Hausmittel
Der Gang zu Arzt oder Apotheke ist oft nicht nötig. Manchmal hat man die passende „Medizin“ bereits zu Hause. Wir stellen ein paar sanfte Hausmittel ohne Nebenwirkungen vor. Das einfachste und wichtigste Mittel für kranke Kinder sind übrigens Bettruhe und Kuschelzeit mit Mama und Papa.
Wadenwickel sind ein beliebtes Hausmittel bei Fieber. Sie sollten aber nur bei sehr hohem Fieber (ab 40 Grad) angewendet werden und dann auch nur, wenn das Kind nicht friert. Denn oft zittern Kinder trotz hohen Fiebers. Dann brauchen sie Wärme und keine kühlenden Wickel. Für die Wadenwickel werden Handtücher in lauwarmes Wasser gegeben, dann ausgewrungen und für etwa zehn Minuten um die unteren Beine gewickelt. Darüber ein trockenes Tuch wickeln. Wadenwickel sollten erst bei Kindern ab zwei Jahren angewandt werden.
Inhalieren finden Kinder meist lästig. Es hilft aber super bei Husten und verstopfter Nase, da es für Feuchtigkeit sorgt. Bei starkem oder häufigem Husten verschreibt die Kinderärztin ein Gerät samt Kochsalzlösung zum Inhalieren. Je nach Alter des Kindes muss es sich dafür einen Aufsatz in den Mund stecken oder eine Maske über Mund und Nase halten. Alternativ kann man heißes Wasser in eine Schüssel geben und darin wahlweise Salz (ca. 10 Gramm auf 1 Liter) oder Kamillentee auflösen. Dann Kopf mit Handtuch drüber halten und einatmen. Vorher unbedingt prüfen, ob der Wasserdampf nicht zu heiß ist. Um die Kinder während des Inhalierens bei der Stange zu halten, hilft Ablenkung durch einen Film, ein Hörbuch oder Vorlesen.
Zwiebeln sind nicht nur in der Küche ideale Helfer, sondern auch in der Hausapotheke. Ihre Säfte haben eine antibakterielle Wirkung. Diese kann man sich in Form eines Hustensafts zu Nutze machen. Dazu eine Zwiebel klein würfeln und mit ein bis zwei Esslöffeln Honig vermengen. Die Mischung ein paar Stunden stehen lassen. Der Saft, der dabei entsteht, soll mehrmals täglich getrunken gegen Husten helfen. Babys unter 1 Jahr dürfen keinen Honig essen, für sie ist dieser Hustensaft daher ungeeignet. Gegen Ohrenschmerzen sollen Zwiebelwickel helfen. Dazu die Zwiebel ebenfalls würfen und in ein Baumwolltuch wickeln und auf das schmerzende Ohr legen. Das sollte man vorsichtig testen. Bei manchen Kindern werden die Schmerzen dadurch noch größer, dann lieber darauf verzichten.
Hühnersuppe gilt als eines der wirksamsten und schmackhaftesten Hausmittel gegen Erkältung – vorausgesetzt sie wird aus frischen Zutaten selbst gemacht und nicht nur aus fertiger Hühnerboullion aus dem Glas. Denn entscheidend sind – neben der Wärme und der Flüssigkeit – die Vitamine und Nährstoffe aus dem Gemüse und dem Hühnerfleisch. Wer noch Suppennudeln mit in den Topf gibt, macht diese Medizin dem Nachwuchs auch schmackhaft.
Die beste Medizin bei Infekten: Ruhe und Zuwendung. Foto: iStock
Alternativmedizin
Eine weitere Möglichkeit, leichte Infekte zu behandeln, sind Verfahren der Alternativmedizin. So unterschiedlich sie sind, liegt ihnen immer ein ganzheitlicher Ansatz zu Grunde. Sie schauen nicht nur auf die Symptome, sondern auch auf mögliche Ursachen und setzen in der Behandlung auch dort an. Wir stellen die bekanntesten vor:
Schüßler-Salze: Die Biochemie nach Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) geht davon aus, dass für die meisten Beschwerden ein gestörter Salzhaushalt des Körpers die Ursache ist. Schüßler war Anhänger der Homöopathie, fand aber die Vielzahl von Wirkstoffen zu unübersichtlich. Stattdessen beschränkte er sich auf zwölf Mineralsalze (auch Funktionsmittel genannt), die den Mineralhaushalt wieder regulieren und so bei bestimmten Beschwerden helfen sollen. Wie bei der Homöopathie werden die Wirkstoffe verdünnt (potenziert) und in Tablettenform verabreicht. Schüßler-Salze werden häufig bei Zahnungs- und Verdauungsbeschwerden und bei Erkältungen angewandt. Bei schweren Erkrankungen oder bei Nierenproblemen sind sie ungeeignet.
