"Für die Zahnfee"

Datum: Mittwoch, 30. Januar 2013 12:55

 
"Man muss dran bleiben"

IMG 5597b_240Interview mit Zahnärztin Renate Abraham
Renate Abraham ist Fachzahnärztin für Kinderstomatologie in Cottbus Zahnarztpraxis Lausitz Park, Madlower Chaussee 4, 03051 Cottbus, Tel: (0355) 53 00 72, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 


Frau Abraham, wie sind Sie zur Kinderzahnheilkunde gekommen?
Schon während des Studiums, das ich in Rumänien absolvierte, war ich in der Kinderstomatologie tätig. Wir sind in die Kindergärten gegangen, haben dort Zahnpflege erklärt und das auch immer wieder überprüft. Nach dem Studium ging ich nach Cottbus. Wie es der Zufall so wollte, wurde zu diesem Zeitpunkt eine Kinderstomatologie aufgebaut. Da war ich natürlich begeistert.


Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen den „kleinen“ und den „großen“ Patienten?
Die Unterschiede sind sehr deutlich. Mit Kindern muss man zum Beispiel viel ruhiger umgehen und die Untersuchungen können viel anstrengender sein. Bei Erwachsenen gibt es auch Patienten, die viel Einfühlungsvermögen benötigen, weil sie zum Beispiel Angst vor der Untersuchung haben. Aber Erwachsene artikulieren das nicht so deutlich, lassen sich ihre Angst nicht so sehr anmerken.


Kann man Kinder beim Zahnarztbesuch leichter austricksen?
Man sollte gar keinen Patienten austricksen. Dadurch wird das Vertrauen zerstört. Bei Kindern kann man aber viel mit der Fantasie arbeiten und Geschichten erzählen während der Behandlung. Das Problem heutzutage ist aber, dass viele Kinder viel fernsehen, aber weniger Geschichten hören oder lesen, dadurch ist die Fähigkeit der eigenen Vorstellungskraft eingeschränkt.


Gibt es die Angst vorm Zahnarzt bei Kindern oder handelt es sich dabei um ein hausgemachtes Problem?
Dabei handelt es sich vor allem um ein hausgemachtes Problem. Wenn die Eltern motiviert sind, dass die Behandlung notwendig ist, bekommt man jedes Kind zum Zahnarzt. Sind die Eltern unsicher, merkt das Kind das sofort. Da helfen wir Eltern natürlich auch. Wenn Eltern selbst Angst vorm Zahnarzt haben, wird der Besuch mit den Kindern schwieriger. Da wirken wir unterstützend und beruhigend.


Wie kann man sein Kind auf den Zahnarzt vorbereiten?
Zunächst durch die Zahnpflege. Man kann mit seinem Kind über viele Sachen reden, wie über Trinkgewohnheiten, Süßigkeiten, etc. Dazu kommt das Abgewöhnen des Nuckels. Und man muss dran bleiben. Eine Füllung kann sich über drei bis vier Sitzungen hinziehen. Wenn Eltern nach der zweiten Behandlung nicht mehr zum Zahnarzt gehen und das Kind das nächste Mal mit Schmerzen bringen, wird der nächste Termin natürlich unangenehm. Es gibt in Cottbus großartige Erzieher. In unsere Praxis kommen Kindergartengruppen und dürfen Zahnarzt und –helferin spielen, bekommen ein gesundes Frühstück und dürfen sich eine Stunde lang die Praxis ansehen. Dank solchen Einsätzen wissen Kinder heutzutage schon ziemlich viel über Zahngesundheit.


Was macht man, wenn der Zahnarztbesuch trotzdem nicht gut gelaufen ist?
Dann sollte man die positiven Dinge hervorheben. Nicht darauf rumpochen, dass das Kind gebrüllt und Angst hatte. Lieber erzählen, dass der Mund super offen war und der Zahnarzt alle Zähne auf einmal zählen konnte.


In vielen Badezimmern wird das Zähne putzen zur Nervenprobe – was können Eltern machen.
Zähne sollten zusammen geputzt werden. Ist das Kind alleine im Badezimmer, während draußen alle anderen Familienmitglieder etwas anderes machen, fühlt es sich ausgeschlossen. Man kann seinem Kind beim Putzen eine Geschichte erzählen und die jedes Mal fortsetzen. Ihr Kind wird wissen wollen, wie die Geschichte ausgeht und bald das Putzen einfordern. Außerdem hilft die Vorbildfunktion. Kinder ahmen ihre Eltern nach. Kinder können auch ihre Zahnpasta oder den Zahnputzbecher oder ähnliches aussuchen. Statt dem Überraschungsei an der Kasse darf es sich solche Sachen auswählen.


Ab welchem Alter ist ein Zahnarztbesuch sinnvoll?
Spätestens mit eineinhalb Jahren sollte zum ersten Mal der Zahnarzt aufgesucht werden. Danach ist es wichtig, dass Sie und Ihr Kind zu uns kommen, bevor die Schmerzen da sind.