiniger also sinnvoll und verbessern sie die Innenraumluft? Ja und nein, muss man hier sagen. Gegen Partikel wie Feinstaub, Pollen und Zigarettenrauch helfen sie in der Tat und können daher für Allergiker und Asthmatiker ein Segen sein. Wer also empfindlich auf Pollen reagiert, zu Hause raucht oder wessen Fenster an einer viel befahrenen Hauptstraße liegen, für den kann sich die Anschaffung lohnen. Es gibt unterschiedliche Modelle und Größen. Einige arbeiten mit Filtern, andere waschen die Partikel zusätzlich mit Wasser heraus, Luftionisatoren wiederum reinigen die Luft mittels Molekülen. Einige sind nicht größer als eine Kaffeemaschine oder Lautsprecherbox, andere haben Heizungsgröße. Daher sollte man sich vor der Anschaffung gut informieren und schauen, welches Gerät am besten zu den Bedürfnissen und zur Zimmergröße passt. Die Geräte kosten im Schnitt zwischen 100 und 400 Euro, hinzu kommen Kosten für Strom und Filter. Und die Viren? Tatsächlich können einige Reiniger die Viruslast merklich reduzieren, dazu müssen sie aber mit sehr leistungsfähigen Hepa-Filtern ausgestattet sein (mindestens H13 oder H14), das sind aber die wenigsten.
Lüftungsanlage statt Kippfenster
Beim Thema Lüften klaffen Expertenempfehlungen und Realität oft weit auseinander. Die Empfehlung, alle zwei Stunden für 5 bis 20 Minuten zu lüften, kann kaum jemand im Alltag umsetzen. Daher empfehlen Fachleute, wo es möglich ist, eine Lüftungsanlage zu installieren. Wer ein Haus neu baut, kann das unkompliziert einplanen und sollte es auch. Die relativ hohen Investitionskosten lassen sich staatlich fördern, wenn man sich für ein Modell mit Wärmerückgewinnung entscheidet. Dann spart man im Winter auch Heizkosten, so dass sich die Anschaffungskosten schnell auszahlen. Es gibt verschiedene Systeme. Dabei wird immer über Rohre in den Wänden und einen Ventilator Innenraumluft gegen Frischluft von außen ausgetauscht, ohne dass dabei Luftzug, störende Geräusche oder Kälte entstehen. Ein Filter verhindert, dass Pollen oder Feinstaub in die Wohnung gelangen. Die Systeme funktionieren so gut, dass man sich dann das Lüften im Alltag sogar sparen kann. Lüftungsanlagen beugen so Schimmel vor, bei regelmäßiger Wartung und Filterwechsel ist die Luft im Haus deutlich besser als ohne ein solches System. Der Preis liegt im mittleren vierstelligen Bereich.
Bauen ohne Schadstoffe
Um Schadstoffe in der Luft zu vermeiden, lässt man sie am besten gar nicht erst ins Haus. Da eine Ursache für kritische Luftwerte die verwendeten Baumaterialien sind, sollten Familien hier ansetzen. Wer ein Haus selbst bauen will, kann von Anfang an auf schadstofffreie bzw. arme Produkte setzen. Dabei ist die Auswahl nicht ganz einfach, jeder Baustoff hat Vor- und Nachteile. Ökologisch und nachhaltig heißt nicht automatisch schadstofffrei. Selbst Holz als vermeintlich natürlicher Baustoff ist nicht per se gut. Gütesiegel geben nur begrenzt Auskunft.
Aus der großen Anzahl von Labels und Gütesiegeln überzeugen tatsächlich nur zwei mit Blick auf die gesundheitliche Wirkung auf den Verbraucher: natureplus und ECO-Institut.
Generell sollte man von Trockenbau bis Innenausbau Wert legen auf möglichst naturnahe Baustoffe, die wenig verarbeitet wurden oder nur mit schadstoffarmen Produkten. Geeignet sind beispielsweise Naturbaustoffe wie reiner Kalkputz, Lehmputz, Tonziegel, Holz, bei der Dämmung beispielsweise Holzweichfaser, Hanf oder Schafwolle. Achtung: Dämmstoffe sind oft mit Zusätzen wie Flamm- oder Mottenschutz bearbeitet. Hier am besten konkret nach schadstoffarmen Produkten fragen oder auf Siegel achten. Schafwolle hat den besonderen Vorteil, dass sie nicht nur nachhaltig ist, sondern auch Aldehyde aus der Luft filtern und die Luftfeuchtigkeit regulieren kann. Besonders wichtig ist ein Blick auf Gütesiegel und Inhaltsstoffe bei Silikonen, Klebern und Dichtmassen, sie enthalten häufig Lösemittel, Weichmacher, Flammschutzmittel oder den Schadstoff Butanonoxim.
Bauen mit Holz
Holz gilt als nachhaltig und gesund und ist daher in den letzten Jahren ein immer beliebterer Baustoff geworden. Holz hat durchaus Vorteile, zunächst weil es ein nachwachsender Rohstoff ist und CO2 bindet statt freizusetzen. Holz hat aber auch Nachteile. Zum einen ist es anfälliger für Schimmel als andere Materialien. So gelten Aluminiumfenster im Vergleich zu Holzfenstern als wohngesünder. Je nachdem, womit das Holz behandelt wurde – z.B. Lack, Leim oder Holzschutzmittel – dünstet es Schadstoffe aus. Besonders heikel sind Nadelgehölze wie Pinien oder die heimische Kiefer. Sie dünsten Terpene aus, die sie im Wald gut duften lassen, im Haus aber zu schlechter Luft führen. Auch das Harz im Holz kann mit der Zeit Terpene ausdünsten, ebenso mit Öl behandelte Holz- oder Korkböden. Für gesunde Menschen ist eine zu hohe Terpen-Konzentration in der Regel unproblematisch, bei Allergikern und empfindlichen Menschen kann sie Augen, Nase und Schleimhäute reizen. Holz ist damit nicht per se gefährlich, entscheidend ist die richtige Holzart (besser Laubbäume wie Eiche oder Kirsche) und die Verarbeitung (besser Massivholz als Spanplatten, möglichst unbehandelt).
Luftqualität vertraglich absichern
Bereits bei der Auftragsvergabe für den Hausbau können Sie die Einhaltung von Schadstoff-Richtwerten einfordern. Idealerweise suchen Sie sich Baufirmen und Planer, die Wert auf nachhaltiges und schadstoffarmes Bauen legen. Legen Sie Regelungen zur Raumluftqualität vertraglich fest. Die Einhaltung bestimmter Werte sollte vor der Abnahme des Hauses durch ein qualifiziertes Institut überprüft werden. Schadstoffarmes Bauen bezieht sich übrigens nicht nur auf die geeignete Auswahl der Baustoffe, sondern auch auf emissionsarmes Arbeiten der Handwerker. Dazu gehören u.a. der Verzicht auf aggressive Reinigungsmittel, auf das Zwischenlagern schadstoffhaltiger Verpackung auf der Baustelle, auf den Einsatz benzinbetriebener Werkzeuge und Stromaggregate oder auf staubintensives Arbeiten.
Mit einem vorbildlichen Pilotprojekt bietet hier das Familienunternehmen ISAHR Haus mit weitestgehend schadstofffreihen Häusern nach dem hauseigenen PUUR-Standard eine Lösung an.
Vor allem am Schreibtisch ist eine gute Beleuchtung wichtig. Bei Rechtshändern sollte das Licht von links kommen, bei Linkshändern von rechts, um störende Schatten beim Schreiben zu vermeiden. © licht.de