Ich sehe was, was du nicht siehst

Datum: Freitag, 27. August 2021 17:59

Kontaktlinsen als Alternative

Viele Erwachsene verzichten auf ihre Brille und tragen stattdessen Kontaktlinsen. Das kann auch für den Nachwuchs eine Option sein. Eine Altersgrenze für das Tragen von Kontaktlinsen bei Kindern gibt es nicht. Theoretisch können schon Babys und Kleinkinder Linsen tragen. Das passiert in der Praxis aber nur in Fällen bestimmter Augenerkrankungen. Um klassische Sehschwächen mit Kontaktlinsen auszugleichen, sollten Kinder in der Lage sein, die Linsen selbst zu wechseln und zu reinigen. Hier zählt keine starre Altersgrenze, sondern mehr die persönliche Reife des Kindes: Manche Kinder sind schon mit sieben Jahren verantwortungsbewusst und geschickt genug, sich um ihre Kontaktlinsen selbst zu kümmern, anderen kann man das selbst mit zwölf Jahren noch nicht zutrauen. Eltern können ihr Kind am besten einschätzen: Ist es im Alltag selbständig, kümmert es sich um die ihm übertragenen Aufgaben? Dann kann man durchaus einen Versuch starten. Vorher sollte man gemeinsam besprechen, was für eine Brille spricht und was für Kontaktlinsen. Wir geben in der Tabelle (siehe unten) einen Überblick über die wichtigsten Aspekte.

Spezielle Kontaktlinsen für Kinder braucht es übrigens nicht. Wer unsicher ist, ob Kontaktlinsen wirklich das richtige sind, sollte mit Probelinsen oder Tageslinsen starten. Wenn die Kids nach wenigen Tagen merken, dass sie mit der Brille doch besser klarkommen, hält sich der finanzielle Mehraufwand in Grenzen. Langfristig sind Monatslinsen günstiger, allerdings haben Tageslinsen den Vorteil, dass sie abends einfach entsorgt werden können und nicht gereinigt werden müssen. Das kann bei jüngeren Kindern daher anfangs eine Alternative sein.

Eine weitere Option, die in Deutschland bisher kaum bekannt ist, aber beispielsweise in Asien sehr verbreitet, sind Nachtlinsen. Sie werden auch Ortho-K-Linsen genannt. Sie müssen nur nachts getragen werden. In dieser Zeit formen sie die Hornhaut so, dass man tagsüber scharf sehen kann – ohne Brille und ohne Linsen. Der Zustand hält etwa 8 bis 16 Stunden an, dann nimmt die Hornhaut wieder ihre ursprüngliche Form an. Die Nachtlinsen sind eine Option für Kinder mit Kurzsichtigkeit bis zu einem Wert von maximal -4,5 Dioptrien und mit Hornhautverkrümmung bis zu einem Wert von bis zu cyl 2 Dioptrien. Sie eignen sich vor allem dann, wenn die Kinder viel Sport treiben, insbesondere Schwimmen, da hier sowohl eine Brille als auch Tageslinsen keine Option sind. Mit Kosten von 800 bis 1.000 Euro jährlich sind Nachtlinsen recht preisintensiv.

Ganz gleich, für welche Art von Kontaktlinsen man sich entscheidet: Wie bei der Brille sollten sich Familien beim Optiker vor Ort beraten lassen. Er passt die Linsen optimal ans Auge und die Sehschwäche an und kann Sitz und Verträglichkeit regelmäßig kontrollieren.

Augenkrankheiten im Überblick

Neben den vorgestellten Sehfehlern können Kinder typische Augenkrankheiten bekommen – die sind zwar unter Umständen lästig, aber in der Regel gut zu therapieren. Wir stellen die häufigsten Erkrankungen am Auge vor.

