Bei Schreibtischen gibt es ebenfalls mitwachsende Modelle – dieser in Deutschland hergestellte „growing table“ lässt sich dank Schraubsystem an den Tischbeinen in vier Höhen einstellen. © pure position via www.afilii.com.
Nachhaltigkeit im Kinderzimmer
Nachhaltigkeit spielt in immer mehr Bereichen unserer Gesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle. Politik und Wirtschaft bemühen sich, eine enkeltaugliche Welt zu hinterlassen. Auch Familien können mit ihrem Lebensstil dazu beitragen. Im Folgenden geben wir Tipps, wie schon das Kinderzimmer nachhaltig und trotzdem schick eingerichtet werden kann.
Mitwachsende Möbel
Wenn sich das erste Kind ankündigt, gehört der Besuch des Möbelhauses für die werdenden Eltern zum angenehmen Pflichtprogramm: Gitterbett, Wickeltisch, Kleiderschrank. Vor ihrem inneren Auge entsteht bereits das Babyzimmer. Leider denken die wenigsten Eltern in dem Moment daran, dass so ein Kind schnell größer wird und dann neue Möbel braucht. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit und die langfristigen Kosten ist es daher sinnvoll, schon beim ersten Möbelkauf fürs Kind auf mitwachsende Modelle zu achten. Die Klassiker für Möbel, die gut mitwachsen und so die Kinder über mehrere Jahre begleiten können, sind Betten, Schreibtische und Hochstühle.
Wenn Eltern gleich beim Kauf des Gitterbettes auf ein mitwachsendes Modell gesetzt haben, verlängert sich die Lebenszeit des Bettes bis in die Grundschulzeit. Mithilfe von ein paar Handgriffen lässt sich das Gitterbett dann nämlich in ein Juniorbett umbauen, das aussieht wie ein normales Bett im Miniaturformat oder wie ein Kojenbett, das an einer Seite komplett offen ist. Einige nachhaltig nutzbare Gitterbetten lassen sich danach wiederum als Kindersofa oder Bänkchen weiterverwenden.
Mitwachsende Modelle gibt es ebenso unter den Hochstühlen. Sie lassen sich auf die individuelle Größe des Kindes anpassen. Selbst für Erwachsene und beispielsweise für den Gästebesuch eignen sich diese Modelle. Andere Hochstühle verwandeln sich später in Stauraum.
Generell hilfreich sind sogenannte modulare Möbelsysteme. Über Kastenstecksysteme lassen sich an Regalen, Schränken oder Schreibtischen einige Module an- und wieder abbauen, so dass das Zimmer den jeweiligen Bedürfnissen und Platzverhältnissen unkompliziert angepasst werden kann. Wichtig für alle mitwachsenden und modularen Möbel: Fragen Sie beim Hersteller oder Händler explizit, ob es eine Nachkaufgarantie für Ersatzteile gibt. Denn wenn Sie die fehlende Schraube oder eine zusätzliche Schublade in zehn Jahren nicht mehr bekommen, hilft das beste Möbelsystem nicht.
Tipp: Wer mitwachsende oder Systemmöbel kauft, weil er diese über mehrere Jahre nutzen möchte, wählt am besten ein zeitloses Design und neutrale Farben. Denn die Vorlieben der Kinder für bestimmte Farben und Filmhelden wechseln erstaunlich schnell.
Übrigens: Wer schon früh weiß, dass er eine Großfamilie mit drei oder mehr Kindern haben möchte, für den kann die Anschaffung eines klassischen Baby- bzw. Kinderbettes sinnvoller sein. Denn dann wird immer dann ein neues Möbelstück gekauft, wenn das größte Kind aus dem Babybett rausgewachsen ist. In diesem Fall wird das Babybett für einen langen Zeitraum gebraucht, da lohnt dann auch eher die Neuanschaffung.
Ein Möbel, drei Funktionen: Dieser in Sachsen gefertigte Hochstuhl aus geöltem Eichenholz ist schadstofffrei und vielfältig nutzbar. © Zaunkönig/ Yvonne Most Fotografie via afilii.com
Minimalismus statt Überfluss
Generell gilt bei der Einrichtung des Kinderzimmers: lieber etwas weniger als zu viel. Denn am nachhaltigsten ist immer noch der Verzicht. Wer nichts kauft, verbraucht keine Ressourcen. Wer diesen Minimalismus sehr konsequent umsetzen will, verzichtet auf das Einrichten eines Babyzimmers in den ersten ein bis zwei Lebensjahren. Denn in dieser Zeit brauchen die Kleinsten nicht zwingend ein eigenes Zimmer. Ebenso sollten Eltern beim Spielzeug und bei der Kleidung darauf achten, dass die Schränke nicht zu voll werden. Das überfordert Kinder und erschwert das Aufräumen und Ordnung halten.