Pflanzenheilkunde: Die Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, setzt auf die Heilkraft der Pflanzen. Während die Schulmedizin nur mit isolierten Wirkstoffen bestimmter Pflanzen arbeitet, wird bei der Phytotherapie die ganze Pflanze genutzt. Demnach helfen bei bestimmten Beschwerden bestimmte Kräuter – Thymian bei Husten, Johanniskraut bei Depressionen. Die Pflanzenwirkstoffe können in vielen Formen verabreicht werden: Kräutertee, Tabletten, Saft, Salbe, Öl oder Badezusatz. Bestimmte Öle wie Menthol sind allerdings für Babys und Kleinkinder tabu. Wegen möglicher Nebenwirkungen und der Frage der Dosierung sollte ein Experte zu Rate gezogen werden.
Homöopathie: Die Homöopathie ist eines der am weitesten verbreiteten, aber auch eines der umstrittensten Verfahren. Begründet wurde die Homöopathie vom Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843). Das Verfahren beruht auf zwei Prinzipien. Erstens: Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt, zweitens: die Heilmittel werden verdünnt bzw. potenziert. Das Ähnlichkeitsprinzip besagt, dass Substanzen, die bei gesunden Menschen bestimmte Symptome hervorrufen, diese Symptome bei Kranken lindern können. Ein Beispiel dafür ist die Zwiebel. Sie bringt die Augen zum Tränen und die Nase zum Laufen. Als homöopathisches Mittel soll sie gegen Schnupfen wirken. Die Heilmittel werden aus Ursubstanzen wie Pflanzen, Tieren und Mineralien hergestellt. Diese werden zerkleinert und in einer Alkohol-Wasser-Lösung verdünnt, mindestens im Verhältnis 1 zu 10, wodurch die Potenz D1 entsteht. Dabei gilt: je stärker die Verdünnung, desto höher die Wirksamkeit. Am Ende entstehen sogenannte Globuli. Das homöopathische Mittel soll die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen und so zur Linderung oder Heilung von Beschwerden führen.
Kaum ein Verfahren ist so umstritten wie die Homöopathie. Kritiker bemängeln sowohl das Ähnlichkeits- als auch das Verdünnungsprinzip. Gerade letzteres widerspreche jeglichen naturwissenschaftlichen Grundlagen aus Physik, Chemie und Biologie. Bei besonders extremer Verdünnung ist kein Molekül der Wirksubstanz mehr nachweisbar. Homöopathen glauben dennoch an die Wirkung: Die Ursubstanz hat durch das Verschütteln und Verdünnen ihre Information bzw. ihre Energie auf das Wasser übertragen und kann so auf den Körper wirken.
Wichtig: Bei ernsten oder langanhaltenden Beschwerden und Erkrankungen sollte immer ein Schulmediziner zu Rate gezogen werden. Das gilt auch, wenn die eben genannten Hausmittel und alternativmedizinischen Behandlungsmethoden keinen Erfolg zeigen.
Wie Impfen die Immunabwehr stärkt
Wie unser Beitrag gezeigt hat, können wir unsere Kinder nicht vor allen Krankheiten schützen – und müssen es auch gar nicht. Ganz im Gegenteil: Das Durchmachen von Erkältungen ist eine gute Übung für das Immunsystem und langfristig wichtig. Vor bestimmten Krankheiten können und sollten wir unsere Kinder aber sehr wohl schützen – durch Impfen. Impfungen schützen vor bestimmten Krankheiten, die einen schweren Verlauf aufweisen und in seltenen Fällen sogar zum Tod führen können. Daher klären wir im separaten Spezial rund um das Thema Impfungen auf.
Buchempfehlungen
Dreck ist gesund! Warum zu viel Hygiene Ihrem Kind schadet. Von Prof. Dr. B. Brett Finlay, Dr. Marie-Claire Arrieta, 2018 erschienen im Goldmann Verlag, ISBN: 978-3-641-21077-9.
Die Mikrobiologen Brett Finlay und Marie-Claire Arrieta haben erforscht, dass zu viel Hygiene den Aufbau eines intakten Immunsystems hemmen und damit den Weg für eine Vielzahl chronischer Krankheiten wie Diabetes, Asthma und Fettleibigkeit ebnen kann. Der Schlüssel zu einer gesunden Entwicklung von Kindern liegt in einem ausgeglichenen Haushalt von Mikroben, den Eltern über das Hygieneverhalten beeinflussen können.
Immun: Alles über das faszinierende System, das uns am Leben hält. Von Philipp Dettmer, 2021 erschienen im Ullstein Verlag, ISBN: 978-3864931758.
In jeder Sekunde unseres Lebens werden wir angegriffen. Bakterien, Viren, Pilzsporen und andere Lebewesen wollen in unseren Körper eindringen. Doch dann werden sie von einer riesigen Armee Zellen angegriffen, unserem Immunsystem. Die Zellen kämpfen wie ein T-Rex auf Speed und opfern ihr eigenes Leben für uns. Philipp Dettmer, bekannt aus dem YouTube-Kanal »kurzgesagt – in a nutshell«, erklärt das Immunsystem anschaulich und unterhaltsam.