Nicht ohne meinen Teddy: Gerade zu Beginn der Kitazeit können sogenannte Übergangsobjekte über den Trennungsschmerz bei Kindern hinwegtrösten. Designed by master1305/Freepik
Die Einrichtung kennen lernen
Wenn Sie nun jene Kita oder Tagesmutter gefunden haben, die für Sie in Frage kommt, ist es wichtig, sich die Einrichtung etwas genauer anzuschauen. Erster Anhaltspunkt ist die Homepage, sie informiert über die wichtigsten Grundlagen wie Öffnungszeiten, Angebote und das umgesetzte Konzept. Fotos können einen ersten Eindruck von den Räumlichkeiten und dem Außengelände vermitteln, aber nicht den persönlichen Einblick vor Ort ersetzen.
Daher vereinbaren Sie am besten ein persönliches Erstgespräch mit der Kita-Leitung. Bei dem Gespräch sollten Sie die Möglichkeit haben, alle die Fragen zu stellen, die Ihnen wichtig sind und die wir oben erläutert haben. Ein Rundgang durch das Haus und die Gruppenräume sollte ebenfalls dazu gehören. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, mit den voraussichtlichen Erziehern Ihres Kindes zu sprechen. Fragen Sie, ob die Möglichkeit besteht, für ein oder zwei Stunden zu hospitieren und den Kita-Alltag zu beobachten. Einige Kindergärten bieten Schnuppertage oder Krabbelgruppen an, in denen die Kinder vorab schon mal in den Kita-Alltag eintauchen können. Wenn Sie solche Angebote nutzen können, beobachten Sie das Miteinander von Kindern und Erziehern, aber auch den Umgangston innerhalb des Teams und das Miteinander der Kinder. In der Regel bekommt man hier schon einen guten ersten Eindruck, ob man selbst und das Kind sich hier wohlfühlen würden oder nicht. Hilfreich ist es auch, andere Eltern zu fragen, die bereits ihre Kinder in der Einrichtung haben. Welche Erfahrungen haben sie gemacht, was finden sie gut, was weniger?
Die Eingewöhnung
Wenn Sie sich dann für die Kita oder auch Tagesmutter entschieden haben, beginnt die tatsächliche Kitazeit mit der Eingewöhnung. Diese Zeit ist für Eltern und Kind spannend und herausfordernd. Gerade beim ersten Kind tun sich manche Eltern schwer, wenn sie ihr Kind für so lange Zeit in fremde Betreuung geben sollen. Hilfreich für alle Seiten ist es, wenn das Kind bereits daran gewöhnt ist, von anderen betreut zu werden – beispielsweise von den Großeltern.
Für eine gelingende Eingewöhnung ist es wichtig, dass die Eltern wirklich hinter der Entscheidung stehen. Wenn das Kind spürt, dass Mama es nur ungern bei der Erzieherin oder Tagesmutter lässt, wird es sich ebenfalls nur schwer von Mama lösen. Manchmal sind Väter bei der Sache entspannter. Wenn möglich, sollten sie dann die Eingewöhnung übernehmen.
Viele Kitas arbeiten bei der Eingewöhnung nach dem Berliner Modell. Zunächst kommt ein Elternteil mit dem Kind stundenweise in die Kita. Das Kind lernt die Erzieherin kennen und manchmal auch schon erste Kinder – Mutter oder Vater bleiben die ganze Zeit dabei. Nach zwei, drei Tagen verlassen die Eltern den Raum testweise für kurze Zeit. Fühlt sich das Kind wohl, wird dieser Zeitraum in den kommenden Tagen immer weiter ausgedehnt. Dieses Modell dauert meist zwischen zwei und vier Wochen. Doch auch während und nach der Eingewöhnung kann es noch vorkommen, dass das Kind beim Abschied von den Eltern weint. Das ist normal und ein Zeichen für die enge Bindung zu den Eltern. Hier sollten die Eltern darauf vertrauen, dass die Erzieher das Kind trösten. Meist ist der Kummer nach wenigen Minuten vergessen und das Kind spielt den Rest des Tages ausgelassen. Hat das Kind aber tagsüber immer wieder Schwierigkeiten, weint viel oder isst schlecht, braucht es vielleicht noch etwas Zeit. In diesem Fall sollten Eltern und Kita nach einer gemeinsamen Lösung suchen – beispielsweise das Kind zunächst nur verkürzt zu bringen.
