Die meisten Kinder lernen das Schwimmen im Schwimmunterricht oder in Anfängerkursen – wie hier in Cottbus .© DLRG
Schwimmunterricht in der Schule
Normalerweise lernt ein Großteil der Kinder in Deutschland das Schwimmen in der Grundschule. In allen Bundesländern ist das Schulschwimmen Teil des Lehrplans in der Primarstufe. Sachsen gilt als besonders vorbildlich, da der Schwimmunterricht hier bereits in Klasse 2 verpflichtend stattfindet, viele Bundesländer starten erst in Klasse 3 oder noch später. In Brandenburg können die Schulen selbst entscheiden, in welcher Klassenstufe die Schüler schwimmen lernen, allerdings sollte der Schwimmunterricht in Klasse 4 abgeschlossen sein. In Ausnahmefällen kann das Schwimmen auch noch in Klasse 5 und 6 erlernt werden. Zudem ist in Klasse 7 erneut Schwimmunterricht vorgesehen, dann aber nicht im gesamten Schuljahr, sondern nur über 15 Stunden.
Die Kosten für den Schwimmunterricht inklusive der eventuell entstehenden Transportkosten zur Schwimmhalle übernimmt der Schulträger, für die Kinder und Eltern ist der Schwimmunterricht kostenfrei. Ziel ist, dass die Kinder sichere Schwimmer werden und mindestens eine Schwimmart gut beherrschen. Der Schwimmunterricht findet in Schwimmbädern statt, viele von ihnen sind als Schulschwimmzentrum anerkannt. Damit sichern die Bildungsministerien eine hohe Qualität der Schwimmausbildung durch qualifizierte Lehrer und weniger Ausfall ab. In Südbrandenburg wird die Zahl der Schulschwimmzentren weiter ausgebaut.
Schulschwimmzentren in der Lausitz: Hoyerswerda, Bautzen, Schirgiswalde-Kirschau, Kamenz, Löbau, Rothenburg, Weißwasser, Cottbus, Doberlug, Finsterwalde, Spremberg, Eisenhüttenstadt
Für manche Schule wird es zur Herausforderung, das nächstgelegene Bad zu erreichen. Lösungen sind hier beispielsweise Kompaktkurse im Freibad im Sommer. Alternativ findet der Schwimmunterricht bei langen Anfahrtszeiten nur alle zwei Wochen statt – dafür als Doppelstunde.
2020/21 sind viele Schwimmkurse ausgefallen, die DLRG in Cottbus will gemeinsam mit Partnern wie dem Stadtsportbund Cottbus im Sommer zusätzliche Kurse anbieten. Foto: DLRG Cottbus
Corona & die Folgen für das Schwimmenlernen
In Brandenburg sind nach Angaben des Bildungsministeriums etwa 260 Grundschulen – von insgesamt gut 400 – vom Ausfall des Schwimmunterrichts betroffen. Die Rückstände aus dem vergangenen Schuljahr konnten immerhin aufgeholt werden. So wurde jenen Schülern, die nach Schuljahresende noch als Nichtschwimmer galten, nach den Sommerferien Schwimmunterricht angeboten. „Bis zum November 2020 wurden alle diesbezüglichen Lernrückstände aufgeholt“, so eine Ministeriumssprecherin. Etwas schwieriger dürften die Rückstände aus diesem Schuljahr aufzuholen sein. Das Ministerium will in Kooperation mit dem Landessportbund und den Schwimmverbänden zusätzliche Kurse in den Sommerferien anbieten, die an die Förderstruktur von Schule und Sport angelehnt sind. Gleichwohl betont das Ministerium: „Die Lernrückstände im Schulschwimmen werden nicht kurzfristig aufzuholen sein, sodass auch im folgenden Schuljahr entsprechende Angebote unterbreitet werden sollen.“
In Sachsen stellt sich die Situation ähnlich dar. Für rund 10.000 Zweitklässler der Grund- und Förderschulen fand aufgrund der Corona-Pandemie im Schuljahr 2019/2020 kein oder nur teilweise Schwimmunterricht statt. Besonders stark betroffen sind etwa 2.000 Schüler, die fast gar keinen Schwimmunterricht hatten. Das Land hatte in Abstimmung mit den Schulen und Schwimmhallen bereits Ersatzkurse geplant, die allerdings durch die erneute Hallenschließung seit Anfang November 2020 ebenfalls nicht stattfinden konnten. Wie viele Schüler im aktuellen Schuljahr vom Ausfall betroffen sind, dazu kann das Ministerium noch keine Angaben machen. Dieser Jahrgang dürfte aber ungleich schwerer getroffen sein, da die Schwimmhallen bereits wenige Wochen nach Schuljahresbeginn geschlossen wurden und noch kein Ende der Schließzeit absehbar ist. Das Ministerium sucht für alle betroffenen Schüler nach Lösungen, um den Ausfall nachzuholen: „Wir stehen hier im engen Kontakt mit den schwimmsportbetreibenden Verbänden, Kommunen und weiteren Akteuren. Wir ziehen hier an einem Strang, wenn es um das Nachholen der Kurse geht. Wir bleiben hier am Ball, denn Schwimmunterricht ist wichtig und rettet Leben.“
Die Option, die Schwimmbäder wenigstens für den Schwimmunterricht zu öffnen, kommt derzeit weder für Sachsen noch für Brandenburg in Frage. Hier wäre im Sinne der Kinder mehr Flexibilität und Mut zu wünschen. Immerhin gelten Schwimmbäder – wie oben dargestellt, als vergleichsweise sicher. Zudem findet der Schwimmunterricht in jenem Klassenverband statt, in dem sich die Kinder ohnehin in der Schule sehen. Das zusätzliche Risiko einer Ansteckung durch Schwimmunterricht dürfte also zu vernachlässigen sein. Dem gegenüber steht das ungleich höhere Risiko, das Schuljahr mit tausenden von Nichtschimmern abzuschließen.