Wiederverwenden statt Wegwerfen
Für fast alle Gegenstände, die sich im Kinderzimmer befinden, kann man auf Gebrauchtes zurückgreifen: Möbel, Spielzeug, Kleidung. Mittlerweile gibt es gute Online-Plattformen, wo man Gebrauchtes kaufen oder verkaufen kann, darunter Ebay und Ebay Kleinanzeigen, Vinted (ehemals Kleiderkreisel und Mamikreisel) oder Fairmondo. Unter dem Schlagwort Upcycling lassen sich Gegenstände aufwerten und weiternutzen. So wird die Obstkiste zum Bücherregal, die Obstkonserve zum Stiftehalter und das T-Shirt zur Umhängetasche. Entsprechende Inspirationen und Anleitungen finden sich ebenfalls im Internet.
Wer gebraucht kauft, spart nicht nur Kosten und schont die Umwelt, in der Regel ist vor allem gebrauchte Kinderkleidung weniger stark mit Schadstoffen belastet, da diese bereits ausgewaschen sind. Wer dennoch lieber neu kauft, der kann nicht mehr genutzte Möbel und Accessoires danach weiterverkaufen oder an soziale Einrichtung vor Ort spenden. Das sind beispielsweise Sozialkaufhäuser, Hospize, Flüchtlingseinrichtungen. Auch Kitas freuen sich über gut erhaltenes Spielzeug.
Natürliche Materialien
Ein Aspekt ist die Wahl der Materialien beim Kauf von Möbeln, Spielzeug und Kleidung. Nachhaltige Produkte sind aus nachwachsenden Rohstoffen und möglichst unbehandelt. Dann sind sie nachhaltig für die Umwelt und für die Gesundheit der Kinder. Denn natürliche, unbehandelte Materialien dünsten keine Schadstoffe aus. Möbel werden am besten aus heimischem Massivholz gefertigt. Holz gilt als nachhaltig und gesund und ist daher in den letzten Jahren ein immer beliebterer Baustoff geworden. Holz hat durchaus Vorteile, zunächst weil es ein nachwachsender Rohstoff ist und CO2 bindet statt freizusetzen. Holz hat aber auch Nachteile. Zum einen ist es anfälliger für Schimmel als andere Materialien. Je nachdem, womit das Holz behandelt wurde – z.B. Lack, Leim oder Holzschutzmittel – dünstet es Schadstoffe aus. Besonders heikel sind Nadelgehölze wie Pinien oder die heimische Kiefer. Sie dünsten Terpene aus, die sie im Wald gut duften lassen, die im Haus aber zu schlechter Luft führen. Auch das Harz im Holz kann mit der Zeit Terpene ausdünsten, ebenso mit Öl behandelte Holz- oder Korkböden. Für gesunde Menschen ist eine zu hohe Terpen-Konzentration in der Regel unproblematisch, bei Allergikern und empfindlichen Menschen kann sie Augen, Nase und Schleimhäute reizen. Holz ist damit nicht per se gefährlich, entscheidend sind die richtige Holzart und die Verarbeitung. Ideal, aber leider nicht so beliebt bei Eltern und Kindern, sind nicht lackierte Betten, Schränke und Regale. Viele Familien bevorzugen lackierte Möbel, da diese als pflegeleichter gelten und durch die Farbe schicker aussehen.
Auch bei Textilien wie Vorhängen, Teppichen, Matratzen und Bettwäsche ist es wichtig, auf natürliche Materialien zu setzen. Das können Baumwolle, Leinen, Schurwolle, Sisal, Latex (für Matratzen) oder Hanf sein. Gerade Teppiche sind heikel. Auf ihnen spielen die Kinder viel, zugleich sind die meisten von ihnen mit Brand- und Mottenschutzmitteln behandelt.
Bunt, schick und trotzdem nachhaltig: Der gefilzte Natur-Teppich Lotte. © myfelt via www.affilii.com