Da sich vorher nicht sagen lässt, wie gut und wie schnell die Eingewöhnung klappt, ist es wichtig, dass Eltern einen zeitlichen Puffer einplanen. Der Wiedereinstieg in den Job sollte also nicht unbedingt auf Tag eins nach der zweiwöchigen Eingewöhnung gelegt werden.
Die Kitazeit kann für Kinder, Eltern und Erzieher eine großartige Zeit werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Designd by Freepik
Ein Plädoyer für mehr Wertschätzung!
Die richtige Kita zu finden, kann manchmal etwas dauern. Vielleicht ist auch noch mal ein Wechsel nötig, wenn man nach den ersten Wochen merkt, dass es doch nicht passt. Da ein Wechsel vor allem für das Kind schwierig ist, sollten Sie bei Problemen zunächst das Gespräch mit der Erzieherin oder der Einrichtungsleitung suchen. Auch die Elternvertretung kann ein hilfreicher Ansprechpartner sein und vermittelnd wirken. Bedenken Sie auch: Oft genug steht und fällt die Qualität der Kinderbetreuung mit der jeweiligen Erzieherin. So wie eine gute Erzieherin in einer eher mäßigen Kita vieles wettmachen kann, ist es auch umgekehrt: Die beste Kita hilft nicht, wenn Ihr Kind bei einer eher ungeeigneten Erzieherin landet.
Noch etwas ist vielleicht schwierig, aber wichtig: Behalten Sie die Bedürfnisse und Wünsche Ihres Kindes im Blick. Selbst wenn Sie mit dem Mittagessen unzufrieden sind oder mit der Erzieherin nicht gut klar kommen, muss das kein K.O.-Kriterium sein. Solange sich Ihr Kind in der Einrichtung pudelwohl fühlt und dort Freunde gefunden hat, sollten Sie Ihre Bedenken zur Seite wischen. Denn der schärfste Kritiker sollte immer Ihr Kind bleiben. Wenn es sich wohlfühlt, gern in die Kita geht, seine Erzieher mag, Freundschaften schließt, viel Neues lernt, dann können die Kitajahre eine tolle Zeit für Sie als Familie werden.
Gleichwohl braucht es in Deutschland in den kommenden Jahren eine enorme Kraftanstrengung, um die Bedingungen für unsere Jüngsten weiter zu verbessern. Die Finanzausstattung der Krippen und Kindergärten muss deutlich anwachsen. Und diese zusätzlichen Mittel müssen in die Qualität der Kitabetreuung gesteckt werden. Konkret heißt das: Im Kita-Alltag müssen noch stärker die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen. Sie müssen mit ihren Kompetenzen, Neigungen, Interessen wahrgenommen und gefördert werden. Dafür muss der Betreuungsschlüssel radikal verbessert werden, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern. Hier betreuen Erzieher im Schnitt doppelt so viele Kinder wie von Fachleuten empfohlen. Es braucht mehr Erzieher und Erzieherinnen, mehr Tageseltern und diese müssen gut ausgebildet sein, vielleicht studiert haben. Sie müssen besser bezahlt werden. Wie sie ihre in der Ausbildung oder im Studium erworbenen Kompetenzen im Alltag umsetzen, muss überprüft und evaluiert werden – einerseits im Team durch die Kollegen, aber wenn möglich auch durch externe Prüfer. Der Erzieherberuf muss von der Gesellschaft mehr wertgeschätzt werden – von der Politik, aber auch von uns Eltern. Für die Pflegekräfte hat mit der Pandemie die öffentliche Diskussion um eine Aufwertung des Berufsbildes begonnen. Für Erzieher sollte sie ebenfalls umgehend in Gang gesetzt werden.