Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Mit: Dr. Charlotte Unger, Senior Research AssociateInstitut für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS
Was wurde bisher aus Ihrer Sicht bei diesem Ziel erreicht und was muss noch passieren?
Obwohl wir genau wissen, was wir erreichen müssen, tun wir lange nicht genug. Zum einen haben die Länder dieser Welt noch nicht genug Treibhausgasminderungen versprochen, um die Erderwärmung nur auf 1.5. °C zu begrenzen. Zum anderen fehlen an vielen Stellen noch konkrete Maßnahmen, wie die bisher versprochenen Klimaziele auch wirklich erreicht werden. Besonders dramatisch ist die Lage, wenn es um die entstehenden Kosten geht. Die ärmsten Länder dieser Welt trifft der Klimawandel am härtesten, obwohl sie praktisch nichts dazu beitragen. Noch dazu können sie nur wenig dagegen tun. Reiche, so genannte Industrieländer, hatten zwar Zahlungen zugesagt, aber bislang haben sie ihre Versprechen noch nicht ausreichend erfüllt.
Wie haben aktuelle Krisen, wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, dieses Ziel bzw. die Diskussion darüber verändert?
In Krisen erleben wir erstmal einen Schock. Wir erfahren, wie wenig wir für Katastrophen wie Corona oder den Krieg in der Ukraine gewappnet sind. Bei vielen Menschen weckt das einerseits Angst vor der Zukunft und davor, dass das Leben immer schwieriger, teurer und gefährlicher wird. In solchen Momenten scheint es zunächst einfacher, sich vor Umstellungen und Neuerungen zu verschließen. Anderseits sehen wir auch, dass Menschen in Krisensituationen stärker zusammenhalten. Krisen bedeuten auch die Chance, danach etwas Besseres und Gesunderes für Mensch und Planet aufzubauen. Wir müssen die Gelegenheit nutzen, z.B. die Corona-Hilfsgelder vor allem für nachhaltige und grüne Maßnahmen auszugeben.
Wie steht Deutschland bei diesem Ziel aus Ihrer Sicht da?
In Deutschland und auch in der Europäischen Union haben wir uns recht gute, ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Das heißt, wir haben die grobe Richtung festgelegt, mit der wir den schlimmsten Klimawandel noch verhindern können. Aber es fehlen leider immer noch konkrete Maßnahmen und Vorschläge, wie wir die Ziele erreichen können.
Was können wir in Deutschland konkret dafür tun, damit dieses UN-Ziel erreicht wird?
Natürlich muss einerseits noch viel in der Politik passieren – hier muss der Rahmen vorgegeben werden für eine gute Umsetzung unserer Klimaziele. Aber das Thema geht jeden einzelnen von uns an, es betrifft praktisch jeden Lebensbereich. Die Informationen darüber, was jede/r tun kann, müssen noch viel konkreter werden und alle erreichen. Aber auch jede/r einzelne muss bereit sein, sich umzustellen und zukünftig vieles im Alltag verändern.
Wie können Familien mit ihren Kindern über dieses Ziel sprechen und ihre Kinder dafür sensibilisieren?
Ich habe selbst zehnjährige Zwillinge, die mich häufig zu Klimawandel und Umweltverschmutzung befragen. Wir können Kinder in ihrer Neugier bestärken, d.h. zunächst ihre Fragen ernst nehmen und uns über das Thema unterhalten. Wenn man selbst keine Antworten weiß, findet sich dafür vielleicht jemand im Bekanntenkreis oder man recherchiert gemeinsam. Gute Informationen gibt es z.B. bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Auch in der Schule oder der Kita kann man Anregungen auf Elternabenden einbringen. Besonders wichtig finde ich es, Vorurteilen und ‚Fake News‘ entgegenzuwirken. Klassiker sind etwa: „Weniger Auto fahren bringt eh nichts!“ Oder: „Ein bisschen wärmer, das ist doch schön!“ Hier muss erklärt werden, warum man viele so leicht daher gesagte Aussagen nicht glauben sollte. Danach gilt es zu besprechen, was wirklich stimmt.