Da wackelt´s in der Kiste
Wenn die ersten Zähne wackeln, fühlen sich die Kleinen wie die ganz Großen. Oftmals ist der Zahn draußen, bevor das Kind überhaupt „wackeln“ sagen kann. Der steckt im Kuchen, wird mit dem Getränk hinuntergespült und alle wundern sich über die Lücke. Manche kleinen Wackelzähne lassen sich jedoch sehr bitten. Sollten Sie an dieser Stelle Anleitungen für das Ziehen von Milchzähnen in der heimischen Küche erwarten, werden Sie enttäuscht. Fakt ist, einen Bindfaden zwischen Türklinke und dem wackeligen Ziehkandidaten anzubringen, ist nur in der Theorie lustig. Bitte nicht zu Hause nachmachen. Bis jetzt haben noch alle Milchzähne ihren Weg aus dem Mund gefunden. Meistens spielen Kinder, ob bewusst oder unbewusst, solange mit der Zunge daran herum, dass sich der Zahn verabschiedet. Wenn das Drehen, Spielen, Wackeln Ihres Kindes am Zahn nicht wehtut, kann gedreht, gewackelt, rumgespielt werden. Und wie immer: Tut der Zahn weh, will nicht rausfallen, aber auch nicht mehr drin bleiben und diese Prozedur zieht sich – gehen Sie zum Zahnarzt. Die Umgebung dort ist steril, das Zahnfleisch bleibt heile, es fließt kein unnötiges Blut und Ihr Kind bekommt noch einen schönen Sticker oder eine sonstige Belohnung für seine Tapferkeit. Plus die Kriegsbeute in Form des Zahns in seinen Händen. Wie Sie die herausgefallenen Milchzähne außerhalb des Mundes handhaben, sei Ihnen überlassen. Viele Eltern und Kinder bewahren die herausgefallenen Zähne in speziellen Milchzahndosen auf.
Um Befürchtungen vorzubeugen: Diese Zähne zerfallen nicht so schnell. Es wird auch kein Geruch oder Schimmel produziert. Vorausgesetzt, Sie reinigen die Zahntrophäen, bevor sie in der Schachtel landen. Das geht einfach mit Zahnbürste und Zahnpasta oder einem kurzen Bad in Desinfektionsmittel. Wohlbemerkt erst, wenn der Zahn ausgefallen ist. Hier haben Sie eine weitere Argumentationsgrundlage für kleine Zahnputzmuffel: Ein sauberer, gesunder Milchzahn kann in die Dose gepackt werden. Ein kaputter, braungefärbter wird vom Zahnarzt einkassiert oder wandert in den Müll.
Mittlerweile hat die Zahnfee den Einzug in viele Kinderzimmer gefunden. Das amerikanisch-britische Fabelwesen tauscht die Milchzähne unter dem Kopfkissen gegen ein Geldstück. Ob Sie diesen Brauch bei sich einführen möchten, bleibt alleine Ihnen überlassen. Den meisten Kindern ist es oft Triumph genug, den Zahn in den Händen zu halten und in die Erinnerungsdose zu verfrachten.
Es kann auch dazu kommen, dass ein Zahn ausgeschlagen wird. Was macht man in dieser Situation?
- Ruhe bewahren, egal wie schlimm es aussieht.
- Bei starker Blutung: Taschentuch, Gaze, oder ähnliches auf die Wunde drücken.
- Kühlen.
- Zahnarzt aufsuchen.
Das Gleiche gilt auch für Zahnunfälle mit bleibenden Zähnen. Auch wenn Sie meinen, dass der Zahn nur gelockert ist, kann das Zahnfleisch in Mitleidenschaft gezogen worden sein, ganz abgesehen von Keimen, die den Weg in die Wunde finden. Sollte es durch einen Unfall dazu kommen, dass ein Milchzahn weit vor seiner Zeit entfernt wird, sollte ein künstlicher Platzhalter eingesetzt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass kein bleibender Zahn nachkommen kann.
Zähne putzen kann Spaß machen. |
Der Zahnarzt – dein Freund und Helfer
Bis hierher wurde oft auf den Rat eines Zahnarztes hingewiesen. Den können Sie aufsuchen, sobald der erste Zahn da ist. Bei der Sorge ums Kind gibt es kein „zu früh“, wobei man nicht paranoid werden sollte. Wichtig ist, wie bei allen anderen möglichen Erkrankungen: Den Arzt aufsuchen, bevor die Beschwerden nicht mehr zu übersehen sind.
Die Angst vorm Zahnarzt ist hausgemacht. Es gibt kaum einen Arzt, vor dem sich die Menschen so fürchten, wie vor dem Zahnarzt. Deswegen: Egal, wie viel Angst Sie selbst davor haben – lassen Sie es für Ihr Kind zu keiner großen Sache werden. Versprechen Sie keine Belohnungen nach dem Besuch, erzählen Sie im Vorfeld nicht, wie schlimm der letzte Besuch für Sie selbst war, etc. Es tut auch nicht Not, Ihr Kind vor seinem ersten Zahnarztbesuch zu beruhigen. Wenn es hört „Keine Sorge, es wird schon nicht so schlimm sein.“, wird es sich fragen „Ja, warum sollte es denn schlimm sein? War es doch beim letzten Mal, als mir von einem Menschen in weißem Kittel in die Ohren geschaut wurde auch nicht.“ Es wird also eine Erwartungshaltung, die eine schlimme Erfahrung von vornherein mit einbezieht, aufgebaut. Gehen Sie möglichst ausgeruht, entspannt und unaufgeregt zum Zahnarzt. Das fällt umso leichter, je besser man den Zahnarzt für sein Kind findet. Ist man trotz eigener Ängstlichkeiten mit seinem eigenen zufrieden und dieser behandelt auch Kinder, spricht prinzipiell nichts dagegen, das Kind dort ebenfalls behandeln zu lassen. Sollten Sie unsicher sein, gibt es einige Anhaltspunkte, auf die Sie bei der Auswahl achten können.