Bindehautentzündung kommt bei kleineren Kindern sehr häufig vor – zum Leidwesen der Eltern. Ursache sind in der Regel entweder Viren oder Bakterien. Da eine solche Entzündung der Bindehaut sehr ansteckend ist, dürfen die Kinder so lange nicht in die Kita, bis sie wieder symptomfrei sind. Zu den Symptomen gehören gerötete, tränende und geschwollene Augen oft in Verbindung mit eitrigem Sekret. Da die Augen meist jucken oder brennen, wischen sich die Kinder mit den Händen darüber. Daher ist es wichtig, dass die Kinder zu Hause bleiben und dort auf Hygiene achten. Das heißt, extra Waschlappen und Handtuch für das erkrankte Kind und regelmäßig Hände waschen. Das betroffene Auge wird regelmäßig mit einem Lappen mit warmem Wasser gereinigt. Ist die Entzündung bakteriell verursacht, was sich durch einen Abstrich klären lässt, verschreibt der Kinderarzt antibiotische Augentropfen. Bei durch Viren ausgelöste Entzündungen müssen Eltern Geduld und Hygiene aufbringen. Die verschwinden nach einigen Tagen von allein wieder. Von in Internetforen empfohlenen Hausmitteln wie Muttermilch oder Kamillentee raten Ärzte ab.

Gerstenkörner sind ebenfalls lästig, aber kommen bei Kindern nicht so häufig vor. Dabei entzündet sich – meist ausgelöst durch Bakterien – eine Talg- oder Fettdrüse am Augenlid, dort sammelt sich Sekret. Meistens reicht es, ein paar Tage abzuwarten, bis das Gerstenkorn von allein aufplatzt und das Sekret abfließen kann. Wärme durch Rotlicht oder einen warmen Waschlappen kann den Prozess beschleunigen. Auf keinen Fall sollten Eltern versuchen, das Korn selbst auszudrücken. Bei starken Schmerzen oder Rötung sollte der Kinderarzt aufgesucht werden.

Ein verstopfter Tränenkanal kommt im Säuglingsalter häufiger vor. Das liegt daran, dass bei Babys nach der Geburt der Tränennasengang manchmal noch nicht vollständig geöffnet ist. So kann die Tränenflüssigkeit nicht in Richtung Nase abfließen, sie sammelt sich stattdessen im Auge. Die Folge: das Auge tränt. Hier hilft warmes Wasser zur Reinigung und Geduld. Spätestens mit fünf Monaten ist der Tränenkanal vollständig ausgebildet.

Allergien und Heuschnupfen können für die Betroffenen eine echte Qual sein. Schätzungsweise jedes dritte von einer Allergie betroffene Kind hat mit roten, tränenden Augen zu kämpfen. Auch wenn die Augen jucken oder brennen, sollten die Kinder versuchen, sie nicht zu reiben. Hier helfen nur Maßnahmen, welche die Allergene und damit die allergische Reaktion mindern. So sollten von Heuschnupfen betroffene Kinder zur Pollenflugzeit nicht mit offenem Fenster schlafen oder ein Pollenschutzgitter anbringen und vor dem Zu-Bett-Gehen die Haare waschen.

Fremdkörper und Chemikalien im Auge sollten schnellstmöglich entfernt werden. Chemikalien wie Reinigungsmittel werden mit klarem Wasser ausgespült. Gefährliche Fremdkörper wie Glas-, Holz- oder Metallsplitter sollte immer ein Arzt entfernen. Er kann gleich überprüfen, ob das Auge verletzt wurde. Wichtig, aber für die Kleinen nicht ganz einfach: das Auge nicht reiben. Am besten das Auge mit einem sauberen Tuch abdecken, bis man beim Arzt ist. Bei kleinen, harmlosen Fremdkörpern wie einer Wimper oder einem Sandkorn kann man dagegen abwarten. Meist hilft sich das Auge selbst durch verstärkte Tränenproduktion oder vermehrtes Blinzeln. Reicht das nicht aus, können Eltern mit einem sauberen Tuch versuchen, den Fremdkörper aus dem Auge zu wischen.