Trotz oder gerade weil Zahnpflege schon in sehr jungen Jahren äußerst wichtig ist, sollte man auf die Auswahl der Angebote achten. Bei Zähnen gilt wie für den Rest des Körpers: Vorsorge ist besser als eine nachträgliche Behandlung. Gehen Sie also einmal im halben, spätestens einmal im Jahr ab dem ersten Milchzahn zum Zahnarzt. Über alle Zusatzbehandlungen sollten Sie Rücksprache mit Ihrem Zahnarzt halten und bei Unsicherheiten über deren Notwendigkeit eine zweite Meinung einholen.
Für viele Eltern gilt: Kaum haben Sie einen Zahnarzt gefunden, bei dem Sie Ihr Kind trotz eigener Angstzustände behandeln lassen können, ist die Zeit gekommen, dass eben dieser sagt: „Ihr Kind benötigt eine Zahnspange.“ Ihr Kind wird bis zu diesem Satz schon ein paar Jahre älter sein. Das Prinzip bleibt das gleiche: Wohlfühlen, gute Beratung, freundliches Wartezimmer, geduldiges Personal, egal wie oft das Telefon klingelt. Die meisten Zahnfehlstellungen sind offensichtlich. Es kann dennoch nicht schaden, sich eine zweite Meinung einzuholen. Sowohl, was die Art der Zahnspange, als auch die sonstigen Behandlungen wie z.B. das Ziehen von Weisheitszähnen zur Vermeidung weiterer Verschiebungen und ähnliches betrifft. Kinder reagieren phasenweise aufgeregt, positiv, genervt, peinlich berührt, resigniert und alles wieder von vorne auf Ihre Zahnspange. Das ist nur natürlich, da das Einsetzen der Spange oft mit dem Einsetzen der Pubertät zusammentrifft. Will Ihr Kind seine Spange nicht tragen, verliert es sie, wird bockig, etc., kann es mehr helfen, ein Bild seines Idols im Wohnzimmer liegen zu lassen, als permanent darauf zu bestehen, dass die Spange getragen wird. Vorausgesetzt, das Vorbild ist nicht Jürgen Vogel.
Die heimlichen Freunde von Karius und Baktus. |
Augen auf bei der Zahnarztwahl
Warten für Kinder: Da es derzeit nur wenige eigens auf Kinder spezialisierte Zahnärzte gibt, bietet sich als erster Schritt auf der Suche zum geeigneten Arzt ein Blick ins Wartezimmer an – Gibt es eine Kinderecke oder Spielzeug und Kinderzeitschriften und -bücher? Wenn nicht, gehen hier wohl weniger kleine Patienten ein und aus.
Vor der Untersuchung ist (vielleicht) keine Untersuchung: Sollte Ihr eigener Zahnarzt, aus welchen Gründen auch immer, nicht für Ihr Kind in Frage kommen, sehen Sie sich bei dem potenziellen „Neuen“ um, reden Sie mit Ihm und den Schwestern. Sie können sich auch in Ihrem Umfeld nach Empfehlungen informieren. Für die Behandlung von Kindern sind Geduld und Einfühlungsvermögen das A und O. Trotz, verständlichem Stress im Praxisalltag sollte eine beruhigende Atmosphäre vorhanden sein.
In der Ruhe liegt die Kraft: Der Zahnarzt sollte Ihr Kind Schritt für Schritt an die Situation gewöhnen. Die liegende Position, die große, helle Lampe, die Instrumente, etc. können einschüchternd wirken, zumal Eltern oft vorbelastet mit eigenen Ängsten das Behandlungszimmer aufsuchen. Vielleicht können Sie Ihr Kind zu einer einfachen Routineuntersuchung Ihrer eigenen Zähne mitnehmen.
Der Zahnarztbesuch ist ein Kinderspiel: Und genau das sollte er auch sein. Statt mit Fachchinesisch an die Eltern gewandt, sollte das Kind spielerisch und voller Fantasie erklärt bekommen, was gerade passiert. Nicht jeder hat Fantasie, dass kann durch Ruhe und Einfühlungsvermögen wettgemacht werden.
Was sagt das Kind: Ihr Kind wird Ihnen zu verstehen geben, wenn es mit dem Arzt nicht einverstanden ist. Waren Sie mit der Behandlung zufrieden und Ihr Kind mochte die Nase vom Zahnarzt nicht, gibt es kaum Grund, zu wechseln. Hier ist Abwägen wichtig. Versuchen Sie Ihrem Kind im Nachhinein keine Bedenken einzureden, indem Sie mehr als nach anderen Arztbesuchen nach dem Empfinden fragen.